Zulieferer durch Finanzmarktkrise gefährdet
Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), hat Bundeswirtschaftsminister Michael Glos auf die zunehmende Gefahr für die gesamte automobile Wertschöpfungskette aufmerksam gemacht. „Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Zulieferindustrie werden immer dramatischer und gefährden Investitionen und Arbeitsplätze in Deutschland“, warnt Wissmann. Gerade die kleinen und mittelständisch geprägten Unternehmen der Zulieferindustrie seien das Rückgrat der Automobilindustrie. „Neben den großen Herstellern sind es die gut aufgestellten und innovationsstarken Zulieferer, die in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze geschaffen haben“, so der VDA-Präsident. Auf diese würden 75 Prozent der Wertschöpfung im automobilen Bereich entfallen. Mit über 330.000 Beschäftigten allein in Deutschland erwirtschafteten die Zulieferer nach Angaben des VDA im vergangenen Jahr über 75 Milliarden Euro, und mit den vorgelagerten Industrien sollen über eine Million Arbeitsplätze von den Zulieferern abhängen. „Wenn Deutschland in diesem Bereich stark bleiben soll, müssen wir gemeinsam alles tun, um diese Schlüsselindustrie vor den Auswirkungen der Finanzmarktkrise zu schützen“, fordert Wissmann.
„Das Wichtigste in der jetzigen Situation ist, alles zu tun, um das Vertrauen wiederherzustellen“, ist er überzeugt. Das betreffe zum einen das Vertrauen der Verbraucher in eine planbare Rahmensetzung für die Mobilität als auch die Banken. „Die Menschen wollen Klarheit, wie es weitergeht mit der kohlendioxidbasierten Kfz-Steuer“, glaubt Wissmann. Hier müsse die Politik handeln und endlich ihre Zusagen beispielsweise aus dem Koalitionsvertrag einhalten. Aber auch die Banken seien jetzt gefordert, die Kreditversorgung der Zulieferer sicherzustellen. „Unsere Unternehmen sind Innovationsführer und wollen am Standort Deutschland in die Zukunft investieren. Das können sie aber nur, wenn die Banken Kredite zu bezahlbaren Konditionen bereitstellen“, so der VDA-Präsident. Die Banken müssten daher den „Rettungsschirm“ der Bundesregierung nutzen und die Gelder auch an klein- und mittelständische Betriebe weitergeben, denen neben der generellen Problematik der Finanzierung notwendiger Investitionen derzeit vor allem das restriktive Vorgehen der Warenkreditversicherungen Sorge bereite. Nach Informationen, die dem VDA seitens seiner Mitgliedsunternehmen vorliegen, kürzen oder streichen private Kreditversicherer bei zahlreichen Automobilzulieferern derzeit im Kurzfristgeschäft die Kreditversicherungen. Betroffen seien neben dem Pkw- und Nutzfahrzeuggeschäft vor allem die Zulieferer.
„Wenn die Lieferkette aufgrund fehlender Kreditversicherungen reißt, hat das dramatische Auswirkungen auf den gesamten Automobilstandort Deutschland und die Beschäftigten in dieser Schlüsselbranche. Das Risiko wächst mit jedem Tag, es ist fünf vor zwölf“, meint Wissmann. Die Kreditversicherer, deren Anteilseigner meist Banken seien, dürften nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Der „Rettungsschirm“ der Bundesregierung müsse auf den Bereich der Kreditversicherer ausgedehnt werden. „In den letzten Tagen melden sich immer mehr Unternehmen, die auf massive und zum Teil existenzbedrohende Schwierigkeiten mit Kreditversicherern stoßen“, weiß er zu berichten. Lieferantenkredite belaufen sich in Deutschland demzufolge jährlich auf rund 300 Milliarden Euro und würden dazu beitragen, dass der Warenverkehr in einer Wirtschaft und in der Folge Wertschöpfung überhaupt erst möglich ist. Die Folge der Einschränkungen seien erheblich verkürzte Zahlungsziele bis hin zu einer vollständigen Übernahme des Geschäftsrisikos durch mittelständische Zulieferunternehmen, erläutert der VDA-Präsident.
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