Nokian – Eine eigene Strategie für Russland
„Unser Ziel ist es, der Marktführer des russischen Premiumsegmentes zu sein“, formuliert Nokian Tyres das Credo der eigenen Russland-Strategie. Nokian Tyres ist mehr als nur einer unter anderen, Nokian gehört zu den aktivsten Reifenherstellern, die sich derzeit auf dem russischen Reifenmarkt tummeln und zeigt mit seiner hohen Investititonsbereitschaft, dass man es ernst meint mit dem oben genannten Hinweis, nichts weniger als die Marktführerschaft sei in Russland erstrebenswert. Im stark wachsenden russischen Premiumsegment reklamiert Nokian Tyres eigenen Zahlen zufolge bereits jetzt über ein Viertel des Ersatzmarktes und liegt damit unangefochten auf Rang eins; bei Winterreifen ist die Dominanz der Finnen in Russland sogar noch beeindruckender. Und, so das Unternehmen weiter, die Margen in Russland „entsprechen dem Niveau der nordischen Märkte“, liegen also deutlich im zweistelligen Bereich. Nokian Tyres fertigt seit Anfang 2005 in einer eigenen Fabrik in der Nähe von St. Petersburg und kann dadurch von einigen Standortvorteilen profitieren.
Nokian Tyres exportiert zwar bereits seit Jahren Reifen nach Osteuropa und vor allem nach Russland, das schließlich eine gemeinsame Grenze mit Finnland besitzt. Das Geschäft im Osten des Kontinents begann erst mit Anfang des aktuellen Jahrzehnts so richtig zu laufen, zunächst im Rahmen eines Jointventures. Spätestens seit Nokian eine eigene Russland-Strategie formuliert und diese auch konsequent umsetzt, was die Errichtung einer eigenen Fabrik sowie eines eigenen Handelsnetzwerkes umfasst, ist Russland für Nokian zum wichtigsten Markt geworden und Nokian für Russland zur wichtigsten Marke, nicht zuletzt wegen des umfassenden Winterreifenportfolios und der Saisonalität im russischen Reifengeschäft. Ein Blick in den aktuellen Neunmonatsbericht zeigt die Dimensionen: 32 Prozent des Umsatzes der Nokian-Gruppe (702 Millionen Euro; Prognose für 2007: 960 Millionen Euro Umsatz) stammen mittlerweile aus Russland und den GUS-Staaten, während Finnland nur noch 21 Prozent repräsentiert. Auch die Wachstumsraten sind Russland sowie in Osteuropa am beeindruckendsten mit über 50 Prozent.
Der Schlüssel zur Russland-Strategie des finnischen Herstellers ist und bleibt die seit Anfang 2005 betriebene Fabrik in Vsevolozhsk in der Nähe der russischen Metropole St. Petersburg. Die Fabrik stellt Sommer- wie Winterreifen der Marke Nokian her; Nokian vermarktet rund zwei Drittel der Produktion auf dem heimischen russischen Reifenmarkt. Die aktuelle Ausbaustufe der Fabrik (März 2008) ermöglicht die Fertigung von rund sechs Millionen Reifen. Es ist das Ziel des Unternehmens, die Fabrik bis 2011 auf eine Kapazität von rund zehn Millionen Reifen zu bringen. Dafür werden bis dahin 350 Millionen Euro investiert.
Die Entscheidung, eine Fabrik in Russland zu errichten, wurde gleich von mehreren Faktoren beeinflusst, wie hochrangige Vertreter des Unternehmens immer wieder betonen. Zunächst einmal befindet sich der Standort der Fabrik in der Nähe zu den wichtigsten Absatzmärkten des Unternehmens. Außerdem bietet St. Petersburg eine hohe Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte sowie eine Infrastruktur, die sich auf westlichem Standard bewegt.
Ebenfalls kommt der Kostensituation eine zentrale Bedeutung zu. So kostet ein russischer Arbeiter etwa nur ein Zehntel dessen, was dessen Kollege im finnischen Nokia kostet – trotz Inflation und schneller steigenden Löhnen ein enormer Standortvorteil für Russland. Auch die Rohstoffe können in Russland günstiger beschafft werden; Nokian nennt einen Preisvorteil von bis zu 25 Prozent. Bei den Energiekosten liegt der Vorteil des neuen Standortes sogar bei 40 Prozent, wobei sich die Lücke zu internationalen Märkten aber über die Jahre schließen dürfte. Last but not least, Nokian Tyres ist für zehn Jahre von den Steuern in Russland befreit und kann sich – als russischer Reifenhersteller – natürlich auch die Importzölle in Höhe von sechs bis 15 Euro pro Reifen sparen.
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