VDA: Weltautomobilmarkt weiterhin schwach, aber Talfahrt gebremst
Der weltweite Pkw-Absatz zeigte im Mai ein unterschiedliches Bild: Während der chinesische Markt um mehr als die Hälfte zulegen konnte, brach der US-Markt um über ein Drittel ein. Der westeuropäische Markt (minus drei Prozent auf 1,2 Millionen Pkw) wird offensichtlich positiv überzeichnet durch die Auswirkungen der staatlichen Incentives in Deutschland (plus 40 Prozent) und Frankreich (plus zwölf Prozent). Außerhalb dieser beiden Länder lagen die Neuzulassungen in Westeuropa um 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau, berichtet der Verband der Automobilindustrie (VDA).
Die Märkte der neuen EU-Länder bleiben – von wenigen Ausnahmen abgesehen – mit minus 26 Prozent weiter schwach. Die weltweite Absatzkrise der Automobilindustrie ist damit noch nicht beendet, allerdings gebe es erste Anzeichen dafür, dass die Talfahrt gebremst wird, so der VDA. In Europa insgesamt lagen die Neuzulassungen mit knapp 1,3 Millionen Fahrzeugen fünf Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats, im bisherigen Jahresverlauf beträgt das Minus allerdings noch 14 Prozent. Saisonbereinigt ergibt sich für den westeuropäischen Markt gegenüber dem Vormonat ein Zuwachs von zwei Prozent.
Die stärksten Nachfragerückgänge in Westeuropa gab es in Spanien (minus 39 Prozent) und Großbritannien (minus 25 Prozent), wo erst vor wenigen Wochen Maßnahmen zur Steigerung der Pkw-Nachfrage beschlossen wurden, die sich noch nicht in den Absatzzahlen widerspiegeln. In Italien lagen die Neuzulassungszahlen im Mai um knapp neun Prozent unter dem Vorjahreswert. In den neuen EU-Ländern gingen die Neuzulassungen im Mai um fast ein Viertel zurück. Vor allem in Rumänien (minus 53 Prozent) und Ungarn (minus 66 Prozent) war die Nachfrage deutlich eingebrochen, dagegen konnte die Tschechische Republik ein Plus von fast 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielen. Auch in der Slowakei kletterte der Pkw-Absatz um 44 Prozent nach oben. In Polen hingegen ist die Nachfrage – nach positiven Wachstumsraten der letzten Monate – im Mai erstmals mit minus drei Prozent wieder leicht rückläufig.
In Russland führte die anhaltende schwierige gesamtwirtschaftliche Lage zu weiteren Nachfragerückgängen. Der russische Automobilmarkt verbuchte im letzten Monat einen Absturz der Zulassungszahlen in Höhe von gut 57 Prozent auf ca. 119.400 Fahrzeuge. Bremsend auf die Nachfrage wirken hier vor allem die weiterhin sehr hohen Kreditzinsen für den Neuwagenkauf. Eine deutliche Ausweitung der staatlich geförderten Kreditvergabe für Neuwagenkäufe – von derzeit 350.000 auf 600.000 Rubel (ca. 13.800 Euro) –, wie von Seiten des russischen Automobilverbandes gefordert, könnte hier Entlastung bringen.
Der US-Markt hat im bisherigen Jahresverlauf um 37 Prozent nachgegeben. Im Mai ging der Absatz von Light Vehicles um fast 34 Prozent auf 923.300 Einheiten zurück. Die deutschen Marken konnten im bisherigen Jahresverlauf ihren Marktanteil um gut einen Prozentpunkt auf 7,3 Prozent ausbauen; im Light-Truck-Bereich konnten sie ihre Verkäufe sogar um zwei Prozent steigern. Derzeit prüft die US-Regierung die Einführung einer Verschrottungsprämie („Cash for Clunkers“), deren Höhe an die Differenz des Kraftstoffverbrauchs des Altfahrzeugs gegenüber dem jeweiligen Neuwagen gebunden ist. Eine Belebung der Nachfrage ist damit zu erwarten. Nachdem das US-Repräsentantenhaus bereits zugestimmt hat, fehlt noch das Votum des US-Senats für das rund vier Milliarden Dollar schwere Paket. Der VDA hat bereits darauf hingewiesen, dass mit der Maßnahme keinerlei protektionistische Ansätze verknüpft werden dürften. So sollte die Prämie – ähnlich wie in Deutschland – auch für importierte Fahrzeuge keine offenen oder versteckten Barrieren und keine Preisobergrenze für Neufahrzeuge enthalten, wie das derzeit allerdings der Fall ist, da davon insbesondere deutsche Premiummodelle benachteiligt würden.
Der brasilianische Markt konnte in den letzten Monaten ebenfalls von der Einführung einer Abwrackprämie profitieren. Die Neuzulassungen im Mai legten um mehr als drei Prozent auf fast 237.400 Pkw zu. Damit ergibt sich im bisherigen Jahresverlauf ein leichter Zuwachs (knapp ein Prozent) auf gut 1,1 Millionen Light Vehicles.
Weiterhin schwach bleibt dagegen der japanische Markt mit einem Rückgang im Mai um 17 Prozent auf 244.600 Pkw. Im bisherigen Jahresverlauf sind die Verkäufe um gut ein Fünftel (minus 22 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen.
In Indien lagen die Verkäufe im Mai mit 140.800 Pkw (minus ein Prozent) nur leicht unter dem Vorjahreswert. Seit Beginn des Jahres konnten die Zulassungen um fast zwei Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode gesteigert werden.
China überraschte im Mai mit einem deutlichen Plus an Pkw-Neuzulassungen. Bedingt durch das staatliche Konjunkturprogramm sowie eine drastische Senkung der Verkaufssteuer für Pkw mit weniger als 1,6 Liter Hubraum wurden in der Volksrepublik im vergangenen Monat mit 728.300 Pkw fast 55 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahresmonat verkauft. Die positive Nachfrageentwicklung im letzten Monat hat zu einem Anstieg von 18 Prozent auf fast drei Millionen verkaufte Pkw seit Jahresbeginn geführt.
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