Hayes Lemmerz fertigt Pkw-Stahlräder in Indien
Nachbarschaft eines Nutzfahrzeug-Stahlräderwerkes im indischen Chakan (bei Pune) im Beisein des Chairman und CEO von Hayes Lemmerz Curtis J. Clawson, COO Fred Bentley, Pieter Klinkers (u.a. Geschäftsführer der Hayes Lemmerz Germany Holding) sowie Baba Kalyani (Chairman des indischen Joint-Venture-Partners Kalyani-Gruppe, die in Pune ihren Sitz hat) ein „auf der grünen Wiese“ gebautes neues Pkw-Stahlräderwerk eröffnet. Errichtet mit einem Investitionsvolumen von etwa 15 Millionen Dollar, liegt die Anfangskapazität bei zwei Millionen Einheiten jährlich, von denen bereits 1,7 Millionen Stück an Erstausrüstungskunden fest gebucht sind.
Indien gehört nach Aussagen von Clawson zu den „drei, vier Regionen“ weltweit, auf die man sich konzentriere. Einst stark Nordamerika-lastig, trägt der Heimatmarkt der Hayes Lemmerz International, Inc. heute lediglich noch 15 Prozent zum Konzernumsatz bei. Hayes Lemmerz hat aktuell 17 Fabriken weltweit, in denen Nutzfahrzeugräder aus Stahl sowie Pkw-Räder aus Stahl und Aluminium gefertigt werden.
Das Indien-Joint-Venture Kalyani Hayes Lemmerz Ltd. (KHLL), an dem der weltgrößte Räderhersteller mit Zentrale in Northville (Michigan/USA) 85 Prozent der Anteile hält, wurde bereits im Jahre 1996 mit Leben erfüllt und beinhaltete ein Stahlräderwerk, das heute eine Kapazität von einer Million Räder jährlich hat. Partner von Hayes Lemmerz ist das Industriekonglomerat Kalyani, zu dem unter anderem Bharat Forge gehört, allgemein als größtes Schmiedeunternehmen der Welt eingestuft.
Kalyanis starke Verankerung in der indischen Wirtschaft dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass in Chakan bereits kurz nach Eröffnung des Nutzfahrzeugräderwerkes die ersten Lkw- und Bus-Stahlräder an den großen indischen Hersteller Tata Motors geliefert werden konnten. Heute beziehen indische Nfz-Hersteller wie Tata, Volvo, Mercedes, Swaraj, Mahindra Navistar oder Jabalpur Räder aus Chakan. Nachdem sich das Unternehmen im heimischen Markt hatte etablieren können und beispielsweise die ersten Räder für Schlauchlos-Lkw-Reifen in Indien überhaupt fertigte, konnte das Exportgeschäft aufgenommen und erfolgreich entwickelt werden. Dabei stand anfangs der ostasiatische Markt mit Ländern wie Südkorea und Taiwan im Fokus, später folgten Nutzfahrzeugschwergewichte wie Daimler-Benz (Deutschland), Volvo (Schweden) oder Iveco (Spanien). Heute reicht die Produktpalette der KHLL von 16 bis 24 Zoll, mit letzterer Größe hat Hayes Lemmerz einen Alleinstatus in Indien.
Technologische Unterstützung hatte Hayes Lemmerz bereits beim Aufbau des Nutzfahrzeugräderwerkes vom deutschen Ableger der Firma Hayes Lemmerz in Königswinter bekommen. Diese Kooperation besteht bis heute fort und hat sich auch im Bau der neuen Pkw-Stahlräderfabrik niedergeschlagen, sodass davon auszugehen ist, dass das Werk auf dem neuesten internationalen Standard ist und bereits die Ansprüche renommierter Erstausrüstungskunden erfüllt. Als erste Kunden im sich so dynamisch entwickelnden indischen Automobilmarkt, der neben Chennai und Gurgaon in Pune ein drittes Zentrum hat und wo sich immer mehr Automobilhersteller ansiedeln, werden Fiat (Modelle Punto und Linea), VW India (Polo), Tata Motors (Sumo und Tatamobile), Mahindra & Mahindra, Renault Nissan India und Ford India genannt. Ausländische OE-Kunden bereits in dieser frühen Phase sind VW-Werke in Mexiko und China sowie nach Aufnahme der Produktion im nächsten Jahr in den Vereinigten Staaten.
Bei dieser Auftragslage ist es nicht verwunderlich, dass bereits in Kürze mit einem Ausbau des Pkw-Stahlradwerkes zu rechnen ist. Projektiert sind weitere zwölf bis 13 Millionen Dollar, um die Volumina auf vier Millionen Einheiten jährlich verdoppeln zu können. Die jetzt bereits existierenden Kapazitäten der Lackieranlage können diesen Anstieg bewältigen. Angesichts von Prognosen, die eine Verdreifachung der alljährlichen Pkw-Verkäufe innerhalb nur eines Jahrzehnts auf neun Millionen Einheiten im Lande beinhalten, so Kalyani, erscheinen die Aussichten für die neue Fabrik blendend.
Noch Zukunftsmusik ist das Geschäft mit Pkw-Aluminiumrädern in Indien, der sich aktuell auf Highend-Modelle bezieht und heute von Clawson auf drei bis vier Prozent vom Markt taxiert wird. Allerdings erwartet der Chef von Hayes Lemmerz bereits in zwei bis drei Jahren ein Anwachsen auf zehn Prozent. Wann der indische Markt für Pkw-Aluminiumräder für Hayes Lemmerz die kritische Marke überschritten haben mag, um dort eine entsprechende Fabrik zu errichten, ist kaum vorhersehbar. COO Fred Bentley freilich erwähnt gegenüber der lokalen Presse ein ganz anderes Segment: Auch der Markt für Motorradräder werde wachsen. detlef.vogt@reifenpresse.de
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