Reifen Kuzka investiert 1,8 Millionen Euro in eigene Zukunft
Point S ist nicht nur Europas größte Verbundgruppe des freien Reifenfachhandels mit rund 750 Outlets alleine in Deutschland, sondern point S kann sich dabei auch auf rührige und von der Industrie unabhängige Unternehmerpersönlichkeiten stützen, die den Erfolg der Kooperation langfristig sicherstellen. Zu diesen Unternehmerpersönlichkeiten zählt sicher auch Jürgen Kuzka. Der Reifenfachhändler aus dem Emsland betreibt – gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Roger und Achim Kuzka – Niederlassungen an vier Standorten. Durch den Umzug der Lingener Filiale hat das Unternehmen nun nicht nur einen Musterbetrieb der Kooperation point S und des deutschen Reifenfachhandels insgesamt erschaffen. Vielmehr setzt die Paul Kuzka GmbH & Co. KG auf innovative Vermarktungsformen, die sich – so ist Geschäftsführer Roger Kuzka überzeugt – bei den Kunden als wichtiges Argument erweisen sollen, um bei Kuzka zu kaufen und nicht etwa bei den am Standort ansässigen Wettbewerbern. Anlässlich einer offiziellen Einweihungsfeier zeigte das Unternehmen, wie viel Modernität man sich für eine entsprechende Investition leisten kann.
Dass das Unternehmen am alten Standort mitten in der Lingener Innenstadt kaum mehr Platz für weitere Expansionen haben würde, war bereits seit Anfang der 1990er Jahre klar. Mit den recht beengten Verhältnissen – einen Steinwurf von der Fußgängerzone und dem Lingener Hauptbahnhof entfernt – konnte das für Reifen Kuzka so bedeutende Lkw-Reifengeschäft in der 1968 bezogenen Filiale kaum mehr expandieren. „Wir konnten uns nicht mehr weiter entwickeln“, so Kuzka im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Gerade Lkw-Fahrer haben den alten Standort zuletzt nur noch ungern angesteuert. Die Suche nach einem neuen Standort begann und wurde erst jetzt, anderthalb Jahrzehnte später, zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Einerseits sei es in Lingen schwer, an passable Gewerbegrundstücke in 1A-Lage zu kommen. Andererseits habe man sich auch nicht mit der erstbesten Immobilie zufrieden geben wollen. Was das Unternehmen nun gefunden hat, treffe genau das Anforderungsprofil des Reifenhändlers, so Roger Kuzka. Die Immobilie liegt nur zehn Minuten vom alten Standort entfernt, was für die Pflege des bestehenden, großen Kundenstamms wichtig war, und sie liegt direkt an einer der Hauptzufahrtstraßen zur 56.000 Einwohner zählenden Stadt – alte und neue Kunden werden also gleichfalls angesprochen.
Bei dem, was ein moderner Reifenhandelsbetrieb heute alles bieten muss, hat Geschäftsführer Roger Kuzka, der drei der vier Kuzka-Niederlassungen leitet (Hauptbetrieb in Meppen, Lingen und Haselünne; der vierte Betrieb in Gütersloh wird von Bruder Achim Kuzka geleitet), klare Vorstellungen. „Unser Wettbewerber ist in Zukunft das Autohaus“, sagt Roger Kuzka. Folglich wolle er das Unternehmen auch wenigstens auf Autohaus-Niveau bringen, was Service, technische Ausstattung und äußeres Erscheinungsbild betrifft. Während Autohäuser – gesponsert von der Automobilindustrie – heute oftmals mit „modernen Palästen“ auf Kundenfang gehen können, gleichen viele Reifenhandelsbetriebe oftmals und immer noch „Rummelbuden, in denen man sich nicht wohlfühle“, so Kuzka. Dass das Ambiente des neuen Betriebes in Lingen folglich anzieht und nicht abschreckt, sei kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewussten, zielgerichteten Bauplanung, die in Zusammenhang mit der point-S-Zentrale zu einem Musterbetrieb innerhalb der Kooperation geworden ist. Schmuddelecken und vorm Tresen wartende Kunden sucht man vergebens. Stattdessen bietet das „Café Boxenblick“, das sich auf einer Empore befindet und von dort den Blick auf die Montageboxen sowie den Vorhof des Unternehmens lenkt, Lounge-Atmosphäre. Kaffee gibt’s gratis, die Zeitschriften sind aktuell, und wer hier wartet, kann entweder fernsehen oder am Felgenkonfigurator die Möglichkeiten einer professionellen Fahrzeugveredelung erfahren.
Darüber hinaus befindet sich im Obergeschoss des Verkaufsgebäudes ein Tagungsraum, der bis zu 14 Personen komfortabel Platz bietet. Dort werden nicht nur Mitarbeiterversammlungen abgehalten – am Standort arbeiten heute zwölf Kuzka-Angestellte –, sondern die Räumlichkeiten werden auch für Industrieschulungen oder Reifenhändlertreffen genutzt.
Dies sind Dinge, die man erwarten würde, wenn ein Reifenhändler eine neu gebaute Immobilie bezieht. Dass aber nicht nur Äußerlichkeiten im Wettbewerb mit Autohäusern – und ATU, First Stop, pit-stop sowie Euromaster, allesamt in Lingen präsent – den Unterschied machen, weiß die Familie Kuzka auch. So bietet Kuzka neben den Dienstleistungen rund um Auspuff, Bremsen, Stoßdämpfer, Klimaanlagen, HU/AU und Autogas auch Inspektionen und Fehlerspeicherauslese. Technisches Highlight dabei ist etwa der neue Pkw-Achsmessroboter von ATT Nussbaum. Dieser Hightech-Roboter vermesse innerhalb von wenigen Minuten ein Fahrzeug berührungslos. „Eine präzisere und schnellere Vermessung gibt es nicht auf dem Markt“, meint Roger Kuzka. Die Anlage hat das Unternehmen rund 50.000 Euro gekostet, biete aber einen absoluten Mehrwert. Nicht nur, dass Werkstattmitarbeiter bei dieser Technologie keine Angst mehr vor dem Zerkratzen teurer Leichtmetallräder beim Vermessen haben müssen. Diese Dienstleistung zeige Endverbrauchern auf die Schnelle und mit absoluter Präzision, ob Einstellungen an den Achsen vorgenommen werden müssen.
Wer solche Anlagen beschafft und kalkulieren muss, wird in der Regel nicht als „billiger Jakob“ in die lokale Wirtschaftsgeschichte eingehen. Das sei auch kein Ziel, so Roger Kuzka: „Wir haben nie versucht, den günstigsten Preis zu machen.“ Auch der gelernte Vulkaniseurmeister weiß, dass nicht jeder Kunde ein Gewinn ist und man besser die Finger von manchen Geschäften lässt. Endverbraucher – gerade die treuen Stammkunden des Lingener Reifenhändlers – würden nicht immer nur an den Preis denken, wie vielfach behauptet. Stattdessen sei die Qualität der Dienstleistung und die der verbauten Produkte wichtiger. Und wenn die Roboterachsvermessung mal gratis dazu gegeben wird, sieht sich der Geschäftsführer in einer Vorreiterfunktion im klassischen Reifenfachhandel, der sich mehr und mehr gegen Autohäuser behaupten muss. „Wir können uns vom Wettbewerb abgrenzen.“
Ein Stichwort, das in Bezug auf den lokalen Wettbewerb immer wieder fällt, ist Service. Eine andere, zusätzliche Dienstleistung, die Reifen Kuzka seinen Kunden am neuen Standort bieten kann, ist die einer SB-Autowaschanlage. Auf dem 5.500 m2 großen Areal direkt hinter dem Reifenfachbetrieb befindet sich neben dieser Anlage, in der bis zu vier Autos gleichzeitig gereinigt werden können und für die das Unternehmen etwa 200.000 Euro investiert hat, gleichzeitig auch das großdimensionierte Reifenlager. Für dieses Lager, das rund 10.000 Pkw- und 600 Lkw-Reifen fasst, hat Reifen Kuzka weitere 100.000 Euro investiert. Auch wenn dieses Lager auf den ersten Blick überdimensioniert wirkt, so müsse man es doch wieder in Bezug auf die Konkurrenz vonseiten der Autohäuser beurteilen, bei denen Endverbraucher eben nicht als allererstes hinter einen Berg alter (oder neuer) Reifen nach einem ansprechbaren Mitarbeiter suchen müssen. Auch Altreifen und Karkassen werden bis zur wöchentlichen Abholung im Reifenlager untergebracht.
Nicht nur die Ausmaße des Reifenlagers lassen Roger Kuzka gelassen an die kommende Winterreifensaison denken, auch die Anzahl der Montageboxen und deren Ausstattung dürfte eine problemlose Bewältigung von Saison-Peaks ermöglichen. Das neue Gebäude bietet Platz für immerhin acht Pkw-Montageboxen und zwei weitere Lkw-Montageboxen (inklusive Grube). „Wir sind nun bestens gerüstet, auch in Hochzeiten wie zur Winterreifenumrüstung die an uns gestellten Anforderungen zu erfüllen“, ist Roger Kuzka überzeugt. Gleichzeitig helfe das neue Gebäude insgesamt, „heutige und uns zukünftig erwartende Kapazitätsanforderungen zu erfüllen“.
Das, was heute landläufig in den Hoheitsbereich eines Reifenfachhändlers gehört, ist mobiler Reifenservice, gerade bei Nutzfahrzeugreifen. Natürlich sei Reifen Kuzka mit dem Unternehmensschwerpunkt Lkw-Reifen auch im Flottengeschäft engagiert; es gehe dabei um Flotten aus dem Emsland mit bis zu 400 Zugmaschinen. Fleet-Checks, Schulungen für Fuhrparkmanager und natürlich ein 24-Stunden-Pannenservice gehören zu den Grundlagen dieses Geschäftes. Für den Pannenservice, den Kuzka auch über die nahe Grenze nach Holland hinein anbietet, wurde erst kürzlich ein neues Einsatzfahrzeug angeschafft, das gegenwärtig mit der entsprechenden modernen Ausrüstung ausgestattet wird.
Wer die notwendigen personellen und infrastrukturellen Kapazitäten hat, bietet seinen Kunden noch lange keinen vorbildlichen Service, weiß auch der Geschäftsführer des Lingener Betriebes. So legt Roger Kuzka etwa größten Wert darauf, dass Kundentermine eingehalten werden; ein einbestellter Kunde bekommt nur sehr selten ein „tut uns leid“ zu hören. Dass das Personal getreu der eigenen und mit point S abgestimmten Corporate Identity gekleidet und die Räumlichkeiten danach ausgestattet sind, sei für Kuzka eine bare Selbstverständlichkeit. Damit jeder im Reifen-Kuzka-Team weiß, nach welchen Spielregeln der Alltag im Betrieb zu organisieren ist, hat Bruder Achim Kuzka, der die Gütersloher Niederlassung leitet, ein so genanntes „Teamkonzept“ entwickelt. Dieses knapp 20-seitige Papier umschreibt in alphabetischer Form, wie etwa mit Arbeitsmaterial, Kunden oder der eigenen Verschwiegenheit umzugehen ist. Dieses Teamkonzept diene als „roter Faden“ für den gesamten Arbeitsablauf des mittelständischen Unternehmens.
Müssten Seniorchef Jürgen Kuzka, der übrigens erst kürzlich wegen seiner „großen Verdienste um den Reifenhandel“ zum Ehrenmitglied des BRV ernannt wurde, und dessen Söhne Roger und Achim erneut eine Entscheidung zur Zukunft der Filiale in der Lingener Innenstadt fällen, würde sie genauso ausfallen, wie sie nun getroffen wurde. Man sei mit der neuen Betriebsstätte mehr als zufrieden. Man habe wahrlich ein „Sahnestück“ gefunden, das man sich nun schmecken lassen werde.
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