Tyre100 hat sich dem B2B-Business verschrieben
Die Anzahl der B2C-Onlineportale wächst, sie sind als Vermarktungsplattformen umstritten, weil Reifeneinzelhändler um fachgerechte Vermarktung bangen und in diesem Vertriebskanal die Gefahr sehen, dass weiterer Margenverfall die Branche heimsucht. Daneben haben sich Marktplätze für Reifengroßhändler etabliert, das ist das so genannte B2B-Geschäft. Auch dieses Geschäftsmodell ist nicht frei von Kritik, wobei es im Wesentlichen darum geht, dass es für Reifeneinzelhändler nicht nachvollziehbar ist, dass dort Preise kursieren, die deutlich unter ihren eigenen Einkaufskonditionen direkt bei Reifenherstellern liegen.
Die CaMoDo Automotive AG (Jülich), gegründet im Jahre 2004, versteht sich als Internetprovider, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, Reifen-, Felgen- und sonstige Zubehörhersteller, Großhändler dieser Produktgruppen, Einzelhändler und schließlich auch Endverbraucher miteinander in Kontakt zu bringen. Reifenhändler, aber auch Kfz-Werkstätten und Autohäuser nutzen in Deutschland das Einkaufsportal „tyre100.de“ und in Österreich „tyre100at“ zur Warenbestellung. Über die Montageplattform „camodo.de“ ist es in Deutschland auch Endverbrauchern möglich, mit einem Reifenhändler in ihrer Region in Kontakt zu treten: einem Montagepartner, der sich bei CaMoDo hat registrieren lassen.
Einige Strukturdaten, die uns das Unternehmen genannt hat: Mehr als 30 renommierte Großhändler bieten ihre Produkte über tyre100 an, auf Einzelhandelsseite ist von mehr als 3.000 registrierten Kunden die Rede. Der Bestandswert wird auf bis zu 200 Millionen Euro angegeben, der Verfügbarkeitsliste ist zu entnehmen, dass neben allen renommierten Marken auch eine sehr vollständige Liste aller hierzulande vermarkteter Private und House Brands vertreten ist, also auch die Fernostreifen, die aktuell mit Macht in den Markt drängen, sowie außer Pkw-Reifen auch solche für andere Segmente wie Motorrad oder Lkw.
Der Marktplatz wird permanent weiterentwickelt. Derzeit erfolgen die Online-Datenaktualisierungen alle zehn Minuten, mehr als 250 Millionen Datenoperationen werden täglich durchgeführt. Die technische Infrastruktur wird permanent erweitert, aktuelle Projekte sind die Erhöhung der Abwicklungskapazitäten auf 10.000 Bestellungen täglich und der Start eines neuen Kundenregistrierungssystems unter www.reifen100.de. Das Unternehmen weist darauf hin, völlig unabhängig operieren zu können, also in keinster Form von irgend einem Hersteller oder Großhändler abhängig zu sein. Die NEUE REIFENZEITUNG hat mit dem Vorstand der Aktiengesellschaft Wolfgang P. Schmitz ein Telefoninterview geführt, in dem es um allgemeine Fragen zur Onlinevermarktung, aber auch um spezielle Fragen zu der von ihm geführten Firma ging:
NRZ: Herr Schmitz, ist nicht das Angebot an B2B-Portalen in einer so engen Branche wie dem Reifenfachhandel zu groß geworden, sodass aus der einst guten und sinnvollen unternehmerischen Idee mittlerweile ein Teilmarkt mit Verdrängungswettbewerb unter den Portalen wird?
W. SCHMITZ: Ja, Sie haben recht, man muss unternehmerische Entscheidungen immer wieder auf den Prüfstand stellen und sich den neuen Anforderungen stellen. Gerade in den letzten beiden Jahren haben auch einige renommierte Firmen erkannt, dass durch zusätzliche Internetangebote ihre Marktpräsenz gefestigt werden kann und haben B2B-Portale etabliert. Da diese „Shops“ in der Regel einen überregionalen Kundenkreis ansprechen, wird so das Einzugsgebiet eines Händlers deutlich erweitert. Wir stellen natürlich fest, dass sich dadurch der zurzeit noch expansive B2B-Markt Zug um Zug in einen Verdrängungsmarkt verändert.
Trotzdem sprechen unsere Zahlen mit jährlichen Umsatzsteigerung von über 100 Prozent noch eine für uns recht angenehme Sprache.
NRZ: Dass etablierte Reifenfachhändler dem B2C-Geschäft als Vermarktungskanal kritisch gegenüber stehen, weil sie darin eine Bedrohung ihres Geschäftes sehen, liegt auf der Hand. Verstehen Sie auch kritische Stimmen aus diesem Kreis, die das B2B-Geschäft betreffen?
W. SCHMITZ: Wir sehen dies als eine Tendenz, der man sich mittelfristig nicht entziehen kann. Beispiele hierfür finden Sie in der Elektronikbranche, wo diese Konzepte als Shop-in-Shop-Systeme schon seit zehn Jahren vorhanden sind und auch dort den Markt drastisch verändert haben.
NRZ: Inwieweit haben B2B-Plattformen aus Ihrer Sicht die Vermarktungskanäle in der Reifenbranche verändert, gab es Verschiebungen zum Beispiel hinsichtlich der Funktion des Großhandels?
W. SCHMITZ: Wenn ich das eben aufgeführte Beispiel fortführen darf, so kann man an der Elektronikbranche sehen, wohin die Reise gehen wird. Hier führte der Wandel dazu, dass der Großhandel immer mehr zum Logistikunternehmen mit angeschlossener Bank avancierte. Im Reifenhandel sehen wir diese Tendenzen zum einen um ca. zehn Jahre verschoben und zum anderen gehen wir davon aus, dass die Großhändler durch die Wahl des Sortiments, d.h. durch eine Erhöhung der Markenvielfalt, ihre Position als wichtigster Bausteine in der Vermarktungskette ausbauen werden.
NRZ: Was unterscheidet die Reifenbranche von anderen Konsumgüterbranchen hinsichtlich des B2B-Geschäftes bzw. in welcher Hinsicht sind die betreffenden Produkte im Prinzip austauschbar?
W. SCHMITZ: Prinzipiell gibt es einfach zu vermarktende Produkte und solche, die nicht oder nur bedingt ohne Zusatzleistungen verkauft werden können. Die einen sind leicht via Internet an den Endverbraucher zu bringen, die anderen, und dazu gehören auch Reifen, sind nur in Verbindung mit Fachleuten vor Ort sinnvoll zu verkaufen. Im B2B ist dies leicht möglich. Somit sind die verschiedenen Branchen als sehr ähnlich anzusehen.
NRZ: Wagen Sie doch mal einen Blick in die Zukunft des B2B-Geschäftes mit Reifen, Felgen und sonstigem Autozubehör. Was kommt da noch auf uns als Veränderungen zu?
W. SCHMITZ: Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass andere Branchenteilnehmer sich auch permanent weiterentwickeln und neu ausrichten. So sind die Autohäuser immer mehr daran interessiert, den Reifen „mit“ zu vermarkten – als Kundenbindungsinstrument. Andererseits übernimmt der Reifenhandel immer mehr Bereiche des klassischen Autohauses. Ich kann mir vorstellen, dass der B2B-Kunde eine einzige Plattform nutzen möchte, über die er seinen täglichen Bedarf decken kann.
NRZ: Herr Schmitz, bitte sagen Sie uns doch einiges zu dem speziellen Angebot Ihres Unternehmens. Was bedeutet eigentlich das Kürzel CaMoDo?
W. SCHMITZ: Wir haben einen Namen gesucht, der die Menschen dazu bringt, diese Frage zu stellen. Aber im Ernst, unser Ziel war es, einen möglichst einmaligen Namen zu finden der flüssig ausgesprochen werden kann.
NRZ: Auf Ihrer Website steht zu lesen, dass es Ihr Ziel ist, kundenorientierte Systeme zu schaffen und den Gesamtumsatz der teilnehmenden Firmen über „tyre100“ auf hundert Millionen Euro pro Jahr zu steigern. Mit welchen Modulen macht denn CaMoDo Umsatz und strebt Gewinne an?
W. SCHMITZ: Die CaMoDo Automotive AG ist ausschließlich im B2B-Markt tätig (Reifen, Felgen, Zubehör) und für Fachhändler kostenlos, an dieser Klientel verdienen wir nichts. Unseren Umsatz generieren wir über die Großhändler, die mit uns vertragliche Vereinbarungen eingegangen sind.
NRZ: Sie wollen mit Ihrem Unternehmen die Wertschöpfungskette Hersteller an Großhandel, Großhandel an Einzelhandel und schließlich Einzelhandel an Verbraucher begleiten. Einer der größten Kunden eines Großhändlers ist oftmals ein anderer Großhändler. Ist CaMoDo auch in dieser Hinsicht eine Schnittstelle?
W. SCHMITZ: Heute schon kaufen einzelne Großhändler über tyre100 bei ihren Großhandelskollegen Produkte ein.
NRZ: Auf Ihrer Montageplattform „camodomontage.de“ betonen Sie ja, dass Reifen nur von Fachfirmen montiert werden sollten. Wie aber wollen Sie sicherstellen, dass auf dieser Website nur qualifizierte Reifenfachwerkstätten gelistet sind und nicht auch Feierabend- bzw. Hinterhofhändler mit jedenfalls zweifelhafter Befähigung? Bei einer nur flüchtigen Durchsicht der angegebenen Adressen kommen mir Zweifel, ob Ihrem eigenen Anspruch jeder der dort aufgeführten Montagepartner gerecht wird.
W. SCHMITZ: Hier sprechen Sie einen wunden Punkt an. Trotz verschiedener „Eingangsprüfungen“ können wir nicht immer sicherstellen, dass der eine oder andere sich als Montagepartner meldet, den man in der Kategorie „Hinterhofwerkstatt“ ansiedeln müsste.
NRZ: Ist nicht die Einrichtung der Montageplattform der erste Schritt, ins B2C-Geschäft einsteigen zu wollen?
W. SCHMITZ: Nein, wir wollen den Firmen ein kostenloses Forum der eigenen Vermarktung bieten. Wir beabsichtigen nicht, in das B2C-Geschäft strategisch einzusteigen. Im Kontext der anderen Marktteilnehmer werden wir diese Entscheidung allerdings regelmäßig überprüfen.
NRZ: Herr Schmitz, zum Abschluss sollten Sie unseren Lesern – überwiegend Reifenfachhändler – erklären, wodurch sich Ihre Plattform tyre100 von anderen Online-Plattformen unterscheidet und warum Sie gerade diese bevorzugen sollten.
W. SCHMITZ: Es gibt einige wenige vorzügliche Plattformen im Markt. Wenn man die reinen Vermittlungsplattformen ohne eigenen Handel betrachtet, dann gibt es für mich nur eine. Für den Markt als Ganzes ist es wichtig, dass mehrere leistungsfähige Systeme nebeneinander vorhanden sind.
Es gibt darüber hinaus noch einen besonderen Punkt im tyre100-Portal, der hervorhebenswert ist: das so genannte Firmenkonto. Hierbei kann eine Firma beliebig viele Mitarbeiter/innen-Konten kostenlos anlegen. Bestellbestätigungen können zu einem gemeinsamen Ziel konfiguriert werden, z. B. dem Außenlager A. Weiterhin können die Bestellungen der Einzelnen von allen, die zur Firma gehören, in der Bestellhistorie eingesehen werden. Dies vereinfacht die interne Organisation, also: Wer hat wann was bei wem bestellt.
Die Benutzung von Tyre100 ist seit der Gründung für die angeschlossenen Fachhändler kostenlos und bietet darüber hinaus eine einfache, schnelle und zuverlässige Plattform für die Vermarktung von Reifen, Felgen und Zubehör. Auf der Großhandelsseite legt man sehr viel Wert darauf, mit seriösen und leistungsstarken Firmen zusammenzuarbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass unser Gesamtpaket tyre100 allen Beteiligten erfolgreiche Geschäfte verschafft.
NRZ: Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
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