Gummi Grassau und NDI legen Rechtsstreit bei
Während André Reinke, Geschäftsführer der Gummi Grassau Reifen, Räder und Autoservice GmbH, von „unseriösen Machenschaften bei Standortübernahme“ spricht, sieht sich Michael Jörgensen, Geschäftsführer der NDI Deutschland GmbH, zu unrecht eines entsprechenden Handelns bezichtigt und verteidigt sich in der NEUE REIFENZEITUNG, man habe „auf Basis einer Urkunde gutgläubig gehandelt“. Zu einer Gerichtsverhandlung zwischen beiden Unternehmen wird es dennoch nicht kommen, da der Streit um Namensrechte – und darum geht es bei den oben genannten Vorwürfen – vorab beigelegt wurde. Was war also geschehen?
Wie bekannt, hatte der schleswig-holsteinische Reifengroßhändler RS Exclusiv mit Sitz in Neumünster Ende 2003 den insolventen Reifenhandelsbetrieb Reifenservice Gummi Grassau GmbH übernommen und die Filialen unter dem im Handelsregister eingetragenen Namen Gummi Grassau Reifen, Räder und Autoservice GmbH fortgeführt. Bei Übernahme handelte es sich um zwölf Betriebe; das Filialnetz wurde seither auf 23 Niederlassungen in ganz Norddeutschland unter eben diesem Namen ausgebaut, worauf Geschäftsführer André Reinke mit Stolz verweist. Man habe außerdem beträchtliche Summen in Marketing investiert und die Marke Grassau allerorten promotet.
Anfang 2004, also kurze Zeit nachdem die Handelsgesellschaft Grassau in Insolvenz ging und verkauft wurde, ging auch die ebenfalls der Familie Grassau gehörende Immobiliengesellschaft Gummi Grassau GmbH & Co. KG in Insolvenz. Diese Gesellschaft war Eigentümerin einiger Immobilien, in denen die Grassau-Handelsbetriebe in Rostock, Neumünster (jeweils zwei Standorte) und Bad Segeberg betrieben wurden. Zwei dieser Immobilien – eine in Neumünster und eine in Rostock – hatte NDI Deutschland im Januar dieses Jahres gekauft. Dem Pächter Gummi Grassau – also der Gesellschaft, die heute von André Reinke und Thomas Schmidt geführt wird – wurde gekündigt. NDI wollte an beiden Standorten Reifenhandel betreiben und die Standorte nutzen, um die Pläne für ein eigenes Netzwerk an Handelsbetrieben – als Franchise und teilweise als Filialen – in die Tat umzusetzen. Es tauchte die Frage nach der Firmierung der beiden gekauften Standorte auf.
Am Standort in Rostock betrieb die Familie Grassau bis vor Kurzem immer noch eine eigene Runderneuerung, die man – so Michael Jörgensen – nun an NDI verkaufen wollte. Im Rahmen der dann erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen sei NDI der Vorschlag unterbreitet worden, die Reifenhandelsbetriebe, deren Immobilien nun gekauft wurden, doch unter dem althergebrachten Namen „Gummi Grassau“ fortzuführen, was „ursprünglich nicht zur Disposition stand“, so Michael Jörgensen. Aber die Familie habe dies angeboten und eine Urkunde vom Patent- und Markenamt vorgelegt, das 2005 der Familie Grassau die Rechte an dem Namen zugesichert hatte. Ein Anwalt von NDI Deutschland habe den Namensschutz geprüft, so Jörgensen, und grünes Licht gegeben.
Als die entsprechende Abmachung zwischen der Familie Grassau und NDI Deutschland dann bekannt wurde, gingen André Reinke und Thomas Schmidt – die beiden heutigen Geschäftsführer von Gummi Grassau Reifen, Räder und Autoservice GmbH – auf die Barrikaden. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG beschwert sich Reinke, ein solches Verhalten sei „unseriös, sehr unprofessionell und unüberlegt“, schließlich betrieben die neuen Eigentümer den im Handelsregister eingetragenen Reifenhandelsbetrieb Gummi Grassau bereits seit über drei Jahren an zahllosen Standorten unter dem etablierten Namen und hätten viel in die weitere Etablierung dieser als Markennamen anzusehenden Firmierung investiert.
Gummi Grassau bemühte Anwälte und die Justiz. Nachdem ein Richter eine einstweilige Verfügung erteilte und NDI damit zunächst den Gebrauch des Namens Gummi Grassau untersagte, wurde für Ende Juli nun ein Gerichtstermin anberaumt. Dieser Termin platzte, so André Reinke, denn NDI „zog es vor, einen Tag vor Verhandlungsbeginn über seinen Anwalt von sämtlichen Forderungen zurückzutreten“. In einem Schreiben hatte der Richter bereits die Rechtmäßigkeit der Urkunde des Patent- und Markenamtes angezweifelt; der Familie Grassau hätte die existierende Urkunde nie ausgestellt werden dürfen, so Jörgensen.
Wie Michael Jörgensen im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betont, habe man „gutgläubig gehandelt“, wollte es aber auf einen Rechtsstreit mit Gummi Grassau bzw. RS Exclusiv nicht ankommen lassen. „Wir wollten das nicht gerichtlich ausfechten – mit unsicherem Ausgang“, so Jörgensen weiter und will der Angelegenheit keine übergroße Bedeutung beimessen. Die Betriebe werden nun unter „Carstop 1“ firmieren. Während der Betrieb in Rostock bereits läuft, soll die Filiale in Neumünster im Januar hinzukommen. In der Zwischenzeit hat André Reinke Klaus und Christiane Grassau aufgefordert, „die Marke Gummi Grassau an den rechtmäßigen Eigentümer zu übertragen oder zu löschen“.
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