In FTD-Kommentar wird von „Ramsauers Winterreifenunsinn“ gesprochen

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Dass der Bundesverkehrsminister zukünftig die Verwendung von Winterreifen während der kalten Jahreszeit vorschreiben will, ruft nicht nur positive Reaktionen hervor. So ist beispielsweise in einem in der Financial Times Deutschland erschienen und von Margret Hucko verfassten Kommentar von „Ramsauers Winterreifenunsinn“ die Rede. Die geplante Winterreifenpflicht sei „technisch unsinnig und das Gegenteil von ökologisch“, heißt es weiter. Profitieren würden nicht die Autofahrer, sondern die Reifenhersteller, so ein darin erhobener Vorwurf.

„Seit Jahren verbreiten Unternehmen wie Continental oder Michelin Wintermärchen, um das eigene Geschäft anzukurbeln“, wird weiter scharf in Richtung der Industrie geschossen. Als Märchen stempelt die Autorin die Empfehlung der gesamten Branche, in der kalten Jahreszeit doch besser mit Winterreifen zu fahren, dabei deshalb ab, weil unzählige Tests etablierter Magazine mit Sommer- und Winterreifen ihres Wissens nach bewiesen hätten, „dass bei trockener Straße ein Auto stets mit Sommerrädern besser bremst – egal ob bei minus sieben oder plus sieben Grad“.

Kritisiert wird außerdem, dass Ramsauer bei der Definition von Winterreifen wohl auf die M+S-Kennzeichnung oder das Schneeflockensymbol zurückgreifen werde und auch Ganzjahresreifen als solche ansehen wolle. Denn M+S sei „nicht mehr als eine unbedeutende Buchstabenkombination“, die Reifenhersteller „genauso auf ihre Produkte drucken wie Pusteblumen oder Tiermotive“. Und den Unterschied zum Schneeflockensymbol durchblicke nicht unbedingt jedermann, weshalb statt dessen vielmehr ein geprüftes Siegel ähnlich dem Biozeichen der EU gefordert wird.

„Mit Ramsauers gut gemeintem Ansinnen, Verkehrssicherheit auf der Straße und Rechtssicherheit für die Fahrer zu schaffen, wird den Autofahrern eine trügerische Sicherheit suggeriert. Eine, die besagt, dass das Unfallrisiko schrumpft, sobald auf dem Reifen eine Schneeflocke abgebildet ist. Und dass der Staat alles ausführlich regeln muss, damit jede Gefahr gebannt ist“, ist weiter zu lesen. Als Folge dessen plane Ramsauer nun eine „absurde Regelung“, obwohl der gesunde Menschenverstand doch die derzeitige Formulierung in der Straßenverkehrsordnung verstehe und kein Gesetz der Welt – egal mit wie viel Absätzen auch immer – das Wetterproblem in Gänze werde lösen können.

„Es muss vage bleiben. Da hilft auch keine Vorschrift, bei gewissen Bedingungen Winterreifen aufzuziehen. Ein Großteil der Verantwortung muss in der Hand des Einzelnen bleiben“, so die weiter vertretene Auffassung der Autorin, die zugleich noch meint, einen Widerspruch zum ab 2012 in der EU vorgeschriebene Reifenlabeling entdeckt zu haben. Schließlich habe einerseits ein Winterreifen „einen weit höheren Rollwiderstand als ein Sommerreifen“ und verbrauche mehr Benzin. Andererseits stört sie sich augenscheinlich daran, dass die nationale Regelung in Sachen Winterreifen vor einer europaweit einheitlichen Kennzeichnung für Winterreifen kommen könnte und nicht umgekehrt, wie es ihrer Meinung nach eigentlich sein sollte.

„Bis dahin ist der Vorstoß des Verkehrsministers, eine Neuregelung mit den Ländern in den Bundesrat einzubringen, bloßer Aktionismus – und das Papier nicht wert, auf dem sie steht“, so das abschließende Fazit. „Das Beste, was der Verbraucher machen kann: Mut zur Lücke beweisen. Warum Winterreifen kaufen, wenn vor der Haustür der Bus fährt“, wird darüber hinaus geraten. Das senke nicht nur die Kosten für den Satz Winterreifen, sondern verringere auch den Kohlendioxidausstoß. cm

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