Michelin im Plan für 2007
Der französische Reifenhersteller Michelin hat seinen Umsatz im dritten Quartal um 5,2 Prozent auf 4,184 Milliarden Euro gesteigert, in den ersten neun Monaten um 7,2 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Trotz der Preissteigerungen bei Rohmaterialien und Öl gegenüber 2006, die mit ca. 60 Millionen Euro zu Buche schlugen, hält Michelin an seiner Jahresgewinnprognose fest, die von einer deutlichen Steigerung gegenüber 2006 ausgeht, teilte das Unternehmen gestern mit. Das Mengenwachstum, das für die ersten sechs Monate noch bei 3,6 Prozent gelegen hatte, hat sich verlangsamt und wird jetzt für die ersten drei Quartale mit 3,0 Prozent beziffert. Das Produktmix hat sich weiterhin stark verbessert, die Entwicklung der Wechselkurse allerdings negativ auf das Ergebnis ausgewirkt.
In Europa entwickelte sich das Erstausrüstungsgeschäft bei Pkw-/LLkw-Reifen mit einem Wachstum von 3,7 Prozent in den ersten neun Monaten und sogar 5,8 Prozent im dritten Quartal sehr positiv und war getrieben von OE-Aufträgen im östlichen Teil Europas. Noch besser entwickelte sich das OE-Geschäft mit Lkw-Reifen, wobei als Zusatzeffekt gestiegene Exportzahlen von Lkw-Reifen zu verzeichnen waren. Im Ersatzgeschäft mit Pkw-Reifen hat das anhaltend starke Wachstum in den osteuropäischen Ländern Rückgänge in Westeuropa kompensiert. Bei Lkw-Reifen konnte das Wachstum der ersten sechs Monate nicht aufrechterhalten werden und entwickelten sich die Absatzzahlen im dritten Quartal auf Vorjahresniveau.
In Nordamerika verzeichnet Michelin in der Erstausrüstung mit Pkw-/LLkw-Reifen eine Trendwende im dritten Quartal (plus 5,4 Prozent), auch wenn über das Jahr gesehen noch ein Minus von 1,8 Prozent zu Buche schlägt. Der scharfe Einbruch in der Lkw-Reifenerstausrüstung zeigt mit einem Minus von 29,5 Prozent in den ersten drei Quartalen und sogar 39,2 Prozent im Zeitraum Juli bis September keine Besserungstendenzen. Im Pkw-Reifenersatzgeschäft Nordamerikas verzeichnet Michelin zwar leichtes Wachstum, weist aber auf das hohe Niveau von Importen aus Asien hin. Das Ersatzgeschäft mit neuen Lkw-Reifen blieb mit einem Minus von gut vier Prozent schwach, das Runderneuerungsgeschäft musste ein Minus von 1,6 Prozent hinnehmen.
Sowohl in Asien (außer Japan) als auch in Südamerika verzeichnete die Reifenerstausrüstung satte Steigerungsraten, wobei der Lkw-Bereich zusätzliche Impulse durch eine fortschreitende Radialisierung erhält. In den Ersatzmärkten entwickelte sich auch das Lkw-Geschäft sehr positiv, während bei Pkw-Reifen deutliche Differenzierungen gemacht werden müssen: So entwickelte sich der chinesische Markt sprunghaft nach oben, in Japan brach hingegen das Winterreifengeschäft ein, in Südamerika war der Markt stabil.
In der Geschäftseinheit „Spezialreifen“ hält der weltweite Bedarf nach EM-Reifen an mit der Ausnahme von Maschinen für die Baubranche in den USA. Bei Landwirtschaftsreifen ist die Erstausrüstungsnachfrage für die Bereifung leistungsstarker Schlepper hoch, während das Ersatzgeschäft etwas gegenüber 2006 zurückbleibt. Bei Zweiradreifen verzeichnet Michelin einen gegenüber 2006 wachsenden Markt, der für Flugzeugreifen ist in allen Segmenten von Wachstum gekennzeichnet, aber bei den Lieferfähigkeiten für Radialreifen und dem Bedarf der Fluggesellschaften besteht ein bedeutsame Lücke.
Aktienempfehlung, drittes China-Werk
Die Analysten der Société Générale vergeben unverändert das Rating „buy“ für die Michelin-Aktie, heißt es bei „aktiencheck“. Das Management habe die Zuversicht der Analysten bestätigt, dass das Unternehmen auf Jahressicht eine operative Marge von mindestens zehn Prozent sowie einen nachhaltigen Free Cashflow generieren könne. Aus Sicht der Analysten würden alle Indikatoren dafür sprechen, dass Michelin ein nachhaltiges organisches Wachstum von mindestens vier bis fünf Prozent pro Jahr erreichen könne. Nachdem die Aktie aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums in den USA sowie steigender Materialpreise keine gute Performance gezeigt habe, würden die Analysten aufgrund der starken Präsenz von Michelin in den Wachstumsmärkten, einer starken Nachfrage bei Lkw- und Spezialreifen, der Effekte des Sparplanes und der Preiskraft des Unternehmens keinen Grund für eine Korrektur ihrer Prognosen sehen. Aufgrund der hohen Nachfrage in China werde das Unternehmen dort eine dritte Fabrik errichten. Für das China-Geschäft kalkuliere das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren mit einer Margenverbesserung von 30 Prozent.
Nach Informationen von Analysten der Deutschen Bank will Michelin seine Produktionskapazitäten an Pkw-Reifen im Reich der Mitte um 50 Prozent auf 15 Millionen Einheiten, die von Lkw-Reifen sogar um 100 Prozent auf vier Millionen Einheiten ausbauen. Mit diesem vergleichsweise starken Anstieg seiner Kapazitäten vor Ort wolle der Hersteller – so die Finanzexperten – vor allem die Reifennachfrage innerhalb des Landes befriedigen. Michelin peile in China einen elfprozentigen Marktanteil bei Pkw-Reifen (acht Prozent im Ersatzgeschäft, 15 Prozent in der Erstausrüstung) und einen neunprozentigen bei Lkw-Reifen an, heißt es weiter unter Berufung auf Unternehmensangaben. Resultierend daraus könnte sich der von Michelin in China erzielte Umsatz, der derzeit mit etwa eine Milliarde Euro bzw. einem Anteil von rund sechs Prozent am Gesamtumsatz des Konzerns beziffert wird, innerhalb der kommenden fünf Jahre verdreifachen, heißt es vonseiten der Deutschen Bank.
Auch Lohnkostensenkungen „im Plansoll”
Außerdem – so das Finanzinstitut weiter – liege der Reifenhersteller bezüglich seiner Bemühungen zur Reduzierung der Lohnkosten im Plan. Demnach beschäftigt das Unternehmen derzeit im Reifensektor ungefähr 73.000 Mitarbeiter in so genannten Hochlohnländern, nachdem im vergangenen Jahr in diesem Bereich 5.800 Arbeitsplätze weggefallen seien und in diesem Jahr durch natürliche Fluktuationen weitere 4.000 Stellen sowie durch Restrukturierungen in Frankreich (800 Stellen), Italien (200 Stellen), Japan (500 Stellen) und Vorruhestandsregelungen in Spanien (1.000 Stellen) alles in allem weitere – wie das Finanzinstitut findet – „beeindruckende“ 6.500 Arbeitsplätze oder neun Prozent der Beschäftigten in Hochlohnländern gestrichen bzw. eingespart werden konnten. Selbst wenn ein Teil der Arbeiter – laut der Deutschen Bank weniger als die Hälfte und die dann natürlich zu weit geringeren Kosten – wieder eingestellt würden, komme Michelin bezüglich der Reduzierung der Lohnkosten bei gleichzeitiger Verbesserung der Produktivität wie geplant voran, sind die Finanzexperten überzeugt.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!