„Rote Teufel“ sollen Kumho unterstützen
Koreaner sind bedingungslos fußballbegeistert. Nicht erst seit der Weltmeisterschaft im eigenen Land 2002 vergöttern die Fans ihre „Roten Teufel“, wie die Nationalspieler in Anspielung an die Trikotfarbe genannt werden. Die innige Beziehung der Koreaner zum Thema Fußball geht dabei allerdings weit über die Landesgrenzen hinaus und richtet sich zu allererst auf eine der besten Teammannschaften der Welt Manchester United, die ihrerseits wiederum als „Red Devils“ – rote Teufel – die englische Premier League wie auch die europäische Champions League aufmischen. Anfang des vergangenen Jahres nun hatte Reifenhersteller Kumho mit dem englischen Fußballklub einen auf vier Jahre ausgelegten Vertrag als sogenannter Platin-Sponsor unterzeichnet. Durch das Sponsoring soll der erfolgsverwöhnte englische Klub auf den ambitionierten südkoreanischen Reifenhersteller abfärben und dabei helfen, das große Ziel zu erreichen: unter die Top-5 der Reifenbranche zu kommen.
„Durch die Zusammenarbeit mit diesem legendären Fußballklub hoffen wir darauf, die Markenbekanntheit von Kumho Tires in ganz Europa zu steigern“, sagt Lee Han-Seob, Präsident von Kumho Tire Europe anlässlich einer Incentive-Veranstaltung für europäische Großkunden in Manchester. „Europa ist für uns ein Markt zentral für die Erreichung unseres Zieles, bis 2015 zu den weltweit fünf größten Reifenherstellern zu gehören.“ Folglich habe man sich ganz bewusst für eines der führenden Fußballteams in Europa als Partner entschieden. Manchester United, kurz: ManU, gilt nicht nur in England als das Maß aller (Fußball-)Dinge sondern eben auch in Deutschland und darüber hinaus. Genau das ist auch der Anspruch, den der koranische Reifenhersteller für sich und seine Produkte in Anspruch nimmt.
Für Kumho Tires ist das Platin-Sponsoring bei Manchester United keine reine Frage des Prestiges, obwohl ein zweitklassiger, regionaler Fußballverein nicht unbedingt als Partner in Frage käme, so jedenfalls Oh Hae-Dong, Senior Vice President im Hauptquartier des koreanischen Herstellers und dort für Marketing zuständig, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Denn das große Ziel, dass das Unternehmen mit seinem Sponsoring in – sicherlich – Millionenhöhe verfolgt, liegt ebenfalls in der internationalen Top-Liga der Reifenhersteller. Wie bereits seit Längerem immer wieder betont wird, will Kumho Tires aufsteigen bis auf Rang fünf der Weltliga der Reifensteller. Dass dazu Umsatzsteigerungen notwendig sind, steht außer Frage, muss man doch wenigsten 4,16 Milliarden Euro (2007) umsetzen, will man Pirelli vom Rang fünf verdrängen; Kumho Tires konnte zwar im vergangenen Jahr erneut seine Umsätze um 11,9 Prozent steigern, umgerechnet in Euro belaufen sie sich allerdings nur noch auf 1,334 Milliarden Euro (etwa ein Viertel davon in Europa), was einem Rückgang von elf Prozent entspricht; dies ist allerdings eine rein rechnerische Darstellung, die durch die seit Jahren anhaltende Schwäche des koreanischen Won zu erklären ist. Entsprechende Umsatzsteigerungen sollen natürlich durch die Steigerung der Markenbekanntheit europa- und auch weltweit erzielt werden. Da ist die bekannte Marke „ManU“, in dessen Kielwasser man nun unterwegs ist, genau das Richtige. Nicht nur, dass alle zwei Wochen bei Heimspielen regelmäßig 76.000 die Kumho-Bandenwerbung präsentiert bekommen. Spiele des Teams werden ebenfalls europa- und weltweit übertragen.
Das Sponsoring des Führenden in der englischen Premier League wirkt sich ebenfalls auf die weltweiten Absätze und das weltweite Renommee des koreanischen Herstellers aus. ManU-Spieler wie Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo oder auch der koreanischen Nationalspieler Park Ji-Sung sorgen dafür, dass das Team, wo immer es weltweit auch Auftritt, wie eine Gruppe Popstars empfangen und hofiert wird. Das Medienecho etwa, das der Mannschaft im vergangenen Jahr auf ihrer „Asia Tour“ in Vorbereitung auf die neue Saison in China, Japan und natürlich Südkorea entgegen brandete, war überwältigend und zeigte, dass das Team absolut als globaler Werbeträger gelten kann. Allein in China, so wird berichtet, gebe es über 50 Millionen ManU-Fans; und in Korea wurden seit der Asia Tour des vergangenen Sommers über eine halbe Million Kreditkarten mit dem ManU-Logo ausgegeben, in dessen Mittelpunkt der rote Teufel mit dem Dreizack steht. „Manchester United ist auch in Korea die absolute Nummer eins“, sagt Europapräsident Lee Han-Seob. Das Team habe bereits jetzt seine „Fähigkeit gezeigt, uns in der Erreichung unserer Ziele zu helfen“, so Lee weiter.
Neben der medialen Reichweite der Mannschaft komme eine weitere Tatsache zum Tragen, die Kumho in der eigenen Marketingstrategie nützlich ist: Insbesondere junge Menschen begeistern sich weltweit für Fußball und für Manchester United. Dies sei die richtige Zielgruppe, die der koreanische Reifenhersteller in Deutschland, Europa und darüber hinaus ansprechen und davon überzeugen will, dass Kumho-Reifen stets erste Wahl sind.
Dass dies nicht nur in der Anmutung der Endverbraucher so ist, sondern auch durch harte Fakten untermauert wird, dafür sorgen zweifelsohne die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Der koreanische Hersteller, der etwa das Kumho European Technical Centre (KETC) seit 1997 in Birmingham betreibt, investiert jährlich rund vier Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dies habe sich in den vergangenen Jahren etwa durch einige prestigeträchtige Aufträge aus der europäischen Automobilbranche ausgezahlt. So beliefert Kumho etwa Reifen für den VW-Polo, die A-Klasse und den Viano von Mercedes und natürlich neuerdings auch für Chrysler in den USA, von den zahlreichen asiatischen Erstausrüstungskunden ganz zu schweigen. Kumho und Kumhos Produkte werden also mehr und mehr auch von den etablierten Erstausrüstern weltweit als führend angesehen, sodass sich der koreanische Hersteller auch auf das Nachlaufgeschäft auf den Ersatzmärkten freuen kann.
Anreiz für europäische Kunden
Die europäische Vertriebsgesellschaft mit Sitz in Offenbach bei Frankfurt kann das Kumho-Tires-Engagement bei Manchester United nun regelmäßig dazu nutzen, fest etablierte und neue Kunden auf so genannte „Incentive-Reisen“ einzuladen, auf denen dann regelmäßig in lockerer Atmosphäre die – privaten wie auch geschäftlichen – Beziehungen intensiviert werden können. Die Gruppe, die Kumho Europa nun in Manchester zum „Big Match Day“ zu Gast hatte, setzte sich vorwiegend aus Reifenfachhändlern und Wiederverkäufern aus den wichtigsten Märkten Deutschland, Spanien und Großbritannien zusammen. Dass Kumho diesen Kunden einigen bieten konnte, war unter anderem die Aufgabe von Marketingleiter Wolf Fuder, der zusammen mit den anderen Verantwortlichen wie den europäischen Executive Managing Director Cho Jae-Suk und den General Manager (Europe-HQ Marketing) Choe Kie-Myung nur zufriedene Gäste am Ende der dreitägigen Reise nach Hause verabschieden konnte.
So war es sicher – insbesondere für die englischen Gäste – ein ganz besonderes Ereignis, einmal Robert Charlton die Hand zu schütteln und mit ihm auf ein kurzes Pläuschchen einzusteigen. Der mittlerweile zum Ritter geschlagene „Sir Bobby“ gehört zu den größten Fußballern Englands: Fußballweltmeister 1966, Europas Fußballer des Jahres und beinahe 20 Jahre als Spieler bei ManU. Der heute 70-Jährige ist seit Jahren als „Botschafter“ seines Klubs in der Welt unterwegs und nimmt infolge dessen auch zahlreiche Sponsorentermine wie den mit Kumhos Gästen wahr und steht für Fotos, Autogramme, etc. bereit. Neben Bobby Charlton schaute auch ManU-CEO David Gill anlässlich des Kumho-Dinners in einem ehemaligen franziskanischen Kloster in Manchester vorbei und machte seine Honneurs. „Wir freuen uns darauf, Ihnen bei der Erreichung Ihrer Ziel behilflich zu sein“, so Gill in seiner kurzen Rede gegenüber den Kumho-Gästen.
Wie diese Ziele in naher bis mittelbarer Zukunft aussehen, erläuterte Kumhos Europapräsident Lee in einem Interview mit dieser Zeitschrift: Im laufenden Geschäftsjahr wolle man bereits einen Umsatz in Höhe von rund einer halben Milliarde US-Dollar auf dem europäischen Markt erzielen, was (nach aktuellen Wechselkursen) rund 320 Millionen Euro entspricht. Bereits im vergangenen Jahr habe man die Umsätze in Europe um rund 20 Prozent steigern können, so Lee weiter. In Deutschland verlief das vergangene Jahr aufgrund der schlechten Gesamtmarktsituation eher unterdurchschnittlich. Laut des Europapräsidenten habe es aber dennoch für ein zehnprozentiges Wachstum in Deutschland gereicht. Gefragt nach der weiteren Geschäftsentwicklung verweist Lee Han-Seob auf das neue Unternehmenslogo. Der nach oben weisende rote Pfeil sei in diesem Zusammenhang „äußerst symbolisch“. Wie der Senior Vice President aus dem koreanischen Hauptquartier Oh Hae-Dong ergänzt, ginge es allerdings nicht nur darum, „unsere Absätze zu steigern, sondern wir müssen auch an den Wert unserer Marke“ denken, so der Marketingverantwortliche aus Seoul.
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