VDA: Abwärtsbewegung bei weltweitem Pkw-Absatz scheint gebremst
Die Abwärtsbewegung beim weltweiten Pkw-Absatz scheint gebremst. Zwar befindet sich die Weltwirtschaft weiterhin in schwierigem Fahrwasser, doch die in zahlreichen Ländern eingeleiteten Maßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur sowie zur Stützung der Automobilnachfrage entfalten immer deutlicher ihre Wirkung. Das Verbrauchervertrauen zeigte sich vielerorts zuletzt leicht verbessert. Dies könnte dem globalen Pkw-Absatz in den kommenden Monaten neuen Auftrieb verleihen, teilt der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.
In Europa verfehlte der Absatz im April mit gut 1,2 Millionen Pkw das Vorjahresniveau um zwölf Prozent. Allerdings stand durch den im Vergleich zum Vorjahr späteren Ostertermin eine geringere Anzahl an Arbeitstagen zur Verfügung. Die Verkäufe in Westeuropa gaben um zwölf Prozent auf annähernd 1,2 Mio. Pkw nach. In den Neuen EU-Ländern ging die Nachfrage um 21 Prozent zurück. Mit Polen (+2 Prozent) und Tschechien (+19 Prozent) konnten allerdings zwei dieser Länder Zuwächse vermelden.
Die Länder in Europa, die einen Kaufanreiz in Form einer Umweltprämie bieten, schnitten im letzten Monat erneut besser ab. Neben Deutschland (+19 Prozent) war dies vor allem in Frankreich (-7 Prozent) sowie in Italien (-8 Prozent) der Fall. Dagegen fuhren Großbritannien (-24 Prozent) und Spanien (-46 Prozent) deutliche Verluste ein. Mittlerweile hat auch die britische Regierung ab Mitte Mai die Einführung einer Umweltprämie beschlossen. Ab Juli soll in Spanien der Kauf eines Neuwagens für ein Jahr mit 2.000 Euro unterstützt werden.
In den USA lagen die Verkäufe im April mit 817.300 Fahrzeugen 34 Prozent unter dem Vorjahr. Zu den Verlierern gehörten Chrysler (-48 Prozent) und Toyota (-42 Prozent). Nach Ansicht der Fed findet die US-Wirtschaft allmählich ihren Weg aus der Rezession; vor allem beim privaten Konsum stehen die Zeichen auf Konsolidierung. Damit besteht die Möglichkeit, dass sich der Pkw-Absatz in den kommenden Monaten zumindest stabilisiert.
In Japan lagen die Verkäufe im April mit 236.100 Pkw 23 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Der kurzfristige Ausblick verspricht zunächst keine grundlegende Besserung. Die Regierung in Tokio hat zwar ein weiteres Konjunkturprogramm in Höhe von 150 Mrd. US-Dollar auf den Weg gebracht. Mit ersten spürbar positiven Auswirkungen wird jedoch nicht vor dem Herbst gerechnet.
In China hingegen hat sich der Automobilmarkt im April eindrucksvoll zurückgemeldet: In der Volksrepublik lag der Pkw-Absatz 25 Prozent über Vorjahresniveau. Dies war der dritte Monat in Folge mit einem Nachfrageanstieg. Die Regierung in Peking hat mit ihren umfangreichen Konjunkturprogrammen offensichtlich Erfolg. Jüngste Daten deuten auf eine Belebung der Wirtschaft hin, mit der Automobilindustrie in der Vorreiterrolle. Der Pkw-Markt wird dabei auch von der seit Jahresbeginn geltenden Halbierung der Verkaufssteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum getragen.
In Indien wurden im April mit 135.700 Pkw vier Prozent mehr Fahrzeuge verkauft. Maßgeblich für die positive Nachfrageentwicklung sind drei Konjunkturpakete der Regierung mit einem Gesamtvolumen von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Hinzu kommen deutlich niedrigere Zinsen. Innerhalb von sechs Monaten hat die Zentralbank die Leitzinsen um insgesamt vier Prozentpunkte zurückgenommen.
In Brasilien wurden im April mit 224.400 Fahrzeugen zehn Prozent weniger Fahrzeuge verkauft. Der Rückgang kam nicht überraschend, da es im Vormonat zu massiven Vorzieheffekten gekommen war. Eine Steuersenkung für Pkw, die ursprünglich Ende März hätte auslaufen sollen, mobilisierte viele Käufer. Mittlerweile wurde die Maßnahme bis Ende Juni verlängert. Generell zeigt sich die Wirtschaft in vergleichsweise robuster Verfassung. Brasiliens Zentralbank hat bereits zum dritten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt, um den Märkten mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen.
Die Pkw-Nachfrage in Russland befindet sich dagegen weiterhin im Rückwärtsgang. Im April lagen die Neuzulassungen mit 135.700 Pkw 53 Prozent unter dem Vorjahr. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind alles andere als förderlich. Nach ersten Schätzungen ist die russische Wirtschaft im ersten Quartal 2009 um acht Prozent geschrumpft. Hinzu kommt eine Inflationsrate im zweistelligen Bereich. Große Sorge bereitet weiterhin die ungeklärte Höhe an „faulen Krediten“. Bei weiteren Ausfällen werden negative Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Realwirtschaft befürchtet.
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