Reifen Ihle plant Investitionen ins Sortiment
In den vergangenen zwei Jahren hat die Partnerschaft mit der Continental AG, für die Reifen Ihle der wichtigste von drei europäischen ContiRe-Heißrunderneuerungspartnern ist, sämtliche Ressourcen des Günzburger Unternehmens gebunden. Nun, nachdem im vergangenen Jahr das Projekt offiziell begonnen und die ersten ContiRe-Reifen im „Werk II“ von Reifen Ihle gefertigt wurden, findet man wieder Möglichkeiten, sich mit dem Teil des Geschäftes zu befassen, der nicht vom Großkunden aus Hannover bestimmt wird. Verkaufsleiter Adolf Mayer denkt etwa über eine verstärkte Betonung des Ökologie-Aspektes bei seinen Produkten nach und will darüber hinaus weiter in den Ausbau des Produktsortimentes investieren.
Das Continental-Projekt, über das die NEUE REIFENZEITUNG zuletzt im Rahmen ihrer Runderneuerungsbeilage „Retreading Special“ im März dieses Jahres ausführlich berichtet hat, „ist mittlerweile am Laufen“, erzählt Adolf Mayer bei einem Ortstermin in Günzburg. In enger Kooperation mit den Ingenieuren und Produktverantwortlichen aus Hannover habe Reifen Ihle während der vergangenen Monate intensiv an der Produktion von heißrunderneuerten ContiRe-Reifen und deren stetige Verbesserung nach Vorgaben des Kunden aus der Neureifenindustrie gearbeitet. „Was uns nun noch beschäftigt, ist lediglich die Feinabstimmung in der Produktion“, so der Verkaufsleiter, der gemeinsam mit dem Technischen Leiter von Ihle, Erich Kraft, das Continental-Projekt federführend betreut. Man könne sagen, dass die „Serienproduktion“ von ContiRe-Reifen bei Reifen Ihle angelaufen sei, auch wenn dies eine Serie mit Unterbrechungen ist, schlägt der Nachfragerückgang bei Nutzfahrzeugreifen doch auch bei dem schwäbischen Unternehmen voll durch.
Trotz der Nachfragerückgänge, die Reifen Ihle genau wie jeder andere Runderneuerer Deutschlands verzeichnen muss, wolle das Unternehmen dennoch nicht vor der aktuellen Situation erstarren. Im Gegenteil: Man sehe sich „solide aufgestellt und finanziert“, so dass man die aktuellen Turbulenzen auf dem Nutzfahrzeugreifenmarkt durchaus dazu nutzen könne, sich mit der Zukunft und der ‚Zeit danach’ zu beschäftigen.
Einer der Pläne, der es Reifen Ihle künftig ermöglichen soll, den Absatz der eigenen runderneuerten Reifen unter der Marke Rigdon (steht für Reifen Ihle in Günzburg an der Donau) zu verbessern, sei die verstärkte Betonung auf den Ökologie-Aspekt der Runderneuerung. „Wir können hier einen Beitrag leisten“, so Adolf Mayer gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Und dabei wolle man weit über die Allgemeinplätze wie die Einsparung von Rohstoffen während der Produktion und der offensichtlichen Abfallverringerung hinausgehen.
Im Rahmen der gemeinsamen Entwicklungsarbeit mit den Continental-Ingenieuren habe sich Reifen Ihle umfassendes Wissen etwa über die „Rollwiderstands- und Aufstandsflächenoptimierung“ von runderneuerunten Lkw-Reifen aneignen können. Sicherlich hätte man sich entsprechendes Wissen auch ohne die strategische Partnerschaft mit der Continental erarbeiten können. Allerdings hätte dies nur „unter einem wesentlich höheren, eigenen Aufwand“ geschehen können. Der beschrittene Weg, auf dem Reifen Ihle von der Koooperation mit der Continental profitiert hat (und natürlich auch umgekehrt) und mit zunehmender Dauer der Zusammenarbeit profitieren wird, scheint da doch der galantere und im Übrigen auch einzigartige zu sein, gibt es in Deutschland doch kein vergleichbares Verhältnis zwischen einem Neureifenhersteller und einem unabhängigen Runderneuerer.
Jedenfalls könne das durch die Partnerschaft mit der Continental angeeignete Wissen nun auch für die Verbesserung und bessere Vermarktung der eigenen Rigdon-Produkte genutzt werden. Darum wolle sich das Günzburger Unternehmen in Zukunft verstärkt kümmern.
Ebenfalls auf der Agenda steht – immer noch, mögen einige sagen – das Thema Pkw-Reifenrunderneuerung. Während die Entwicklung der Absatzzahlen runderneuerter Pkw-Reifen in Deutschland in den vergangenen Jahren nur eine Richtung kannte, und die zeigte nach unten, gibt es offenbar berechtigte Gründe dafür zu glauben, dass wir den Tod dieser Produktgruppe noch lange nicht werden attestieren müssen. Davon überzeugt ist jedenfalls auch Adolf Mayer, der im Übrigen Anfang Mai seinen 60. Geburtstag feiern konnte. Gerade auch mit Blick auf die Schonung endlicher Ressourcen, die durch die verstärkte Nutzung runderneuerter Reifen und die Nochmal-Verwendung des Reifenunterbaus befördert werden kann, wird dem Verkaufsleiter bei Reifen Ihle nicht bange um die Pkw-Reifenrunderneuerung im eigenen Hause. Im Gegenteil: Das aktuelle Sortiment umfasst neben Llkw-Reifen vor allem Winterreifen mit aktuellen Profilen, etwa auch von Continental. Folglich kommt die Erwartung, in diesem Jahr mehr runderneuerte Pkw-Reifen produzieren und vermarkten zu können, nicht von ungefähr. Adolf Mayer wolle zwar noch nicht veröffentlichen, wie dies gelingen soll. Man hat aber offensichtlich einen interessanten zusätzlichen Großabnehmer gefunden, der – wie Reifen Ihle auch – eher auf „runderneuerte Qualitätsreifen ‚made in Germany’“ setzt als auf Importreifen. So oder so, es bleibt fraglich, wie lange Reifen Ihle sich den Markt noch mit mehreren Wettbewerbern wird teilen müssen, so dass Ihle letzten Endes auch auf Kosten des (vielleicht ausscheidenden) Wettbewerbs wachsen kann. Unabhängig davon werde Reifen Ihle weiter in die Entwicklung runderneuerter Pkw-Reifen investieren, wolle allerdings auch hier noch keine Details veröffentlicht sehen.
Vielleicht auch, um ein Gegengewicht zum Großkunden Continental mit einem Umsatzanteil von mittlerweile rund einem Drittel beim Runderneuerungsgeschäft zu bilden, wolle man sich künftig ebenfalls wieder vermehrt um runderneuerte EM-Reifen und Landwirtschaftsreifen kümmern. Entsprechende Investitionen seien früher bereits grundsätzlich avisiert worden, so Adolf Mayer, seien dann aber auf Grund der Größe des Continental-Projektes, im Rahmen dessen etliche neue Produktionsanlagen angeschafft werden mussten, „auf ‚hold’“ gesetzt worden. Reifen Ihle ist bereits seit Langem in der Runderneuerung von diagonalen Landwirtschaftsreifen aktiv. Während der Reifen-Messe 2006 zeigte das Unternehmen in Essen dann aber erstmals die Stollenerneuerung von radialen Landwirtschaftsreifen. In diese Richtung wolle man künftig wieder gehen und müsse „dann Investitionsentscheidungen treffen“. Insgesamt bleibt dabei festzuhalten, dass das Angebot an (und die Nachfrage nach) runderneuerten Landwirtschaftsreifen in Deutschland nicht allzu groß ist; Reifen Ihle wäre wohl der einzige Anbieter bei Radialreifen. Allerdings sei es für den Runderneuerer aus Günzburg an der Donau denkbar, auch hier – wie bei Lkw-Reifen – mit einem „strategischen Partner“ zu kooperieren. Dieser müsste nicht notwendigerweise auf der Reifenindustrie stammen, betont Mayer.
Ob Reifen Ihle entsprechende Projekte wie die oben angekündigten noch während der aktuellen Nachfragekrise umsetzen wolle? Auf diese Frage findet Adolf Mayer eine klare Antwort: „Wir wollen nicht antizyklisch investieren.“ Folglich wird man wohl noch einige Zeit in den Planungsphasen neuer Projekte bleiben, erwartet das Unternehmen doch ein Ende der gegenwärtigen Marktsituation nicht vor Ende 2010; dann erst sei man vermutlich „aus dem Gröbsten raus“.
Dabei ist es schließlich nicht nur das Runderneuerungsgeschäft, das durch die deutlich zurückgehenden Nachfrage unter wirtschaftlichen Druck gerät. Auch das Geschäft mit den zwölf Reifen-Ihle-Stationen, die jetzt von Stefan Meternek geleitet werden, werde „2009 stark von den Entwicklungen betroffen“ sein. Unterdessen hatte sich das Unternehmen schon vor einiger Zeit wegen offenbar unerfüllter „Rohertragsansprüche“ aus dem Großhandelsgeschäft zurückgezogen, während man gleichzeitig im Truck-Racing – einer Vorliebe von Reifen Ihle seit Jahren – mittlerweile „nur noch Produzent“ sei, aber das groß angelegte Sponsoring und den Renndienst eingestellt habe. Damit seien „zu hohe Kosten“ verbunden gewesen, während es eben andere Baustellen im Unternehmen gegeben habe.
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