Produktoffensive geht weiter: Dunlop stellt „Sportmax SportSmart“ vor
Bei der Vorstellung des „Sportmax Qualifier II“ und weiterer neuer Motorradreifen im Frühjahr 2009 hatte Sharon Antonaros, Marketingdirektor Motorradreifen für die Region EMEA (Europe, Middle East, Africa) bei Goodyear Dunlop Europe, bereits angekündigt, dass die Marke Dunlop in Sachen Motorradreifenproduktprogramm weiter würde nachlegen wollen. Und der Reifenhersteller hat Wort gehalten: Denn nach dem „Sportmax GP Racer D211“ und dem „Trailmax TR91“, die schon Ende des vergangenen bzw. Anfang dieses Jahres präsentiert wurden, hat man nun in Form des „Sportmax SportSmart“ noch einen weiteren neuen Reifen für die Saison 2010 nachgeschoben, der den „Qualifier RR“ ersetzen soll.
„Damit haben wir binnen weniger Jahre einen großen Teil unserer Produktpalette umgebaut“, sagt Sanjay Khanna, Geschäftsführer Motorradreifen bei Goodyear Dunlop Europe. Zwar sei die Bereinigung der Produktrange noch nicht völlig abgeschlossen, doch habe man bereits große Fortschritte erzielt. „Vor rund drei bis vier Jahren hatten wir gute Produkte in guter Qualität, auch wenn sie vielleicht nicht immer so gut waren wie von den Verbrauchern erwartet. Darüber hinaus hatten wir eine recht komplexe Range, und bezüglich des Marketing haben wir nur einen minimalen Aufwand betrieben“, so Khanna, nach dessen Worten man heute – dank einer massiven Produktoffensive während der zurückliegenden Jahre – die Führungsposition bezüglich all der genannten Kriterien für sich reklamiert. „Wir glauben, dass wir dank der besten Technologien im Markt, einem Mehr an Marketing, einer einfacheren Produktrange sowie einer exzellenten Qualität führend sind“, ist Khanna nicht zuletzt mit Blick auf den jetzt eingeführten „Sportmax SportSmart“ überzeugt.
Dieser in den Dimensionen 120/70 ZR17 und 120/60 ZR17 für das Vorderrad sowie in 160/70 ZR17, 180/55 ZR17, 190/55 ZR17 und 190/50 ZR17 für das Hinterrad angebotene Reifen wird als wahres „Multitalent“ beschrieben, der die Laufleistung und den Nassgrip eines Sporttouringreifens, auf der Rennstrecke gleichzeitig aber außerdem noch die Leistungen eines Hypersportreifens bieten kann. Schlüssel dazu sind laut Dunlop solche Konstruktionsdetails wie etwa eine „MultiTread“-Lauffläche im sogenannten „Trumpet-Design“, die am Hinterrad- und erstmals auch am Vorderradreifen zum Einsatz kommt, oder die „NTEC“-Technologie am Hinterradreifen mit zwei Schnittgürteln und einem aufgespulten Jointless Belt (JLB), wodurch der Neue durch präzise Rückmeldungen sowie einen guten Geradeauslauf überzeuge und selbst mit reduziertem Reifendruck auf der Rennstrecke höchste Stabilität und Präzision gewährleiste.
Die Lauffläche des „Sportmax SportSmart“ basiert dabei auf der „MultiTread“-Laufflächenmischung des Rennreifens „D211 GP“. Wie bei dem kommt auch bei dem neuen Hypersportreifen aus dem Hause Dunlop in der Mitte der Lauffläche eine härtere Gummimischung zum Einsatz, die im Wesentlichen bei Geradeausfahrt in Kontakt mit er Fahrbahnoberfläche steht. Diese widerstandsfähigere Mischung erwärmt sich Aussagen des Reifenherstellers weniger und ist für einen perfekten Geradeauslauf, hohe Traktion und stabile Bremsvorgänge verantwortlich. Darüber hinaus zeichne sie sich im Gegensatz zu der in Richtung Schulterbereich weicheren Mischung, die für ordentlich Grip selbst bei extremen Schräglagen zuständig ist, durch eine höhere Abriebfestigkeit aus. Dabei rührt der Name „Trumpet-Design“ davon her, dass sich die härtere bzw. stabilere Mischung nicht nur ausschließlich in der Mitte des Reifens findet, sondern unterhalb der weicheren Mischung auch zur Reifenschulter hin zum Einsatz kommt.
Wie die Mehrkomponentenlaufflächenmischung stammt auch „NTEC“ aus dem Motorradrennsport. Diese Technologie, die Emmanuel Robinet, Forschungs- und Entwicklungsdirektor Motorsport- und Motorradreifen bei Goodyear Dunlop Europe für die EMEA-Region, als „mechanischen Booster zum Handling des Grips“ umschreibt, gestattet es sportlichen Fahrern, den Reifenluftdruck innerhalb eines festgelegten Bereiches zu variieren und so gezielt auf den Einsatzzweck abzustimmen. So könnten Motorradfahrer auf dem eigenen Motorrad beispielsweise zu einem Rennstreckentraining anreisen, um den Reifen vor Ort ohne einen Wechsel und nur durch Absenken des Drucks an die speziellen Anforderungen der Rennstreckenhatz anzupassen. Werde ein „NTEC“-Reifen auf trockener Rennstrecke mit etwas weniger Luft bewegt, honoriere er dies mit noch mehr Grip bei berechenbarem Verhalten im Grenzbereich, verspricht Dunlop. Soll es zurück auf die Straße gehen, wird der Luftdruck entsprechend wieder auf die Herstellerempfehlung angehoben. „Ich denke, wenn Motorradfahrer selbst ihren idealen Reifen entwickeln könnten, dann würde am Ende der ‚SportSmart’ dabei herauskommen“, glaubt Sharon Antonaros.
Der neue Reifen vereine alle Eigenschaften, die sich Motorradfahrer für einen Reifen wünschen. „Viel Grip in allen Lebenslagen, absolut berechenbares Handling und hohe Laufleistung“, erklärt der Marketingdirektor, worauf es Motorradfahrern aus Dunlop-Sicht heute im Wesentlichen ankommt. Um den Beweis anzutreten, dass dies mehr als nur Worte sind, hat der Reifenhersteller die Prüforganisation DEKRA mit einem Vergleichstest beauftragt. Der sollte zeigen, dass der neue „Sportmax SportSmart“ ausgewählte Konkurrenten – Bridgestone „Battlax BT-016“, Michelin „Power Pure“, Pirelli „Diablo Rosso“ – im anvisierten Marktsegment in Sachen Laufleistung in den Schatten stellen kann. „Wir haben großen Respekt vor unseren Wettbewerbern, wollten aber wissen, wo wir mit dem ‚SportSmart’ stehen“, so Robinet. DEKRA war dazu im Januar und Februar dieses Jahres 2010 mit vier identischen Testmaschinen vom Typ Suzuki GSX-R 1000 (Baujahr 2009) auf einem Streckenmix mit einem 15-prozentigen Autobahn- sowie einem 85-prozentigen Landstraßen- und Stadtverkehrsanteil (davon 45 Prozent auf kurvenreiche Bergstraßen) unterwegs. Gefahren wurden die Reifendimensionen 120/70 ZR17 vorn und 190/50 ZR17 hinten mit den vom Hersteller empfohlenen Reifendrücken von 2,5 bzw. 2,9 bar.
Dabei wurden sowohl Fahrzeuge als auch Fahrer und Reifen konsequent gewechselt, um – wie es heißt – „aussagekräftige und faire Testergebnisse“ zu erhalten. Zurückgelegt hat DEKRA mit dem „SportSmart“ 4.480 Kilometer, wobei Vorder- und Hinterrad nach dieser Distanz noch weiteres Potenzial zu bieten hatten. Laut Hochrechnung wäre der Frontreifen noch auf 6.249 Kilometer gekommen, der Dunlop-Hinterradreifen immerhin noch auf 4.912 Kilometer. Die Tests mit den Mitbewerbern mussten demnach teils schon erheblich früher abgebrochen werden, weil sie die Verschleißgrenze erreicht hatten. Dem DEKRA-Messprotokoll sind jedenfalls durchweg niedrigere Laufleistungen zu entnehmen. Am besten konnte noch der Michelin-Reifen mithalten, gefolgt von den Produkten aus dem Hause Pirelli und Bridgestone. Unter den Testbedingungen würde ein Motorradfahrer den Daten der Prüforganisation zufolge für eine Strecke von 10.000 Kilometern rechnerisch rund 3,6 Reifen vom Typ „SportSmart“ benötigen, während es beim „Power Pure“ schon fast sechs und beim „Diablo Rosso“ und „Battlax BT-016“ etwa 6,7 bzw. knapp 7,9 Reifen sein sollen.
„Die Ergebnisse des Verschleißtests bestätigen, dass die Fahrer von Hypersportmotorrädern nicht länger einen Kompromiss eingehen müssen zwischen niedrigen Unterhaltskosten einerseits und Reifen mit innovativen Technologien wie ‚Jointless Belt’ und der patentierten Dunlop-‚NTEC’-Technologie andererseits“, folgert der Hersteller daraus. Bei all dem soll der „Sportmax SportSmart“ auch alles andere als Wasserscheu sein. Das heißt: Auch auf nasser Fahrbahn werden dem Reifen gute Leistungseigenschaften attestiert. „Die Startpunkte bei der Entwicklung des ‚SportSmart’ markierten einerseits der ‚Qualifier RR’, weil der als gutes Produkt im Markt anerkannt ist, und andererseits der ‚Roadsmart’ wegen seiner guten Nässeeigenschaften“, sagt Antonaros. „Die Anforderungen, die seitens des Marketings an den neuen Reifen gestellt wurden, waren zuerst eine Art Schock für uns als Entwickler“, erinnert sich Robinet. Doch dank innovativer Technologien sei der Spagat letztlich doch gelungen, wozu in Bezug auf die Nasshaftung gerade auch die besondere Profilgestaltung – Dunlop nennt die Verwendung besonders tiefer Rillen in der Laufflächenmitte „Groove Depth Technology“ – beigetragen habe, ohne die Geradeausstabilität oder die Handlingeigenschaften des Reifen negativ zu beeinflussen. „Der ‚SportSmart’ bietet mehr Nassgrip als anderen Sportreifen im Markt und kommt in dieser Disziplin schon recht nah an die diesbezüglichen Eigenschaften von Tourensportreifen heran“, ist Antonaros überzeugt. Und mit Blick auf die sonstigen Qualitäten des Reifens in Kombination mit seiner hohen Laufleistung ergänzt er, dass bei dem neuen Hypersportreifen der oft gehörte Slogan vom „Value for money“ (also einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis) tatsächlich wörtlich zu nehmen sei.
Insofern sieht sich Dunlop für die Saison 2010 gut aufgestellt im Motorradreifenmarkt, zumal man in anderen Marktsegmenten wie etwa mit dem ebenfalls neuen „Trialmax TR91“ den Zweiradfans ja durchaus noch mehr zu bieten hat. Nun hofft der Hersteller darauf, dass die Nachfrage nach Motorradreifen in diesem Jahr wieder anzieht, nachdem Khanna 2009 als für die Motorradbranche „außergewöhnlich schwieriges Jahr“ beschreibt. Die Hersteller von Motorradreifen haben seinen Worten zufolge im vergangenen Jahr ihre Produktion um sieben bis 15 Prozent herunterfahren müssen. Zu diesen Rückgängen hätten einerseits Lagerbereinigungseffekte im Handel und andererseits der Umstand beigetragen, dass im zurückliegenden Jahr halt auch weniger Motorrad gefahren wurde und damit weniger Reifen verschlissen bzw. ersetzt worden sind. Beide Effekte schätzt Khanna in etwa gleich groß ein, sodass er basierend darauf davon ausgeht, dass die Nachfrage nach Motorradreifen seitens der Endverbraucher 2009 effektiv lediglich um etwa sechs bis sieben Prozent zurückgegangen ist. Bleibt abzuwarten, wie es in diesem Jahr aussehen wird. christian.marx@reifenpresse.de
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