Talfahrt des Pkw-Absatzes in den Industrieländern hält im Februar an
Die extrem schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben den Pkw-Absatz im Februar weiter belastet, berichtet der Verband der Automobilindustrie (VDA). Der globale Konjunkturabschwung, der mittlerweile auch die Arbeitsmärkte erreicht hat, verunsichert die Verbraucher und drückt auf die Kaufstimmung. Die generelle Bereitschaft, sich ein neues Auto zuzulegen und zu fahren, ist jedoch nach wie vor vorhanden.
Dies zeige nicht zuletzt der jüngste deutliche Nachfrageschub in Deutschland. Die in zahlreichen Ländern verabschiedeten Konjunkturprogramme sowie die ergriffenen staatlichen Maßnahmen zur Stützung der Automobilnachfrage sollten auf absehbare Zeit auch dort ihre positive Wirkung entfalten. Im Zusammenspiel mit der niedrigen Inflation, welche die Kaufkraft der Bevölkerung erhöht, könnte die Pkw-Nachfrage in den kommenden Monaten allmählich wieder Tritt fassen, teilte der VDA mit.
In Europa verfehlte der Pkw-Absatz im Februar mit 968.200 Pkw das Vorjahresniveau um 18 Prozent. Die Verkäufe in Westeuropa gaben um 17 Prozent auf 902.100 Pkw nach und wurden dabei vor allem durch das Neuzulassungsergebnis in Deutschland gestützt. Dagegen mussten die Volumenmärkte in Großbritannien (-22 Prozent), Italien (-24 Prozent) sowie Spanien (-49 Prozent) starke Rückgänge in Kauf nehmen.
In Frankreich (-13 Prozent) fiel der Rückgang vergleichsweise niedrig aus. Hier profitieren die Käufer ebenfalls von einer Verschrottungsprämie, die mit tausend Euro jedoch geringer als in Deutschland ausfällt. Die deutschen Hersteller konnten ihre Position in Westeuropa zu Jahresbeginn ausbauen und steigerten ihren Marktanteil um einen Prozentpunkt auf annähernd 47 Prozent. In den neuen EU-Ländern gab die Nachfrage im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 30 Prozent nach; lediglich in Polen (+7 Prozent) konnte ein leichter Zuwachs erzielt werden.
Um die Auswirkungen der aktuellen Absatzschwäche zu begrenzen, gewähren mittlerweile zwölf EU-Staaten Verschrottungsprämien oder Finanzhilfen für die Automobilindustrie. In sieben weiteren Ländern werden entsprechende Maßnahmen diskutiert. Die EU-Kommission hat die Regierungen aufgefordert, alle Regelungen wettbewerbsneutral zu gestalten. Zuvor hatte Frankreich auf die Kritik aus Brüssel reagiert und seinen ursprünglich protektionistischen Ansatz zur Stützung der Autoindustrie wieder korrigiert.
Auch in den anderen Industrieländern hielt die Talfahrt des Pkw-Absatzes im Februar weiter an. In den USA lag der Absatz im Februar mit 687.400 Fahrzeugen 41 Prozent unter dem Vorjahr. Die deutschen Hersteller konnten sich auf dem schwierigen Markt mit der aktuell höchsten Arbeitslosigkeit seit über 25 Jahren vergleichsweise besser behaupten und steigerten dementsprechend ihren Anteil um knapp zwei Prozentpunkte auf über sieben Prozent.
In Japan lagen die Verkäufe im Februar mit 248.600 Pkw 24 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Angesichts einer zuletzt schrumpfenden Wirtschaftsleistung sowie einer steigenden Anzahl an Firmenpleiten ist die Stimmung der Verbraucher auf dem Nullpunkt. Die Absatzkrise geht auch am größten Autobauer der Welt nicht spurlos vorüber: Toyota führte unlängst Gespräche mit der Regierung über die Möglichkeit zinsgünstiger Kredite für seine Finanzsparte. Im laufenden Geschäftsjahr wird der erste Verlust seit 60 Jahren erwartet.
Erste positive Signale gab es dagegen von den Emerging Markets zu vermelden: In China lag der Pkw-Absatz im Februar nach ersten Angaben 24 Prozent über Vorjahresniveau. Nach drei rückläufigen Monaten in Folge war dies der erste Nachfrageanstieg. Um den Pkw-Absatz zu stärken, hat die Regierung die Verkaufssteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum bis zum Jahresende halbiert. In diesem Bereich, der für 70 Prozent der Verkäufe verantwortlich ist, sind die chinesischen Hersteller besonders stark vertreten. Trotz Wirtschaftskrise will China mit Hilfe eines umfangreichen Konjunkturprogramms in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent erreichen. Der Rückgang der Exporte soll dabei durch eine Belebung der Binnennachfrage ausgeglichen werden.
In Indien wurden im Februar mit 145.000 Pkw 15 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft; dies war der erste Anstieg in den letzten fünf Monaten. Hauptgrund hierfür waren deutlich niedrigere Kreditzinsen im Zuge einer Leitzinssenkung durch die Zentralbank. Das Zinsniveau ist ein wichtiger Faktor für die Pkw-Nachfrage auf dem Subkontinent, da schätzungsweise 80 Prozent der Käufe kreditfinanziert sind. Darüber hinaus hatte die indische Regierung bereits zu Jahresbeginn eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes beschlossen.
In Brasilien wurde im Februar mit 191.300 Fahrzeugen ein stabiles Absatzergebnis erreicht. Die Automobilhersteller profitieren derzeit von einer bis Ende März befristeten Steuererleichterung, die von den Anbietern in Form niedrigerer Listenpreise an die Verbraucher weitergegeben wird. Die deutschen Hersteller verkauften im Februar neun Prozent mehr Fahrzeuge und steigerten damit ihren Marktanteil um zwei Prozentpunkte auf annähernd 25 Prozent.
In Russland dagegen lagen die Pkw-Neuzulassungen im Februar 38 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die deutliche Wirtschaftsabschwächung, sinkende Erdöleinnahmen sowie eine geringere Verfügbarkeit an Krediten waren hierfür verantwortlich. Die deutschen Hersteller stemmten sich gegen den deutlichen Marktrückgang und verkauften im Februar lediglich 13 Prozent weniger Autos. Damit steigerten sie ihren Anteil auf dem wichtigen russischen Markt um fünf Prozentpunkte auf 20 Prozent; von Januar bis Februar lag ihr Marktanteil bei knapp 19 Prozent, ebenfalls fünf Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
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