Nach dem „Krisenjahr 2009“ peilt ZF für 2010 wieder Umsatzwachstum an
Die ZF Friedrichshafen AG will im laufenden Jahr Umsatz und Ergebnis wieder deutlich steigern. Nach einem Umsatzrückgang um 25 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro und einem operativen Verlust in Höhe von 361 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr peilt der Automobilzulieferer für 2010 ein Umsatzwachstum in der Größenordnung von zehn Prozent an. Als wesentliche Ziele für dieses Jahr nennt der ZF-Konzern das Übersteigen der Gewinnschwelle im operativen Geschäft und das Halten der Stammbelegschaft in Deutschland trotz eines noch unsicheren Marktumfeldes. „Obwohl sich die Märkte derzeit nur zögerlich erholen und Restrisiken bleiben – wir werden die Trendwende in diesem Jahr schaffen“, zeigt sich der ZF-Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Härter bei der Vorstellung der Unternehmenskennzahlen für 2009 überzeugt, das als eines der schwersten Jahre in der ZF-Geschichte bezeichnet wird. Infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise sei es zu massiven Produktionsrückgängen in den Werken gekommen, und die Mitarbeiterzahl ging im Zuge dessen demnach um etwa 3.500 Beschäftigte zurück, sodass sie mit Stand Ende des vergangenen Jahres mit nunmehr 59.800 beziffert wird. „Am Standort Deutschland konnten wir dabei komplett auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten“, sagt Härter unter Verweis darauf, dass der Konzern stattdessen flexible Möglichkeiten wie Altersteilzeit oder Abfindungsregelungen genutzt hat und frei werdende Stellen grundsätzlich nicht wieder besetzt wurden. Da solche Instrumente etwa auch wie die Kurzarbeit nicht an allen Auslandsstandorten existierten, habe man dort „eine Reihe von Umstrukturierungen und Produktionsverlagerungen“ in die Wege geleitet: Teilweise wurden Standorte geschlossen und den Mitarbeitern sozialverträgliche Lösungen angeboten, sodass in der Folge die Zahl der internationalen ZF-Produktionsgesellschaften von 125 auf 123 in 27 Ländern gesunken ist.
Besonders hart betroffen von der negativen Entwicklung im vergangenen Jahr waren demnach die ZF-Unternehmensbereiche und -Geschäftsfelder, die für die Lkw- und Baumaschinenbranche produzieren. Sie mussten nach Konzernangaben teilweise Umsatzeinbrüche in der Größenordnung von über 50 Prozent verkraften, für das Pkw-Geschäft sowie bei Landmaschinen werden Rückgänge zwischen zehn und 30 Prozent genannt. Aus anderen Marktsegmenten wie zum Beispiel Stadtbusse werden geringere Rückgänge gemeldet. Unterschiedlich präsentiert sich ebenso die regionale Geschäftsentwicklung im Jahr 2009. Einem Umsatzminus von sieben Prozent in der Region Asien-Pazifik oder acht Prozent in Afrika standen bei ZF deutlichere Rückgänge von 30 Prozent in Westeuropa, 27 Prozent in Osteuropa, 24 Prozent in Nordamerika und 21 Prozent in Südamerika gegenüber. Trotz des schwierigen Geschäftsverlaufes ist es ZF eigenen Angaben zufolge 2009 gelungen, die internationale Marktposition zu festigen, die Technologieführerschaft auszubauen und in mehreren Segmenten Marktanteile hinzuzugewinnen, wozu zahlreiche Produktinnovationen beigetragen hätten. Einen hohen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang Forschung und Entwicklung bei dem Zulieferer. „Wer hier spart, spart am falschen Ende“, so Härter. Weltweit sollen im ZF-Konzern rund 5.300 Mitarbeiter in diesem Bereich arbeiten. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung werden für das Jahr 2009 – wegen der konjunkturbedingt geringeren Umsatzerlöse – mit einer vergleichsweise hohen Quote von sieben Prozent des Umsatzes angegeben, mittelfristig will man allerdings wieder eine „nachhaltig hohe Quote von gut fünf Prozent“ anstreben.
Hohe Priorität hat bei dem Autozulieferer zudem das Thema Liquidität. „Mit einer soliden Eigenkapitalquote von 38 Prozent und einer Nettofinanzposition in Höhe von nahezu einer Milliarde Euro fühlen wir uns gut gerüstet für die Zukunft“, betont ZF-Chef Härter. Gesichert werde diese hohe Liquiditätsrate zum einen durch eine solide Finanzierungsvorsorge über Kredite, zum anderen durch ein umfangreiches Sparprogramm. Konzernweit werden die Einsparungen mit jährlich 600 Millionen Euro beziffert, wobei man Kostenreduzierungen unter anderem innerhalb der Materialwirtschaft, bei Verwaltung und Vertrieb, bei Investitionen und beim Personal erzielt habe. Hinzu kommt, dass ZF eigenen Worten zufolge mit einem kräftigen Umsatzplus in das erste Quartal 2010 starten konnte. Konzernweit legten die Umsätze im Vergleich mit den ersten drei Monaten des „Krisenjahres 2009“ demnach um 34 Prozent zu, wobei die stärksten Umsatzzuwächse in den Regionen Asien-Pazifik und Südamerika mit 67 beziehungsweise 75 Prozent erzielt werden konnten und das Plus für den nordamerikanischen bzw. den europäischen Markt mit rund 40 Prozent respektive 31 Prozent beziffert werden. Im Kernmarkt Deutschland soll ZF ein Umsatzwachstum von 29 Prozent in den ersten drei Monaten 2010 erzielt haben. Da jedoch die jeweiligen Bezugswerte im ersten Quartal 2009 – der Hochphase der Finanz- und Wirtschaftskrise – besonders niedrig lagen, macht das Unternehmen unmissverständlich deutlich, dass aus dem Quartalsplus keine entsprechende Umsatzsteigerung für das Gesamtjahr 2010 abgeleitet werden kann. cm
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