“K_wide Technology” soll Kalterneuerung revolutionieren
Für die Reifenmesse hatte Kraiburg Austria (Geretsberg/Oberösterreich) nichts weniger als die Vorstellung eines revolutionären Verfahrens für die Kaltrunderneuerung angekündigt. Die sich hinter der Bezeichnung „K_wide Technology“ verbergende Material- und Prozessinnovation wurde in Essen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Im Wesentlichen ist darunter die Kombination aus einem modifizierten CTC-Extruder von VMI-AZ und einer Spezialgummimischung bzw. speziellen Wingformern zu verstehen. Ziel des Ganzen: Dank „K_wide“ soll der Runderneuerer die Aufbaukontur der Reifen für eine einheitliche Belegebreite unabhängig von der Raubreite der Ursprungskarkasse realisieren können. „Damit reduziert sich die Lagerhaltung bei den Runderneuerern“, erklärt Holger Düx, Vertriebs- und Marketingleiter im Geschäftsbereich Runderneuerung bei Kraiburg Austria. Darüber hinaus nennt er eine bessere Optik der Reifen, aber auch eine um zehn bis 15 Prozent höhere Laufleistung als weitere Vorteile des neuen Verfahrens. Alles in allem rücke „K_wide“ den kalterneuerten Reifen an die Leistungsklasse der Premiumheißerneuerung heran, verspricht das Unternehmen.
Normalerweise variiert die Belegebreite eines kalterneuerten Reifens bis dato um bis zu 40 Millimeter, weshalb ein Runderneuerer für die Produktion von einem Reifen beispielsweise in der Dimension 315/80 R22,5 mitunter vier unterschiedliche Laufstreifenbreiten vorhalten muss, erklären die Österreicher die Ausgangslage, die letztlich zur Entwicklung der „K_wide Technology“ geführt hat. Abgesehen von dem daraus resultierenden höheren Lagerhaltungs- und damit einhergehend meist auch steigenden Kostenaufwand aufseiten des Runderneuerungsbetriebes sieht Kraiburg aber noch weitere mit dieser Problematik verbundene Nachteile: Durch die unterschiedlichen Belegebreiten bekomme der Endkunde selten eine einheitliche, optimal breite Lauffläche auf den Reifen, heißt es. Dies könne mehr sein als ein rein ästhetisches Defizit, wird in diesem Zusammenhang zudem noch auf Länder wie Frankreich, Spanien oder Portugal verwiesen, in denen die gesetzlich geforderte einheitliche Bereifung pro Achse offenbar deutlich enger ausgelegt wird als anderswo.
Dank „K_wide“ soll mit all dem Schluss sein, ohne dass dazu ein zusätzlicher Arbeitsschritt in der Produktion erforderlich werde. „Es ist nur ein einziges Aufbaumaterial notwendig, das die Anforderungen des bisherigen Bindegummis (gute Klebrigkeit, gutes Fließverhalten, niedrige Vulkanisationstemperatur/-zeit) mit denen des Schulteraufbaus (hohe Steifigkeit, höhere Shorehärte, bessere Alterungsbeständigkeit bei gutem Extrusionsverhalten) optimal erfüllt. Ein ‚K_wide’-Erweiterungskit für den CTC-Extruder ist für alle im Markt befindlichen Maschinen verfügbar und hat einen überschaubaren Investitionsrahmen“, so Kraiburg Austria. Passend dazu hat das Unternehmen unter dem Namen „K_side“ außerdem eine neue und als hochflexibel beschriebene Seitenwandmatrize zur Seitenwanderneuerung entwickelt. Die ermöglicht Runderneuerern eine individuelle Seitenwandgestaltung (mit oder ohne Scheuerleiste) etwa zwecks Nutzung eines eigenen Markennamens.
Passend zur Präsentation des neuen Verfahrens hatte der österreichische Runderneuerungsspezialist seine Präsenz in Essen – an gewohnter und exponierter Stelle in der Galeria – unter das Motto „Think Wide!“ gestellt, will man dies zugleich doch auch als ein Zeichen für das Fortkommen der „Kraiburg-Family“ verstanden wissen. Im vergangenen Jahr hat die Kraiburg Austria GmbH & Co. KG nach eigenen Angaben einen Umsatz in Höhe von 57 Millionen Euro erzielt, nach 75,4 Millionen Euro im Jahr 2008 und 83,4 Millionen Euro 2007. Zum Gesamtumsatz des Unternehmens haben die beiden Geschäftsbereiche Material für Runderneuerung sowie Produkte und Verfahren für Earth-Mover-Anwendungen zusammengenommen 36,4 Millionen Euro (2007: 56,9 Millionen Euro) beigetragen, während mit Reifenmischungen sowie Gummibelägen in Summe die restlichen 20,6 Millionen Euro erlöst wurden. Unabhängig von dem Umsatzrückgang gegenüber den Vorjahren sagen die Geretsberger, dass es ihnen trotz der „kritischen wirtschaftlichen Gesamtsituation“ gelungen sei, das Ergebnis stabil zu halten. Zurückgeführt wird dies auf ein überraschend starkes Herbstgeschäft im vergangenen Jahr, welches das schlechte erste Halbjahr weitgehend kompensieren geholfen habe.
„Auch mit der Geschäftsentwicklung im bisherigen Jahresverlauf sind wir sehr zufrieden“, strahlt Düx Optimismus für das Jahr eins nach dem in weiten Teilen der Branche spürbaren „Krisenjahr 2009“ aus. Jedenfalls setze Kraiburg Austria alles daran, sein Geschäftsergebnis 2010 weiter zu verbessern. Sorgen bereiten dem Unternehmen allerdings die seit Ende des zurückliegenden Jahres wieder kontinuierlich steigenden Rohstoffpreise. „Seit Juli 2009 hat sich der Naturkautschukpreis spekulationsbedingt mehr als verdoppelt, beim Synthesekautschuk wird der Preis unter anderem mittels Verknappung künstlich in die Höhe getrieben“, sagen die Österreicher, die allerdings überzeugt sind, diese Herausforderung bzw. die daraus folgenden „preislichen Konsequenzen“ zusammen mit ihren Partnern – den Runderneuerern – stemmen zu können. Von Preisanhebungen sagt Düx zwar einerseits konkret nichts, doch dass so mancher Kraiburg-Wettbewerber in jüngerer Vergangenheit bereits an der Preisschraube gedreht hat bzw. angesichts gestiegener Rohstoffkosten drehen musste, engt andererseits den Interpretationsspielraum in Sachen „preislicher Konsequenzen“ schon ein wenig ein. christian.marx@reifenpresse.de
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