GTÜ und ACE vergleichen Ganzjahres- mit Sommer- und Winterreifen
Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) und der Auto Club Europa (ACE) wollten der Frage auf den Grund gehen, ob Ganzjahresreifen tatsächlich als Alleskönner auf trockenen bis hin zu schneebedeckten Fahrbahnen taugen oder nicht doch eher – wie des Öfteren zu hören – nur ein „schlechter Kompromiss“ sind. Deswegen hat man vier Ganzjahresreifen der Marken Federal, Goodyear, Hankook und Vredestein in der Dimension 185/60 R15 H bei einem Praxistest einem direkten Vergleich mit Winter- und Sommerreifen unterzogen. Als diesbezügliche Referenz ist die Wahl auf nicht näher genannte Nokian-Reifen für die kalten bzw. warmen Monate des Jahres gefallen. „Die Anforderung war klar definiert: Ob Schnee, Schneematsch, Nässe oder heiße Sommerstraße – ein Ganzjahresreifen sollte immer greifen“, so die Tester.
In das Endergebnis gingen vier Kapitelwertungen – Sicherheit im Winter, Sicherheit bei Nässe, Sicherheit bei Trockenheit sowie Wirtschaftlichkeit/Umwelt – ein, die sich wiederum aus den jeweils in drei bis vier Unterdisziplinen erzielten Punktezahlen zusammensetzen. Überprüft wurden so unter anderem beispielsweise Bremseigenschaften oder das Handling jeweils bei Nässe, im Trockenen und auf Schnee. In die Kapitelwertung für die Wintereigenschaften gingen zusätzlich noch die Traktion bei Schnee und die „Schneematschgängigkeit“ ein. Auf nasser Fahrbahn wurden darüber hinaus die Aquaplaningeigenschaften der Reifen überprüft, während sich die Tester im Zusammenhang mit dem Thema Wirtschaftlichkeit/Umwelt auf das Vorbeifahrgeräusch, den Rollwiderstand sowie den (Anschaffungs-)Preis kaprizierten.
Laut GTÜ/ACE haben sich drei der vier Ganzjahresreifen im Schnee „überraschend gut“ geschlagen: Allen voran der Hankook „Optima 4S“, der mit der besten Traktion aller Kandidaten durchs Ziel gegangen sei, während sich in Sachen Bremsweg der Goodyear „Vector 4Seasons“ auf dem Niveau eines echten Winterreifens präsentiert habe und Vredesteins „Quatrac 3“ sowie das Hankook-Modell im Schneematschtest hätten glänzen können. Als auf Schneestraßen „nicht empfehlenswert“ wird demgegenüber der Federal „Super Steel 657“ bezeichnet, der in der Kapitelwertung Wintersicherheit denn auch nur 42 Punkte auf seinem Konto verbuchen konnte – der „Optima 4S“ hatte hier mit 65 Punkten die Nase vorn, gefolgt vom „Vector 4Seasons“ (63 Punkte) und dem „Quatrac 3“ (60 Punkte). Der Nokian-Referenzwinterreifen kam demgegenüber auf 69 Punkte, sein Pendant für den Sommereinsatz auf lediglich fünf Punkte.
Auch in Bezug auf die Sommereigenschaften wird der Abstand der Ganzjahresreifen zu einem „echten“ Sommerreifen als erstaunlich gering beschrieben. Trotzdem hätten sie im Vergleich zum Sommerreifen nicht mehr vollständig überzeugen können, seien aber – so GTÜ/ACE – nicht wirklich unsicher gewesen. Im Trockenen bliebt wiederum das Hankook-Modell mit 40 Punkten in dieser Kapitelwertung dem Nokian-Referenzsommereifen (50 Punkte) am dichtesten auf den Fersen, dahinter kamen die Reifen von Vredestein (38 Punkte) und Goodyear (37 Punkte) ins Ziel. In dieser Kategorie konnte sogar der Nokian-Winterreifen mit ebenfalls 37 Punkten den Federal-Ganzjahresreifen (35 Punkte) hinter sich lassen. Dass Letzterer als „einziger Versager“ in Sachen Vergleich der Sommereigenschaften bezeichnet wird, dürfte vor allem aber an den Nässeeigenschaften des „Super Steel 657“ liegen: Denn hier fuhr er mit 44 Punkten deutlich hinter der Konkurrenz her: Der „Optima 4S“ kam auf 66 Punkte, „Quatrac 3“ und „Vector 4Seasons“ auf 60 bzw. 59 Punkte sowie die beiden Nokian-Referenzprodukte auf 68 Punkte (Sommerreifen) respektive 66 Punkte (Winterreifen).
Diese Scharte und auch das vergleichsweise schwache Abschneiden bei Schnee konnte das Federal-Modell auch im Kapitel Wirtschaftlichkeit/Umwelt trotz seines niedrigeren Preisniveaus gegenüber den Wettbewerbern nicht mehr herausreißen. Vor allem deshalb, weil er in der Disziplin Rollwiderstand patzte und somit insgesamt 31 Punkte in der vierten Kapitelwertung auf seinem Konto verbuchen kann. Damit liegt er hier nur einen Punkt vor dem Goodyear-Reifen, während Hankook und Vredestein 37 bzw. 33 Punkte einsammelten. Für die Referenzreifen aus dem Hause Nokian werden 42 Punkte (Sommerreifen) und 40 Punkte (Winterreifen) genannt. Im Summe geht daher Hankooks „Optima 4S“ mit 208 Gesamtpunkten als Erster ins Ziel und wird von GTÜ und ACE folglich zum Testsieger gekürt. Zweiter wird Vredesteins „Quatrac 3“ mit 191 Gesamtpunkten, vor Goodyears „Vector 4Seasons“ (191 Gesamtpunkte) und Federals „Super Steel 657“ (152 Gesamtpunkte). Letzterer kann damit sogar noch weniger Punkte auf seinem Konto verbuchen als der Nokian-Sommerreifen (165 Gesamtpunkte) mit seinem wie erwartet äußerst dürftigen Abschneiden auf Schnee. Dem Abstand zum Nokian-Winterreifen (212 Gesamtpunkte) ist daher logischerweise umso größer.
„Ganzjahresreifen können für Kleinwagen und Kompakte durchaus eine Alternative sein. Vor allem bei überwiegenden Fahrten im städtischen Bereich genügen Ganzjahresreifen“, lautet das Fazit der Tester. Fahrern schneller Limousinen und Sportwagen rät die GTÜ allerdings nach wie vor zur Umrüstung im Herbst und Frühjahr. „Ansprüche wie präzise Lenkreaktionen und geringer Reifenverschleiß auf sommerlichen Straßen können die getesteten Allwetterreifen allesamt nicht erfüllen“, heißt es weiter. cm
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