Deutscher Pkw-Stahlradmarkt stabil
Dass 2009 der deutsche Markt für Pkw-Stahlräder erfreulich sein würde, war angesichts der Abwrackprämie und des dadurch resultierenden Absatzbooms vor allem von kleineren Neuwagen keine Überraschung. In dieser Fahrzeugklasse werden überproportional viele Stahlräder in der Erstausrüstung montiert, gerne in 14 und 15 Zoll.
Diese starke Nachfrage durch die Automobilhersteller hatte aber auch zur Folge, dass der Trend im Ersatzgeschäft, der jahrelang nach unten gerichtet war, umgekehrt werden konnte. Denn wer sein neues Auto, das ja heil durch die kalte Jahreszeit kommen sollte, auf Winterreifen umrüstete, der hatte drei Alternativen: Entweder kaufte er sich einen Satz Aluräder, den er dann auch gleich für den Sommer 2010 nutzen konnte, oder er ließ ummontieren, also nutzte die vorhandenen Stahlräder auch winters, oder er kaufte sich einen neuen Satz Stahlräder, sodass er über acht Komplettradsätze (vier mit Sommer-, vier mit Winterreifen) mit Stahlrädern verfügte.
In 2008 hatte sich der deutsche Stahlradersatzmarkt bereits bedrohlich der 2-Millionen-Räder-Marke genähert, in 2009 dürften es dann aber wieder etwa 2,5 Millionen und in 2010 sogar noch etwas mehr gewesen sein. Zu dieser Trendwende haben diverse Einzelfaktoren beigetragen, keiner für sich genommen berauschend effektvoll, aber alle hilfreich. So zog das zuvor stark rückläufige Flottengeschäft wieder an: Bei einem „Dienstwagen“ der Kompaktklasse zählt der automobile Geschmack des Fahrers weniger als die Kostenkalkulation des Flottenbetreibers. Die jedenfalls partiellen Verknappungen im Markt bei Aluminiumrädern in 13 und 14 Zoll ermunterten einen Händler auch schon mal, seinem Endkunden Stahlräder ans Herz zu legen, anstatt sich nach Alurädern die Finger wund zu wählen. Das jahrelange Wachstum bei Ganzjahresreifen hat auch dazu geführt, dass sich Verbraucher für „Ganzjahresräder“ entschieden, und die waren nun mal vornehmlich stählern; zumal die Größenstatistiken bei Allwetterreifen verraten, dass die kleineren Größen und niedrigeren Speedindices dominieren.
Stahlräder sind „Commodities“, Allerweltsprodukte, für die man zahlen muss, die man sich nicht wünscht. Aluminiumräder sind in den letzten Jahren für immer mehr Verbraucher ebenfalls zu Commodities geworden, für die man etwas mehr zahlen muss, deren Design man sich manches mal sogar wünscht. Der langfristige Trend weg vom Stahl- und hin zum Alurad ist nicht gebrochen. Da der deutsche Automobilmarkt als weitgehend gesättigt gilt, wird die jährliche 2-Millionen-Absatzmarke im Ersatzmarkt auch wieder in Sicht kommen.
Aussterben wird das Pkw-Stahlrad hierzulande aber auf absehbare Zeit nicht. Es wird auch weiterhin Konsumenten geben, denen es wichtig ist von „A nach B“ zu kommen und die nicht verstehen wollen, auch nur einen Euro zuviel ins Fahrzeug zu stecken. Entwicklungen wie das Downsizing bei Autos, eine Renaissance kleiner, vor allem schmaler Räder (mit treibstoffsparenden Reifen) werden das Überleben dieses Rädertyps sichern. Schlimmstenfalls wird das Stahlrad zur Nische. Erfahrungsgemäß kann man sich in Nischen ganz wohl fühlen. detlef.vogt@reifenpresse.de
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