Kampf der Automobilbranche gegen die Finanzkrise
Die Finanzkrise ist nicht länger nur ein Problem der Banken, sondern sie ist mittlerweile auch in der Realwirtschaft angekommen. Ganz massiv spürt dies die Automobilbranche. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) lag der Pkw-Absatz in Europa im August mit 805.500 Fahrzeugen um 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Staatliche Rettungsaktionen, ähnlich denen für Banken, können die Automobilhersteller jedoch nicht erwarten. Chancen zur Selbsthilfe verspricht stattdessen vor allem der Einkaufsbereich, so BrainNet, eine führende internationale Marke für Supply Chain Management-Beratung.
Im Jahr 2007 erzielte die Automobilindustrie in Deutschland einen Umsatz von knapp 106 Milliarden Euro. Gemessen am Umsatz ist sie damit mit großem Abstand die bedeutendste Industrie. Doch nun weht ihr ein harter Wind ins Gesicht. Im Zuge der Finanzkrise stockt der Absatz, Hersteller drosseln die Produktion, einzelne Werke werden gar für mehrere Wochen geschlossen. Der europäische Automobilverband ACEA fordert daher staatliche Unterstützung für Automobilhersteller.
Sven T. Marlinghaus, Partner und Managing Director der Supply Chain Managementberatung BrainNet, hält diese Option für unrealistisch. „Anstatt auf Hilfe von außen zu hoffen, sollten die Automobilunternehmen lieber selbst handeln“, so Marlinghaus. „Der Blick auf die eigenen Wertschöpfungsketten kann immense Potenziale offenbaren.“
Eine konsequente Überarbeitung der Einkaufsstrategie könne Einsparungen in Höhe von vier bis sechs Prozent des Einkaufswerts erzielen. Vor allem eine Analyse des indirekten Einkaufs – beispielsweise für IT-Leistungen, Marketing, Beratung oder Mobilität – erscheint lukrativ. Hier liege, so BrainNet, das Einsparpotenzial sogar bei zehn bis 16 Prozent. Nicht selten könnten durch Einsparungen im Einkauf sogar Personalkürzungen vermieden werden. „Davon profitieren Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen“, erklärt Marlinghaus, „denn es wird verhindert, dass kurzfristige Konjunkturschwankungen langfristig die Know-how-Basis zerstören.“
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!