Titelentscheidung in Rallye-WM biegt auf Zielgerade ein
Sushi, Sake und Skifahren in Sapporo: Für das typische Touristenprogramm haben die Protagonisten der Rallye-Weltmeisterschaft bei ihrem Abstecher zum 14. Saisonlauf in Japan am kommenden Wochenende nur wenig Gelegenheit. Auf der nördlichen Insel Hokkaido tritt die WM-Entscheidung in ihre heiße Phase: Nur noch vier Punkte trennen die beiden BFGoodrich-Piloten Marcus Grönholm und Sébastien Loeb voneinander – für Höchstspannung im Land der aufgehenden Sonne ist also gesorgt. „Unsere Wetterexperten prognostizieren für die Region Obihiro Temperaturen von nur fünf bis 15 Grad Celsius“, deutet Patrick Letort, der BFGoodrich-Cheftechniker in der Rallye-WM, bereits vorab einige Unwägbarkeiten an. „Einige WP führen uns sogar nochmals 100 Kilometer weiter nördlich in die Bergregion nahe Rikebetsu, die zu den kältesten in ganz Japan zählt. Die Prüfungen sind eng und schnell, sorgen aber nicht für übermäßigen Verschleiß“, erläutert Letort, dessen Spezialisten die Rallye aufgrund der kühleren Witterung wie eine ihnen unbekannte Veranstaltung betrachten.
Auch wenn selbst Schnee und Eis in Japan nicht völlig ausgeschlossen werden können: Spike-Reifen sind bei diesem WM-Lauf laut Reglement nicht zugelassen. Vielmehr mussten alle „Priorität 1“-Fahrer und Teams sich bereits am 13. September auf genau jene 60 Schotterpneus des Typs „g-Force Gravel“ festlegen, die BFGoodrich für sie nach Obihiro speditiert. 35 dieser 60 Pneus darf jeder Fahrer für die Rallye und den so genannten „Shake-down“ vor dem Start einsetzen. Zugleich gewährt das Sportgesetz aber auch einen kleinen Freiraum: Für alle Überseeläufe stehen jedem Fahrer pro Saison zwölf „Joker“-Reifen frei, durch die er Pneus aus seinem nominierten Kontingent ersetzen darf – eine Option, die von der Mehrheit der Teams für die Rallye Japan gezogen wurde. Diese Joker mussten bis zum 19. Oktober bei der Sporthoheit FIA angemeldet werden und fliegen dem Tross per Luftfracht hinterher.
Zur Wahl stehen auf Hokkaido damit vier unterschiedliche Laufflächenmischungen: Der extra weiche „g-Force Gravel 8-“ eignet sich für besonders kühle Temperaturen oder Regen, der „8“ funktioniert zwischen zehn und 15 Grad perfekt, der „9-“ gilt als Spezialist für die jeweils erste Passage über eine Wertungsprüfung und der „9“ ist auf Temperaturen über 15 Grad spezialisiert. Das Laufflächenprofil – für alle Reifen identisch – kann auf Wunsch zusätzlich per Hand um weitere Drainagerillen erweitert werden, sollten die Bedingungen dies erfordern. Alle Pneus verfügen über das „Mousse“-System, das einen Verlust des Reifendrucks selbst bei starker Beschädigung verhindert und so die Weiterfahrt im Wettbewerbstempo ermöglicht.
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