TÜV Süd testet für Schweizer „auto-illustrierte“
In der Schweiz sorgt das Vorhaben des Bundesrates für Diskussionsstoff in der Automobilszene, dass zur Erhöhung der Verkehrssicherheit nur noch vom Fahrzeughersteller freigegebene Rad-Reifen-Dimensionen zulässig sein dürfen. Die Schweizer „auto-illustrierte“ hat das zum Anlass genommen, Breitreifen einem Praxishärtetest zu unterziehen. Als neutralen Partner für den Test hat sich das renommierte Schweizer Automagazin die Reifenexperten vom TÜV Süd ins Boot geholt. Deren Fazit fällt deutlich aus: „Gerade mit Blick auf Sicherheitsaspekte bieten die Breitreifen in diesem Test beim Bremsen und Handling im Nassen mehr Sicherheit als die Standardgröße“, so Michael Staude, Teamleiter Reifen bei TÜV Süd Automotive.
Wie in allen Ländern Europas hat sich auch die Schweiz ehrgeizige Ziele bei der Senkung der Zahl Getöter oder Schwerverletzter im Straßenverkehr gesetzt. Zusammengefasst sind die dazu unter der Überschrift „Via sicura“ 56 Maßnahmen in zehn verschiedenen Handlungsfeldern. Für intensive Diskussionen sorgt derzeit das Vorhaben, dass nur noch die vom Fahrzeughersteller freigegebenen Rad- und Reifendimensionen zulässig sein sollen. Faktisch würde das das Aus für den freien Felgenhandel bedeuten, insofern bestimmte Rädergrößen nicht ausdrücklich vom Fahrzeughersteller freigegeben sind.
Aber stellen Breitreifen wirklich ein Sicherheitsrisiko dar? Als Probanden hatte die Redaktion des Fachmagazins einen BMW 320d Touring und einen BMW 320d xDrive Touring auf die Testrunde ins südfranzösische Mireval geschickt. Neben der Serienbereifung (225/45 R17) kamen die nächsthöheren Dimensionen in 19 Zoll (VA: 225/35, HA: 255/30) und 20 Zoll (VA: 235/30, HA: 275/25) zum Einsatz. Reifenmodelle waren der Goodyear Eagle F1 Asymmetric (17/19 Zoll) und der Dunlop SP Sportmaxx GT (20 Zoll). Durchgeführt wurde der Breitreifentest nach aktuell gültigen ISO- und ECE-Normen. Getestet wurden sicherheitsrelevante Anforderungen wie Nassbremsen aus 80 km/h, Trockenbremsen aus 100 km/h, Kreisfahrt auf Nässe sowie Handling trocken und Handling nass. Zudem wurde die Anfahrt zum Testgelände für Verbrauchs- und Geräuschmessungen genutzt.
Während sich bei Verbrauchs- und Geräuschmessung das erwartete Bild ergab, wonach sich die zunehmende Breite durch den höheren Rollwiderstand in steigendem Verbrauch und steigenden Innenraumgeräuschen niederschlagen, gab es für das Testteam bei den sicherheitsrelevanten Aufgabenstellungen Überraschungen. So kam beim Nassbremsen (80 auf 0 km/h) der mit Serienreifen besohlte 3er Touring gegenüber der 19-Zoll-Variante 4,1 Meter später zum Stehen, gegenüber der 20 Zoll-Bereifung um 1,6 Meter. Nicht ganz so gravierend fiel das Ergebnis beim Trockenbremsen (100 auf 0 km/h) aus. Aber auch hier schnitten die Breitreifen besser ab als die Standardreifen. Für Michael Staude ergibt sich nach dem Test ein eindeutiges Bild: „Die Argumentation, aus Sicherheitsgründen Breitreifen einschränken zu wollen, geht in die falsche Richtung. Gerade in den sicherheitsrelevanten Disziplinen haben diese hier bei uns besser abgeschnitten als die Standardbereifung.“ dv
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