RFID-Technologie im Traiskirchener Logwin-“Reifenpark”

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Die Logwin AG (Grevenmacher/Luxemburg) versteht sich auch auf Logistikdienstleistungen rund um Räder und Reifen. Neben anderen Standorten in Deutschland und Polen gehört der sogenannte „Reifenpark“ in Traiskirchen (Österreich) zu denen, die sich auf Mehrwertleistungen in der Reifenlogistik – darunter werden neben der bloßen Lagerung solche Dinge wie etwa die Komplettradmontage oder die Räderreinigung aufgefasst – spezialisiert haben. Seit Neuestem kommt dort rund um das Handling von Kompletträdern statt Barcodelabels eine auf der RFID-Technologie (RFID steht für Radio Frequency Identification) basierende Lösung zum Einsatz, die sich durch ein Plus an Tempo sowie eine höhere Zuverlässigkeit auszeichnen soll.

Die Luxemburger Logwin AG versteht sich als Partner für Industrie und Handel in Sachen ganzheitlicher Logistik- und Servicelösungen. Der Konzern, der eigenen Aussagen zufolge 2007 einen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro erzielte und derzeit rund 8.700 Mitarbeiter in 44 Ländern beschäftigt, ist auch im Bereich Reifenlogistik aktiv und bietet Werkstätten, Händlern und Autohäusern nicht nur die Lagerung, sondern in speziellen Reifencentern darüber hinaus auch „alle Serviceleistungen rund um Reifen und Räder“ an. Demnach haben sich insbesondere die Logwin-Standorte in Köln, Mannheim und Spreenhagen sowie im polnischen Ilawa auf die Reifenlogistik spezialisiert. Ein weiteres Reifencenter betreibt man darüber hinaus beispielsweise in Traiskirchen (Österreich), wobei dieser sogenannte „Reifenpark“ als das größte Reifenlager in der Alpenrepublik bezeichnet wird.

„Mit vier Montagelinien, ausgestattet mit neuesten Montage- und Wuchtmaschinen, fertigen wir hier bis zu 1.000 Kompletträder täglich – individuell nach Kundenvorgabe. Unser Hochregallager bietet optimale Bedingungen für die Lagerung von Winter- und Sommerreifen“, erklärt das Unternehmen, was es unter dem Stichwort Value Added Services versteht: nämlich neben einer artikel- und kundenbezogenen Komissionierung oder dem Retourenhandling ebenso noch die Komplettradmontage, Räderreinigung sowie das Auswuchten der Rädersätze. Als Besonderheit des österreichischen Standortes wird hervorgehoben, dass die Logwin Solution Austria GmbH dort beim Handling der Räder und Reifen bei der Montage zum Komplettrad auf RFID-Technologie der BSR Idware GmbH (Salzburg/Österreich) setzt, die sich auf entsprechende Systeme und Barcodelösungen spezialisiert hat.

„Mit RFID vereinfachen wir das Handling, sparen Zeit und können Warenbewegungen noch zuverlässiger abbilden“, meint Michael Peschek, Manager Project Office im Logwin-Geschäftsfeld Solutions in Österreich. Zurzeit werde RFID am Standort Traiskirchen ausschließlich für die Komplettradmontage genutzt – ein Dienstleistungsbereich, in dem man seinen Worten zufolge eine kontinuierlich steigende Nachfrage verzeichnen kann. „Im Zweischichtbetrieb und auf vier bis fünf Produktionsschienen produzieren wir monatlich bis zu 41.000 Kompletträder“, so Peschek. In der Produktion sei die Aufbringung des RFID-Tags auf das komplett montierte Rad der letzte Arbeitsschritt innerhalb der Qualitätskontrolle. Damit erhalte jeder Reifen seine eigene Kennnummer.

Vor der Einführung der RFID-Lösung von BSR wurden die Reifen demnach im Wareneingang noch mit Handzetteln versehen, auf die Räder montiert und in das Reifenlager gebracht. Um die Qualität zu verbessern und Verwechselungen auszuschließen wurde jedoch nach neuen Wegen gesucht, wobei die Wahl letztlich auf die Nutzung der RFID-Technologie fiel. „Das mögliche Einsparungspotenzial muss die zusätzlichen Kosten für eine RFID-Lösung rechtfertigen, ansonsten können wir eine Einführung nicht empfehlen“, weist der stellvertretende BSR-Geschäftsführer Günter Schmidhuber auf den Maßstab hin, an dem man sich messen lassen musste. Doch für Logwin sei der Mehrwert des RFID-Ansatzes offensichtlich gewesen, freut er sich, den Logistiker mit der eigenen Lösung überzeugt zu haben.

RFID-Tags gelten als unempfindlicher im Handling als Barcodelabels: Fett, Schmutz oder Farbe beeinträchtigen ihre Lesbarkeit demnach ebenso wenig wie Plastikverpackungen oder Falten, die beim Aufkleben der Tags auf die Reifen entstehen können. Als weiterer Vorteil wird genannt, dass eine manuelle Scannung entfallen kann. Jeder Reifen im Wareneingang werde daher nun mit einem sogenannten Smartlabel versehen und vor der Felgenmontage mit einem mobilen RFID-Scanner erfasst und nach der Felgenmontage auf eine Palette gelegt. „Die Paletten mit bis zu 16 Reifen werden dann durch das RFID-Gate gefahren und alle Reifen werden automatisch erfasst und danach in einem automatischen Hochregallager deponiert. Durch die doppelte Kontrolle mit dem mobilen Scanner und dem RFID-Gate werden Kommissionierfehler ausgeschlossen und eine 100-Prozent-Kontrolle im Warenprozess gewährleistet“, erklären die Salzburger.

Auch im Warenausgang sind demnach RFID-Gates installiert, die durch mobile Scanner für die Kommissionierung ergänzt werden. „Die RFID Gates und die mobilen Geräte wurden in das bestehende Host-System eingebunden, und die 20 Mitarbeiter, die mit der neuen Technik arbeiten, sind sehr zufrieden, da die RFID-Lösung sehr viel Zeit einspart“, heißt es vonseiten der BSR Idware GmbH. Durch die Einführung der RFID-Technologie seien die Prozesse optimiert und das Qualitätsmanagement stark verbessert worden. Kommissionierfehler kämen beispielsweise überhaupt nicht mehr vor. Darüber hinaus soll sich im Warenausgang sehr viel Zeit dadurch einsparen lassen, dass die vom RFID-Reader schon während des Foliervorganges automatisch erfassten Reifendaten via Schnittstelle zu einem Terminal geschickt bzw. via WLAN an das Host-System übertragen werden, sodass sie damit sofort in einem entsprechenden Warenwirtschaftssystem vorliegen.

Beim Passieren der verschiedenen Gates empfangen die computergestützten Lesegeräte also die jeweiligen Kennnummern als Signale, wobei jeder Nummer im Warehouse-Managementsystem solche Informationen wie etwa Reifen- und Rädertyp, Produktionsdatum etc. zugeordnet ist. Mit der berührungslosen Erfassung dieser Daten im Pulk werden jedoch noch weitere Vorteile verbunden. Denn sobald ein Reifen das Einlagerungstor passiert, teile ihm das System selbstständig einen Stellplatz zu, und da die Lagersoftware auch Produktions- und Einlagerungsdatum der Reifen verzeichne, sei die Auslagerung nach dem First-In-/First-Out-Prinzip garantiert, heißt es. „Die Nachschubversorgung funktioniert nach einem ähnlichen Muster: Durch die Verbindung von RFID und Lagersoftware wird der Reifenbestand laufend aktualisiert. Befindet sich nur noch eine zuvor definierte Menge im Warehouse, weist das System auf die erforderliche Nachbestellung hin“, erklärt der Logistikdienstleister, nach dessen Worten die Implementierung der RFID-Technologie in das bestehende Warehouse-Managementsystem in nur sechs Monaten erfolgte.

Begleitet wurde die Einführung durch interne und externe Schulungen, bei denen die Mitarbeiter am Standort Traiskirchen mit den neuen Abläufen vertraut gemacht wurden. „Aufgrund der komplizierten Ausgangslage waren die Mitarbeiter eher skeptisch gegenüber dem RFID-Projekt eingestellt, doch die Erwartungen wurden übertroffen und die kompetente Umsetzung des RFID-Projektes durch die Firma BSR Idware GmbH hat die Erwartungen mehr als erfüllt“, meint Franz Helfert, Leiter des österreichischen „Reifenparkes“ der Logwin Solutions Austria GmbH. Die wichtigsten Punkte und Anforderungen an das neue System seien für Logwin eine hohe Leserate, eine einfache Bedienung, Transparenz und eine hohe Durchsatzrate gewesen, und all diese Anforderungen habe die BSR Idware GmbH mit ihrer RFID-Lösung erfüllt. „Mit dem derzeitigen RFID-System nutzen wir bisher nur einen Teil der Möglichkeiten, die diese Technologie bietet. Wir können uns vorstellen, RFID in Zukunft auch an anderen Standorten einzuführen – insbesondere für die Produktgruppen, bei denen eine hundertprozentig genaue Kommissionierung ohne RFID sehr aufwendig ist“, ergänzt Thomas Eisen, Managing Director im Logwin-Geschäftsfeld Solutions in Österreich.

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