Neumann: Enormer Einbruch in Zuliefererbranche
Um die weltweite Automobilindustrie steht es nicht zum Besten: Staatsbürgschaften, Rettungspakete und mögliche Werksschließungen bestimmen die öffentliche Diskussion. Die Absatzflaute bei den Automobilherstellern werde ebenfalls gravierende Folgen für die Zuliefererindustrie haben, wozu sich allein in Deutschland rund 1.000 Unternehmen zählen. „Wir erleben branchenweit einen enormen wirtschaftlichen Einbruch“, sagt Karl-Thomas Neumann gegenüber Welt Online. Nach Einschätzung von Experten werden bis Mitte kommenden Jahres in der Auto- und Zuliefererbranche zwischen 50.000 und 100.000 Arbeitsplätze wegfallen.
Conti-Chef Neumann rechnet mit einer weiteren Bereinigung in der Zuliefererbranche. Es gebe viele mittelständische Firmen, denen die Kraft fehle, sich zu behaupten und die als Übernahmekandidaten in Frage kämen. Eine weitere Konsolidierung sei aus seiner Sicht unvermeidlich, so Neumann weiter gegenüber Welt Online: „Meine Sorge ist, dass dabei zu viel kaputt geht: Es dürfen keine Gesunden wegen mangelnder Kredite auf der Strecke bleiben“, sagt Neumann.
Auch weltweit werde sich die Lage der Zulieferer dramatisch verschärfen. Untersuchungen zufolge werde die Zahl der Lieferanten von aktuell rund 4.500 Unternehmen bis zum Jahr 2015 auf nur noch etwa 2.800 Zulieferer sinken. Die Zahl der Unternehmen sinke aufgrund von Übernahmen, Fusionen und Insolvenzen. Als Grund für die Krise bei den Zulieferern werden einerseits die Produktionssenkungen bei den Herstellern genannt (Stichwort: Absatzkrisse), aber auch finanzielle Gründe. Seit Jahren verlangten die Hersteller von den Zulieferern jährliche Preissenkungen zwischen drei und fünf Prozent, so das Medium weiter. Zudem müssten die Zulieferer für Entwicklungen der Hersteller in Vorleistung treten. Die dafür notwendigen Kredite erhielten sie aber zunehmend nicht oder nur noch unter größten Anstrengungen. Viele Zulieferer bekämen auch keine Zwischenfinanzierung. Zudem gebe es Fälle, in denen Unternehmen die erfolgte Übernahme durch eine Beteiligungsgesellschaft mit ihren Barmitteln finanzieren müssten – doch dieser Cashflow bricht jetzt weg. „Einige der ausgequetschten Zulieferer klopfen bei den Herstellern an und bitten um Preiserhöhungen oder auch Geld. Die Hersteller müssen dann zähneknirschend ihr Portemonnaie öffnen“, so ein Spitzenmanager eines großen Zulieferers.
Continental selbst zeigt sich relativ entspannt angesichts der Branchenkrise, so Welt Online weiter. „Aber wenn es nächstes Jahr keine absolut erdrutschartigen Entwicklungen gibt, sollten wir gut aufgestellt sein“, so Neumann. Derzeit federe das Reifengeschäft viel ab. Dennoch will Continental angesichts des absehbar schwierigen vierten Quartals reagieren und zumindest in seiner Autosparte, wo es möglich sei, „weltweit auch große Büro- und Entwicklungsstandorte über Weihnachten drei Wochen lang schließen.“
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