Hankook-CEO im Forbes-Interview: Wollen eine Marke werden
Hankook-CEO Suh Seung-Hwa (59) hat sich einem ausführlichen Interview von „Forbes“ gestellt – und dabei durchaus einige auf die Zukunft gerichtete Hinweise gegeben: So deutet er an, dass die nächste Reifenfabrik des von ihm geführten Unternehmens in Südostasien gebaut werden könnte, Sumitomo werde man noch dieses Jahr von Rang 6 der Weltrangliste der Reifenhersteller verdrängen, den Erstausrüstungsanteil Hankooks in Höhe von 25 Prozent hält er für zu niedrig, und obwohl man keinen Michelin-Mann und keinen Goodyear-Blimp in der Marketingbox habe sei der Aufbau einer Marke der nächste Schritt für den Reifenhersteller.
Hankook hebt gerne heraus, der am schnellsten wachsende Reifenhersteller der Welt zu sein, unter den Top Ten der Branche ist das auch unstrittig und signifikant der Fall. Der Weltreifenmarkt legt jährlich um vier Prozent entsprechend drei Millionen Reifen zu. Um das derzeitige Hankook-Wachstum von sieben Millionen Reifen pro Jahr zusätzlich beizubehalten, so Suh Seung-Hwa, müsse man etwa alle zwei Jahre eine neue Reifenfabrik errichten. Wo die nächste Hankook-Fabrik errichtet wird, will Suh Ende dieses Jahres preisgeben; den Ort nennt er nicht, deutet aber in dem Interview an, auf Südostasien zu blicken. In 2011 wolle man hundert Millionen Reifen verkaufen und einen Umsatz von fünf Milliarden US-Dollar generieren, in 2007 hat man noch 74 Millionen Reifen verkauft und damit 3,5 Milliarden Dollar umgesetzt. Den aktuell noch sechstplatzierten Hersteller in der Reifenwelt wird man dann schon weit hinter sich gelassen haben, zum aktuell Fünften (Pirelli mit 5,8 Milliarden Dollar) ist freilich auch dann noch einiges aufzuholen. Das langfristige Ziel lautet, einer der „Big 3“ zu werden – bekräftigt Suh –, das sei allerdings in fünf Jahren nicht zu schaffen.
Autohersteller wollen Reifen von hoher Qualität zu einem niedrigen Preis, erklärt der Hankook-CEO. Und dem wird – das ist in der Branche sehr weitgehend Konsens – das koreanische Unternehmen noch am ehesten von allen gerecht. Aber Suh Seung-Hwa lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er nicht zufrieden ist mit der Preispositionierung Hankooks. Wenn aktuell die Hankook-Qualität 100 sei, dann bekommt man nur ein Äquivalent von 85. Wer einen qualitativ hochwertigen Reifen wie Hankook anbiete, der sollte dafür auch einen Premiumpreis erzielen können.
Bei der Qualität der Produkte hat man sich an den Erfordernissen des deutschen Marktes orientiert. „Deutsche Standards sind Benchmark“, erläutert Suh. Bessere Reifen herzustellen sei großartig, aber nun müssten es die Leute auch wissen, richtet er den Blick auf die nächste Aufgabe: die Entwicklung von Hankook als Marke. Denn sich mit Reifen zu differenzieren ist nicht einfach, das bedarf der Kreativität. Und einen Goodyear-Blimp oder einen Michelin-Mann habe man nun mal nicht als Marketinginstrumente zu Verfügung. Mit dem stark ausgeweiteten Sponsoring von Teams im Motorsport ist ebenso ein Anfang auf dem Weg vom „commodity tire seller“ zum „high-value player“ gemacht – was, so der Hankook-Chef, nicht „über Nacht“ geschehen kann – wie mit dem Slogan „Tame the Road“ (in Deutsch: „Zähm’ die Straße“).
Mit wachsender Qualität und Markenimage wird man auch als Zulieferer der Autohersteller interessanter. Der Nachlauf aus dem Erstausrüstungsgeschäft steht auch für den Aufbau von Glaubwürdigkeit beim Endverbraucher. Hankook beliefert – neben den heimischen Automobilherstellern und außerhalb Chinas – die Marken Chrysler, Ford, Renault und Volkswagen sowie in Japan Daihatsu und Mitsubishi. Die deutschen „Top-end“-Hersteller wie BMW oder Mercedes-Benz und auch in Japan Toyota habe man noch nicht „geknackt“, heißt es, aber man „beginnt gerade, die Möglichkeiten zu diskutieren“.
An Zielen mangelt es also bei Hankook trotz der fulminanten Entwicklung nicht: So habe man, ist in dem Interview nachzulesen, inzwischen 170 hochmoderne Einzelhandelsstationen unter dem Namen T-Stations in Südkorea und sieben weitere in China. Im Jahre 2013 sollen es 300 sein.
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