Continental: Neun Winterreifenmarken für unterschiedlichste Anforderungen
Unterschiede im Winterwetter und bei den Verbrauchererwartungen beeinflussen die Entwicklung von Winterreifen unmittelbar: Reifen für mildere, mitteleuropäische Winter wären für skandinavische Autofahrer nicht kälteresistent genug, ihre Pendants für den Norden würden dagegen bei milderen Wintern mit einer niedrigen Laufleistung mitteleuropäische Autofahrer enttäuschen. Global agierende Reifenhersteller wie Continental greifen daher zu einem breiten Produktportfolio, um Autofahren im Winter sicher und wirtschaftlich zugleich zu machen.
Doch nicht nur das Klima, auch der Fahrzeugbestand spielt eine Rolle: Je nach Region sind Ausstattung und durchschnittliches Alter der Fahrzeuge im Markt ein wichtiges Kriterium bei der Auslegung von Winterreifen, die in ihre regionale Nische passen müssen. Dabei werden sie auf die jeweiligen Bedingungen in Europa, Nordamerika und Asien zugeschnitten.
Das Angebot an Winterreifen hat sich seit den Anfängen deutlich vergrößert. Inzwischen gibt es Modelle mit und ohne Spikes, mit mitteleuropäischen und „Soft“-Mischungen. Zu diesen eher regionalen Auslegungen, die teilweise von gesetzlichen Regelungen wie dem Spikeverbot in Deutschland seit 1975 beeinflusst werden, kommt die Auslegung für unterschiedliche Fahrzeugkonzepte wie Klein- und Kompaktwagen, Limousinen, Sportler, SUV, Vans und Transporter.
Seit den 50er Jahren haben sich die Anforderungen an Winterreifen vervielfacht. Zu Laufleistung und Komfort sind unter anderem Hochgeschwindigkeitsfestigkeit, Grip auf trockener und nasser Straße, sicheres Handling, niedriger Rollwiderstand, der Verzicht auf umweltschädliche Öle und geringes Abrollgeräusch hinzu gekommen. Gleichzeitig konnten die Winterspezialisten, die Marktführer Continental heute in Größen zwischen 13 und 21 Zoll fertigt, auch bei ihren Fahreigenschaften auf Schnee und Eis deutlich zulegen. „Um diese unterschiedlichen Anforderungen erfüllen zu können, müssen wir unsere Produkte den regionalen Gegebenheiten anpassen“, erläutert Dr. Burkhard Wies, Leiter der weltweiten Pkw- und Van-Reifenentwicklung von Continental. „Ein Winterreifen, der wirklich alle regionalen Anforderungen gleichzeitig abdeckt, ist auf hohem Niveau nicht denkbar.“
Je nach Region sind Wetter- und Straßenbedingungen in der kalten Jahreszeit höchst unterschiedlich. Während in Regionen mit „milden“ Wintern auf trockenen, kalten Straßen, auf Nässe, Schnee und teilweise Eis gefahren wird, sind in kälteren Regionen verschneite oder eisbedeckte Straßen und Temperaturen von deutlich unter minus 15 Grad Celsius an der Tagesordnung. Winterreifen in „milden“ Regionen müssen daher schon bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt gute Fahreigenschaften bieten – ähnlich denen von Sommerreifen. Sie werden in alpinen Bereichen wie auch in den nordwesteuropäischen Gegenden mit nasskaltem Wetter eingesetzt. „Als wahre Alleskönner leisten sie bei der Fahrt in den Skiurlaub ebenso unspektakulär ihren Dienst wie bei der eiligen Autobahnfahrt zwischen Berlin und München“, veranschaulicht Wies das Leistungsspektrum dieser Modelle.
Reifen für nordische Gegenden kommen dagegen schon vom Aussehen martialischer daher. Tiefere Profileinschnitte, im Vergleich zu den „mitteleuropäischen“ Winterreifen noch mehr Lamellen, teilweise bespikebar oder schon mit den „Stilettos“ ausgestattet, zeigen sie, was in ihnen steckt: ein Maximum an Grip auf verschneiten oder von dickem, rauen Eis bedeckten Fahrbahnen. „Inzwischen haben wir teilweise sehr weiche Winterreifenmischungen, mit denen auch ohne Spikes sichere Haftung unter extremen Bedingungen aufgebaut werden kann“, erläutert Burkhard Wies den Trend in der Entwicklung.
Während in den mitteleuropäischen Regionen teilweise über 80 Prozent aller Pkw von Sommer- auf Winterreifen umgerüstet werden, sehen Fachleute gerade in den Regionen, die typisch „nordische“ Winterreifen benötigen, noch deutlichen Nachholbedarf an sicheren Winterreifen. Dies gilt für die GUS, aber auch für die nördlichen Staaten der USA und für Kanada. Gerade in den Vereinigten Staaten sind immer noch viele Autofahrer auf so genannten Ganzjahresreifen unterwegs, die zwar eine M+S-Kennzeichnung tragen, jedoch über keine wirkliche Wintertauglichkeit verfügen. Doch auch in Skandinavien sind die Marktzahlen nicht unbedeutend: Jährlich werden in Schweden, Norwegen und Finnland über 7,4 Millionen Winterreifen nachgefragt. Damit ist ihr Marktanteil deutlich höher als der von Sommerreifen mit gut 4,2 Millionen Stück. Die Nachfrage in der GUS liegt mit 19,3 Millionen Winterreifen jährlich bereits um ein Vielfaches größer. Für die nächsten Jahre werden weiterhin Wachstumsraten erwartet, vor allem bei der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Modellen. „Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge von 13 Jahren ist dort deutlich höher als in der EU“, so Dr. Wies. „Daher werden wir dort in den nächsten Jahren eine umfangreiche Erneuerung sehen.“ Nur rund 15 Prozent der in der GUS zugelassenen Fahrzeuge haben ABS, in der EU sind es fast alle Wagen. Die Ausstattungsrate mit ESC ist mit nur zwei Prozent sehr niedrig. „Das wird sich ändern“, ist Contis Chefentwickler überzeugt. „Gerade unter den klimatischen Bedingungen in den Staaten der GUS werden sich künftig qualitativ hochwertigere Pkw mit besserer Ausstattung durchsetzen, deren Fahrer dann auch Winterreifen mit hohem Grip montieren werden.“
Die meisten Reifen des Marktführers werden für regionale Anforderungen ausgelegt
Continental, Semperit, Gislaved, Viking, Uniroyal, Barum, General Tire, Mabor und Matador – die Zahl der Marken unter dem Dach von Continental ist vielfältig. Gerade bei der unterschiedlichen Auslegung ihrer Wintereigenschaften zeigt sich, wie sinnvoll jedes einzelne Modell konzipiert sein kann: Je nach ihrer regionalen Aufteilung haben sie unterschiedlichste Eigenschaften, die speziell auf die jeweiligen Einsatzregionen zugeschnitten sind.
Die Winterreifenmärkte West- und Zentraleuropa beginnen regional in den baltischen Staaten im Nordosten, ziehen sich entlang der polnischen Grenze mit Weißrussland und weiter an der ukrainischen Grenze nach Osten. Südlich dieser Grenze herrschen – abhängig von der Höhenlage – auch im Winter relativ milde Bedingungen vor. Zwar werden Autofahrer auch hier mit Schnee und Eis konfrontiert, doch nasskalte Straßen, Blitzeis oder Schneematsch sind ebenfalls an der Tagesordnung. Diese klimatischen Bedingungen führen dazu, dass Reifenhersteller wie Continental mit mehreren Marken und Modellen präsent sind: Alleine die Premiummarke Continental offeriert derzeit sieben Winterreifenmodelle, die in ihren Fahreigenschaften sowie bei den Freigaben der Fahrzeugindustrie unterschiedliche Erwartungen erfüllen. Weitere Marken wie Semperit (vor allem für alpine Einsätze vorgesehen) oder Uniroyal (der Winterreifen für nasskalte, regnerische Bedingungen) runden das Lieferprogramm ab. „Im Grunde“, so Dr. Burkhard Wies, „steht jedem mitteleuropäischen Autofahrer ein Winterreifen für seine Anforderungen und seine Fahrstrecken zur Verfügung.“ Österreichern und Schweizern würde er Continental- oder Semperit-Winterreifen empfehlen, deutsche Autofahrer wären – je nach Wohnort – mit Continental, Uniroyal- oder Semperit-Reifen gut beraten, in Frankreich oder Italien rät er zur Montage von Continental- oder Uniroyal-Reifen. „In West- und Zentraleuropa ist die Qual der Wahl am größten“, erläutert er anhand der Markenvielfalt. Schließlich hat Europas führender Reifenhersteller auch noch die Budgetmarken Barum und Matador im Angebot. Weniger bekannt sind die Reifen von Mabor, einer ursprünglich portugiesischen Marke, die ebenfalls Winterreifen im Angebot hat. Und auch die Konzerntochter General Tire, in den USA besonders bekannt, ist in Europa mit Winterreifen für die hiesigen Bedingungen vertreten.
In Nordeuropa – also in Norwegen, Schweden und Finnland – sind die Autofahrer im Winter vor allem auf verschneiten und vereisten Straßen unterwegs. Winterreifen mitteleuropäischer Auslegung wären hier zwar immer noch deutlich besser in ihrem Element als Sommerreifen, aber die Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten besondere Reifen für diese Regionen hervorgebracht – die sogenannten „Nordischen Winterreifen“. Äußerlich fallen sie durch ihre massivere Profilgestaltung und vor allem ihre Spikes auf. So konstruiert, bieten sie reichlich Grip bei niedrigsten Temperaturen sowie auf vereisten und schneebedeckten Straßen. „Nasskalte Fahrbahnen oder längere Strecken auf trockenen Straßen sind in nordeuropäischen Wintern eher selten“, weiß Dr. Wies. „Die Straßen sind zentimeterdick mit Eis oder völlig durchgehärtetem, fest gepresstem Schnee bedeckt. Unter diesen Bedingungen setzen die Autofahrer mehrheitlich auf bespikte Reifen.“ Allerdings sind die Vorgaben bezüglich der Spikes streng: Weiter als maximal 1,2 Millimeter sollten sie nicht aus dem Profil herausragen, da sie sonst abbrechen würden, ihr Gewicht ist auf 1,2 Gramm begrenzt.
Eine neuere Entwicklung der letzten Jahrzehnte für Nordeuropa sind die so genannten spikelosen „Soft“-Reifen: „Der Anteil an Naturkautschuk in ihren Mischungen ist deutlich höher als der in normalen Winterreifen“, erläutert Wies. „Damit bleiben sie auch unter extremen Bedingungen so flexibel, dass sie eine ähnlich hohe Haftung aufweisen wie Reifen mit Spikes.“ Auf diesem Wege entfällt das Bespiken, die Reifen können auch dort genutzt werden, wo Spikes wenig hilfreich wären. Dies ist vor allem auf schnee- und eisfreien Straßen der Fall, wie sie in Südnorwegen an der Küste teilweise anzutreffen sind. Vor allem die Reifen der Marken Continental, Viking und Gislaved sind im hohen Norden populär: Viking (Norwegen) und Gislaved (Schweden) haben dort ihren Ursprung, Continental ist mit diesen Marken Winterreifen-Marktführer in Skandinavien und hat Sommer 2008 den finnischen Spikehersteller TIKKA mit Fabriken in Tikkakoski (Finnland) und St. Petersburg übernommen. TIKKA stellt mit 120 Mitarbeitern bei einem Umsatz von 15 Millionen Euro jährlich 428 Millionen Spikes her, die freilich nicht nur bei den Continental-Eigenmarken zum Einsatz kommen, sondern auch bei Reifen von Wettbewerbern wie Nokian, Pirelli oder Michelin.
Ähnliche Straßenverhältnisse wie in Skandinavien finden sich auch in Russland, wo der Continental-Konzern schon mehr als 1,2 Millionen Spikereifen im Jahr verkauft hat. Angesichts der Kälte und der fehlenden geräumten Straßen kann auf Soft-Mischungen nahezu verzichtet werden. Daher sind die Reifen aus Skandinavien wie die der Marke Gislaved auch in Russland sehr beliebt. Mit einem jährlichen Marktwachstum von über zehn Prozent seit dem Jahr 2000 gehören die Russische Förderation sowie die GUS zu den Boomregionen für Winterreifen. Allerdings ist der Markt mit einem Durchschnittsalter der zugelassenen Fahrzeuge von 13 Jahren sehr differenziert: Zwischen einfachen Reifenmodellen für Ladas oder Moskwitschs einheimischer Produktion wollen auch BMW X5, G-Modelle und S-Klassen von Mercedes oder schwere Limousinen amerikanischer Herkunft mit qualitativ hochwertigen Winterreifen bestückt werden. Dazu benötigen Reifenhersteller, die den ganzen Markt abdecken wollen, ein breites Angebot, und zwar sowohl bei den lieferbaren Größen als auch im Markenmix. Schließlich wollen und können die Fahrer betagterer Pkw nicht die gleichen Mittel für Winterreifen aufwenden wie die gut situierten Besitzer eines schweren SUV. „Wir haben daher eine sehr breite Palette an Reifen für Russland im Angebot“, sagt Wies. „Um die sehr differenzierte Nachfrage befriedigen zu können, sind wir mit Continental, Gislaved und Barum vertreten. Alle Winterreifen dieser Marken in Russland sind entweder bereits bespiked oder bespikebar. Zusätzlich haben wir künftig auch Reifen der Marke Matador mit im Produktportfolio, die besonders auf die Erwartungen der Autofahrer in den ländlicheren Regionen zugeschnitten sind.“
Nützlich wären Winterreifen in den nördlichen Staaten der USA und in Kanada schon – doch viele Autofahrer setzten bislang auf Ganzjahresreifen mit meist schlechten Wintereigenschaften. Der Grund liegt im unbeliebten Umrüsten und auch in mangelnder Kenntnis. Allerdings zeigt sich seit rund zehn Jahren eine wachsende Nachfrage, die mit dem steigenden Sicherheitsbewusstsein der Autofahrer verbunden ist. Klimatisch sind die Voraussetzungen in Nordamerika sowohl ähnlich denen in West- und Zentraleuropa als auch denen in Skandinavien und Russland. Daher sind unterschiedlichste Reifenmodelle nötig. Glücklicherweise ist in den meisten Staaten der USA und in Kanada kein Spikeverbot erlassen worden, sodass Autofahrer je nach Region mit mitteleuropäischen oder „Nordischen“ Winterreifen fahren können. Daher vertreibt Continental neben der ContiWinterContact-Familie auch alle anderen Konzernmarken in den USA und Kanada. Besonders bekannt ist vor allem die Marke General Tire, die ihre Winterreifen bespikebar herstellt. Die Marke hat sich seit ihrer Gründung vor 93 Jahren mit Pkw-, Van-, 4×4- und Nfz-Reifen vor allem für den amerikanischen Heimatmarkt sowie die Erstausrüstung in den USA und in Lateinamerika einen Namen gemacht. Für die Zukunft rechnen Fachleute mit steigender Nachfrage nach Winterreifen in den USA und Kanada, da die Kenntnis über die Vorteile dieser Reifen bei den Verbrauchern steigt. Dazu hat nicht zuletzt eine Diskussion über die Winterreifenpflicht in der kanadischen Provinz Quebec beigetragen: Seit 2007 sind dort zwischen dem 15. Dezember und dem 15. März Winterreifen an Pkw vorgeschrieben.
Auch in Asien dominieren – je nach Region – im Winter Schnee und Eis. Doch die Nachfrage nach den sicheren Winterreifen steckt bis auf Japan noch in den Startlöchern. Angesichts der gerade erst beginnenden Motorisierung ist in der Boomregion China bislang kaum Nachfrage zu verzeichnen. Allerdings sind Winterreifen in Japan schon länger beliebt: „Hier setzen wir vor allem auf Soft-Winterreifen“, erklärt Dr. Wies. „In den nördlichen Regionen Japans kommt es häufig zu Blitzeis, Eisregen und heftigem Schneefall. Da Spikes nicht gestattet sind, helfen hier die bewährten Reifenmodelle aus Skandinavien.“ Vor allem stark lamellierte Reifen mit sehr weicher Mischung sind hier im Vorteil. Im mittleren Japan herrschen klimatische Bedingungen vor, die ähnlich denen in Mitteleuropa sind: kaltes oder nasskaltes Wetter, teilweise Schneefall oder Schneematsch auf den Straßen. Hier greifen die Autofahrer zu denselben Reifen wie in Westeuropa.
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