Kautschuk aus Löwenzahn als Zukunftsidee ausgezeichnet

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Dass verschiedenen Institutionen wie etwa die Ohio State University oder das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME in Aachen sowie auch Reifenhersteller wie etwa Cooper daran forschen, wie der von Löwenzahn produzierte Kautschuk für Produkte aus Gummi eingesetzt werden kann, hatte die NEUE REIFENZEITUNG in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet. Auch Continental gehört eigenen Aussagen zufolge zu einem Konsortium aus Forschungsinstituten und Industriepartnern, das die Idee zur Marktreife führen will. Beim bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“ wurde das Projekt sogar als Zukunftsidee ausgezeichnet. Denn als alternativer Rohstofflieferant für Kautschuk wird Löwenzahn als ein möglicher Problemlöser der Industrie gesehen: Laut Conti übersteigt einerseits die weltweite Nachfrage nach herkömmlichem, vor allem in Südostasien aus dem Saft des Gummibaums gewonnenen Naturkautschuk das Angebot, und andererseits sei der Kautschukbaum zudem vom Pilzbefall bedroht sowie synthetisch hergestellter Kautschuk als Erdölprodukt wiederum abhängig von den Rohstoffvorkommen, was zu entsprechend starken Preisschwankungen auf den Weltmärkten führe. „Die ersten Forschungsergebnisse belegen eindeutig, dass der russische Löwenzahn einen hochqualitativen Naturkautschuk produziert. Seine physikochemischen Eigenschaften entsprechen denen des brasilianischen Gummibaums“, sagt Professor Dr. Dirk Prüfer vom Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen an der Universität Münster.

„Die industrielle Nutzung von Naturkautschuk aus Löwenzahn setzt jedoch seine großflächige Kultivierung voraus. Ich hoffe, der Löwenzahn zählt in absehbarer Zeit zu den Nutzpflanzen in Deutschland, verdient hätte er es“, meint er. Die Biochemiker in Münster haben jedenfalls ein Enzym entdeckt, das für die schnelle Gerinnung des Milchsafts sorgt. Es soll ihnen gelungen sein, dieses Enzym „abzuschalten“, sodass der Saft mithilfe der Experten jetzt frei fließen und abgeschöpft werden kann. Nach Ansicht von Forschern könnte in der Zukunft rund ein Zehntel des deutschen Kautschukbedarfs aus Löwenzahn gewonnen werden. Das wird von Conti als gute Nachricht gewertet, beziffert man dort für den Pkw-Reifen „ContiPremiumContact 2“ den Kautschukanteil doch mit bis zu 41 Prozent. „Aus Sicht der Materialentwicklung ist dieses Projekt von hohem Interesse“, sagt daher Dr. Boris Mergell, Leiter Material- und Prozessentwicklung & Industrialisierung Reifen bei Continental. „Denn wenn die Nutzung als Naturkautschukquelle gelingt, ist der Löwenzahn mit seiner nur einjährigen Vegetationsperiode von Aussaat bis Ernte auch im Blick auf die Rohmaterialversorgung interessant, da relativ kurzfristig auf die Angebotsschwankungen reagiert werden kann. Das Anlegen einer herkömmlichen Kautschukplantage hingegen braucht vom ersten Spatenstich bis hin zur ersten Ernte ungefähr fünf bis sieben Jahre“, ergänzt er. cm

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