EU-Kommission nimmt auch Reifenhersteller in die Pflicht
Auf die europäische Automobilindustrie kommen möglicherweise neue Anforderungen zu. Alle ab 2012 neu auf den EU-Markt kommenden Pkw-Typen sollen nach den Vorstellungen der EU-Kommission mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) ausgerüstet sein. Außerdem schlug die Kommission am vergangenen Freitag vor, so die Frankfurter Allgemeine weiter, Reifen mit geringerem Rollwiderstand und Systeme zur Reifendrucküberwachung verbindlich zu machen. Für Lkw will die Kommission ab 2013 vorausschauende Notbremssysteme und Anzeigen vorschreiben, die Fahrer warnen, wenn sie von der Spur abzukommen drohen. EU-Staaten und Europäisches Parlament müssen dem Verordnungs-Vorschlag zustimmen. Die Kommission erhofft sich durch die neue Technik deutlich weniger Verkehrsunfälle mit Todesopfern und – im Fall der Vorschriften für Reifen – sinkenden Kraftstoffverbrauch und die Vermeidung von Kohlendioxid-Emissionen. Durch Reifen mit geringerem Rollwiderstand könne der Kohlendioxidausstoß um bis zu sieben Gramm pro Kilometer gesenkt werden, teilte die Kommission mit.
Ein Pkw werde durch die neue Technik im Durchschnitt 100 bis 300 Euro mehr kosten, sagte der Sprecher des für den Vorschlag verantwortlichen Industriekommissars Günter Verheugen. „Wir sind aber überzeugt, dass die Mehrausgaben durch den eingesparten Kraftstoff wieder ausgeglichen werden“, fügte er hinzu. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßte den Gesetzesentwurf als „wichtigen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit“, so die Zeitung weiter. Viele neue Pkw in Europa verfügten bereits über ESP, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. In Deutschland seien 73 Prozent der neu zugelassenen Autos damit ausgestattet, was einen „europäischen Spitzenwert“ darstelle. Die Einführung des „Spurhalteassistenten“ für Lkw 2013 bezeichnete Wissmann dagegen als „sehr ambitioniert“, da hier noch technische Probleme zu lösen seien.
Die von der Kommission angegebenen Daten für die mögliche Kohlendioxideinsparung durch rollwiderstandsärmere Reifen zeigten, wie stark Öko-Innovationen zum Klimaschutz beitragen könnten, sagte Wissmann weiter. Die EU-Gesetzgeber sollten den Autoherstellern deshalb erlauben, den für 2012 angepeilten Grenzwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer stärker auf diesem Weg zu erreichen anstatt über eine Verbesserung der Motortechnik, forderte er. Der entsprechende Verordnungsvorschlag der Kommission sieht vor, dass die Autokonzerne allein durch verbesserte Fahrzeugtechnik die Emissionen auf 130 Gramm senken müssen. Weitere zehn Gramm sollen etwa durch sparsamere Klimaanlagen oder verbesserte Reifen realisiert werden. Der Grenzwert gilt dem Vorschlag zufolge nicht für jedes einzelne Auto, sondern muss im Durchschnitt der Fahrzeugflotte eines Herstellers erreicht werden.
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