Semperit: Heute letzte Schicht im ehemaligen Reifenwerk nach 113 Jahren
Nach 113 Jahren wird der Semperit-Standort in Traiskirchen heute endgültig geschlossen: Am Freitag gehen die Produktionsmitarbeiter zu ihrer letzten Schicht ins Werk. Lediglich rund 30 der 195 Beschäftigten werden noch bis Ende Juni 2010 mit Abbau- und Aufräumarbeiten beschäftigt sein, teilte Alfred Artmäuer, Arbeiterbetriebsratsvorsitzender der Semperit Reifen GmbH, gegenüber österreichischen Medien mit. Bereits 2002 hatte der Reifenhersteller Continental die Reifenfertigung am Standort eingestellt, im Juni dieses Jahres wurde den Mitarbeitern mitgeteilt, dass mit Jahresende auch die Mischungsherstellung eingestellt wird. Die Schließung sei mit der weltweiten Wirtschaftskrise und dem damit verbundenen, sinkendem Absatz an Reifen argumentiert worden. Laut der Aussendung wäre es jedoch falsch, davon auszugehen, dass die Schließung „abzusehen“ war. Semperit hätte auch nach der Bekanntgabe der Schließung der Reifenfertigung im Jahr 2001 Gewinne erwirtschaftet, so Artmäuer. Selbst die kleine Mischungsherstellung, die nach 2002 weiter bestand, wäre „hoch profitabel“ gewesen und hätte jährliche Bilanzgewinne ausgewiesen.
Bereits im Jahr 1994 war die Forschung- und Entwicklungsabteilung in Traiskirchen geschlossen worden, heißt es dazu weiter in lokalen Medien. Einen ersten Schließungsversuch des Werks durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Hubertus von Grünberg 1996 konnte der damalige österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky abwenden. Fünf Jahre später, 2001, stand erneut ein Schließungsauftrag bevor, obwohl die Semperit damals kein Sanierungsfall war und mit Gewinn bilanzierte. Damals hätte dies „die Regierung mit dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nicht interessiert“, so der Arbeiterbetriebsrat, der auch betonte, dass es nicht mehr genügen würde Gewinne zu schreiben, sondern vielmehr zähle, „dass die Gewinnzahlen zweistellige Prozentsätze ausweisen“. Der Bürobetrieb mit rund 80 Mitarbeitern, die sich um Vertrieb und Buchhaltung kümmern, bleibt allerdings aufrecht – wie lange noch, ist derzeit nicht absehbar.
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