Europäische Marathon-Rallye
Für die Teilnehmer des diesjährigen Finales zum Dunlop Drivers Cup (DDC) werden die 3.200 Kilometer zwischen dem Start am Stammsitz des Unternehmens in Hanau bis hinunter ins südspanische Málaga sicher als ein unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleiben, mussten sie während des zehntägigen Events doch immerhin in drei verschiedenen Ländern außergewöhnliche Herausforderungen an Mensch und Maschine – und auch Reifen – meistern. Für Dunlop selber wird das neunte Finale seit 1998/1999 höchstwahrscheinlich einen Wendepunkt darstellen, scheint man doch in Hanau mehr und mehr überzeugt davon zu sein, dass ein Event über einen dermaßen langen Zeitraum nicht mehr zeitgemäß ist. Folglich arbeiten die Verantwortlichen im Moment mit Hochdruck daran, ein tragfähiges Konzept für den Dunlop Drivers Cup der Zukunft zu erstellen. Dass der DDC auch im kommenden Jahr stattfinden wird und somit wieder als umfassendes Marketing- und Kommunikationsmedium eingesetzt wird, ist beschlossene Sache. Wäre dies anders, würde der Hersteller ein überaus nützliches Instrument aus der Hand geben – und die Teilnehmer müssten auf jede Menge Action, Motorsport, Fahrspaß und Landeskunde verzichten…
Der Dunlop Drivers Cup hat sich im Laufe seiner nun neunjährigen Geschichte stets weiterentwickelt. Während der DDC in den ersten beiden Jahren (Chile/Argentinien und USA) noch als „Dunlop Iron Drivers Cup“ abgehalten wurde, hat sich die Veranstaltung gerade in den letzten drei Jahren mehr und mehr zu einer Veranstaltung entwickelt, bei der es um sportliches Fahren und Sicherheit geht. Während früher die Reise als solche eher im Vordergrund stand, hinterlässt der DDC heute ein immer schärferes und konkreteres Bild beim Teilnehmer, den mitreisenden Journalisten und den Lesern, Fernsehzuschauern und Radiohörern, denen berichtet wird.
Den Wandel dieses Events hat etwa Teilnehmer Hans Hänni aus der Schweiz selber erfahren. Nach dem Finale in Mexiko 2004 hatte sich der Reifenhändler aus Wichtrach im Kanton Bern auch für das diesjährige Finale von Hanau nach Málaga offiziell qualifiziert. „Das waren zwei ganz verschiedene Dunlop Drivers Cups“, so der 37-Jährige im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. In Mexiko waren die 15 teilnehmenden Zweierteams im Jeep Wrangler – oftmals abseits befestigter Straßen – unterwegs. Für das aktuelle Finale, der 3.200 Kilometer langen europäischen Marathon-Rallye, stellte Sponsoring-Partner Nissan den Teams den am Markt überaus erfolgreichen 350 Z zur Verfügung, den letzten Spross der Nissan Z-Cars mit 301 PS unter der Haube. Beim Offroad-DDC in Mexiko haben die Teilnehmer vielmehr Natur gesehen, so Hans Hänni, und blickt gerne auf seine Zeit damals zurück, bezeichnet er sich doch als Naturtyp. Andererseits fühlt sich der Ehemann und Vater aber auch auf der Rennstrecke zu Hause. Dies sei zwar ein „Unterschied wie Tag und Nacht“, so Hans Hänni, der eigentlich gelernter Landwirt ist, vor einigen Jahren aber dann eine weitere Ausbildung zum Automechaniker gemacht hat und mittlerweile einen unabhängigen Reifenfachhandel betreibt. Ebenso, wie er – wohl der einzige Teilnehmer, der sich überhaupt zweimal für ein Finale des DDCs qualifizieren konnte – von Gegensätzen bei den beiden Finalrunden spricht, an denen er teilnehmen durfte, sprechen heute auch die Verantwortlichen bei Dunlop immer offener davon, der Veranstaltung ein Facelifting zu verpassen.
„Nach dem neunten Finale des Dunlop Drivers Cup ist die Zeit reif für eine organisatorische Auffrischung“, schreibt dazu das Unternehmen in einer abschließenden Veröffentlichung im Nachgang zum diesjährigen DDC-Finale. „Das zehnjährige Jubiläum im kommenden Jahr nutzen wir als Gelegenheit, den Cup dem geänderten Bedarf anzupassen, der sich mit der Zeit entwickelt hat“, so Jean-Jacques Wiroth, Geschäftsführer der Dunlop GmbH & Co. KG. „Die wichtigste Neuerung ist zunächst einmal, den Cup zukünftig innerhalb eines Geschäftsjahres statt finden zu lassen. Mit der Ausschreibung im Frühjahr und einem Finale im Herbst können wir so unsere kommunikativen Bemühungen in den beiden wichtigen Umrüstphasen des Jahres um Ostern und im Oktober unterstützen.“
Derselben Meinung ist auch Hildegard von Lonski. Die Leiterin der Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Reifenhersteller erklärt gegenüber dieser Zeitschrift, dass es derzeit noch viele unbeantwortete Fragen in bezug auf das künftige Gesamtkonzept des Dunlop Drivers Cups gibt. Mit Blick auf die Kommunikationspläne eines Reifenherstellers ist es jedoch nachzuvollziehen, dass es wenig Sinn macht, im Hochsommer die Teilnahme am DDC zu bewerben, diesbezüglich viel Geld auszugeben, obwohl in dieser Zeit niemand über den Kauf von Reifen nachdenkt. Bisher war es stets so, dass die Vorentscheidungen – ob Sportfahrerlehrgang zur Erlangung der C-Lizenz oder aber Offroad-Camp – im Herbst stattfanden; im Vorfeld dazu musste also intensiv die Werbetrommel gerührt werden. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wann machen sich Endverbraucher Gedanken zum Produkt“, so Hildegard von Lonski, und möchte ebenfalls die Terminierung des DDCs auf die beiden Saisonspitzen des Reifenjahres im Frühjahr und im Herbst abstimmen. Auch die Dauer der Veranstaltung könnte man überdenken, oder etwa die inhaltliche Ausrichtung als Motorsportevent, Rundreise oder Fahrsicherheitstraining. All dies sind offene Fragen, auf die die Verantwortlichen in Hanau bei Dunlop und bei der ausrichtenden Agentur Mekom Gesellschaft für Eventmarketing & Filmproduktion in den kommenden Monaten Antworten finden werden. Das aber ist die Zukunft; die aktuelle Finalrunde bot den Teilnehmer bereits ein umfassendes Angebot an Einzelevents, in denen sich der Hersteller Dunlop mit seinen Produkten und dem, wofür diese Produkte stehen – Motorsport, Sicherheit, Fahrvergnügen, Ingenieurskunst –, durchaus gut in Szene setzen konnte.
DDC steht vor einem Relaunch
Die 14 teilnehmenden Teams aus insgesamt sechs Ländern – Deutschland, Österreich, USA, Frankreich, Holland und Schweiz – musste gleich zu Beginn der aktuellen Finalrunde das fahrerische Geschick unter Beweis stellen, dass sie beim Sportfahrerlehrgang (hoffentlich) erlernt hatten. Nach der Präsentation der Teilnehmer auf dem Hanauer Rathausplatz und einem Prolog auf dem Dunlop-Werksgelände, bei dem bei einem Kartrennen die Startaufstellung herausgefahren wurde, ging es gleich am zweiten Veranstaltungstag auf die Formel-1-Rennstrecke des Hockenheimrings. Beim dortigen „Hockenheim-Masters“ zeigte sich, was sich im Laufe der zehntägigen Veranstaltung immer wieder zeigte: Die drei teilnehmenden amerikanischen Teams fuhren konstant bei fast allen motorsportlichen Events durchaus in einer Klasse für sich und wurden dort nur gelegentlich bedrängt.
Diese Klasse konnten sie eben nicht nur in Hockenheim unter Beweis stellen, wo noch in der selben Woche das Auftaktrennen zur diesjährigen DTM-Saison stattfand, sondern gleich wieder einen Tag später auf dem Goodyear-Testgelände im südfranzösischen Mireval. Der DDC-Tross war über Nacht mit dem Autozug in den Süden gereist. Die 200 Hektar große, mit wunderschönem Blick auf das Mittelmeer gelegene Anlage wird zwar vom Reifenhersteller nur für Test- und Präsentationszwecke genutzt, verfügt aber über eine 3,3 Kilometer langen und überaus anspruchsvollen Rundkurs. Dort konnten die Teilnehmer dann erneut im Rahmen der „Mireval Masters“ zeigen, was es bedeutet, sich sportlich im Nissan 350 Z um enge Kurven zu bewegen. Umfangreich eingewiesen durch die Instruktoren Ralf Flachbarth (eigentlich Entwicklungsingenieur bei Dunlop für Pkw-Reifen), Wolfgang Drabiniok (Rennfahrer, Fahrsicherheitsinstruktor und Streckensprecher am Nürburgring) und andere, blieben die sprichwörtlichen Grenzen des eigenen fahrerischen Geschicks auch hier unangetastet, obwohl durchaus schon in Sichtweite.
Dennoch: „Man lernt das Ausloten der Grenzbereiche und das Reagieren jenseits dieses Bereiches“, sagt Teilnehmer und Dunlop-Bezirksleiter (Baden-Württemberg) Thomas Stoffel. Der 40-Jährige Außendienstler der Reifenherstellers war hausintern für die Teilnahme am DDC vorgeschlagen worden und bildete gemeinsam mit Ralph-Axel König (44), bei Dunlop in Bayern als regionaler Key Account Manager für das Autohaus zuständig, das Team „Dunlop“. Die beiden Reifenexperten haben die europäische Marathon-Rallye zwar nach eigenem Bekunden sehr genossen, sich auch redlich geschlagen, in den Kampf um die Podiumsplätze konnte sie allerdings nicht eingreifen. Am Ende holten die beiden Dunloper den zehnten Platz. Eine vordere Platzierung sei für Thomas Stoffel aber nie ein vorrangiges Ziel gewesen. Stattdessen habe er sich auf „neue Herausforderungen“ einstellen, sein fahrerisches Geschick verbessern wollen und die Veranstaltung insgesamt und die Gruppe genießen wollen.
Ein ähnliches Ziel verfolgte auch das Team „Tyre Dealer“. Frank Danger (point S Reifen Danger, Hameln) und Frank Löb (Reifen Löb, Coesfeld) waren mit sportlichem Einsatz dabei und siegten sogar beim Quad-Fahren. „Es fehlt mir nicht an Biss, aber ich bin nicht verbissen“: Getreu diesem Motto nahmen es die beiden sympathischen Reifenhändler auch gelassen, als ihnen Dunlop-Geschäftsführer Jean-Jacques Wiroth am Ende der Veranstaltung „nur“ einen Pokal für den neunten Platz überreichen konnte. Dennoch: Für den 47-jährigen Frank Danger aus Hameln war die Teilnahme an der diesjährigen Finalrunde von Hanau nach Málaga auch ein Art Wiedergutmachung. Bereits vier Mal hatte der point-S-Händler die Möglichkeit sich für ein DDC-Finale zu qualifizieren. Als das Finale 2002 in Australien stattfand, fehlte dem begeisterten Hobby-Motorsportler in der entscheidenden Vorrunde ein einziges Pünktchen, um sich endgültig zu qualifizieren. „Ich war erleichtert, dass ich’s endlich geschafft habe“, so Danger rückblickend am letzten Veranstaltungstag, der nach einer mehrtägigen Rundreise quer durch Spanien auf der Privatrennstrecke im andalusischen Ronda stattfand. Der Vater von drei Söhnen habe Land und Leute kennenlernen und den Teamgeist erfahren wollen – das sei ihm gelungen.
Teamgeist und das Gruppenerlebnis standen auch für die DDC-Projektleiterin Kathrin Brehme stets im Vordergrund ihrer persönlichen Erlebnisse. Sechs Finalrunden hat die 36-jährige Eventmanagerin für Dunlop verantwortet, hat diese Verantwortung nun aber an ihre Nachfolgerin Silke Pieper übergeben. Kathrin Brehme wird künftig für das so genannte Above-the-Line-Marketing verantwortlich sein, also traditionelle Werbemaßnahmen in klassischen und neuen Medien. „Der Dunlop Drivers Cup war immer mein Baby“, sagt sie, er habe sich als Plattform in all den Jahren gut weiterentwickelt. Es sei „immer wieder beeindruckend, wie all die kleinen Dinge zusammenkommen und zu einem Ganzen werden“ und ist stolz darauf, dass in all den Jahren keine größeren organisatorischen Pannen passiert sind. Dieses „eine Ganze“ passe nach all den Weiterentwicklungen während der vergangenen Jahre immer besser zu Dunlop und seinen Produkten. Gerade der Fokus, der heute auf das „Konzept Motorsport“ als Kommunikationsebene gelegt wird, gebe nach außen hin ein immer klareres Bild des DDCs ab. Folglich sei es auch gerade dieses Konzept, das der Hersteller auch nach dem angekündigten Relaunch der Veranstaltung verfolgen wird.
Klares Ziel sei es natürlich, das hohe Niveau und das Interesse für den Cup aufrecht zu erhalten. Jean-Jacques Wiroth dazu: „Jeweils rund 25.000 Bewerbungen alleine in Deutschland für die Finalrunden im vergangenen und in diesem Jahr zeigen uns, dass unsere alljährliche Suche nach dem sportlichsten Autofahrer auf reges Interesse stößt, dies wollen wir weiterhin nutzen und mit frischem Wind in die neue Saison starten.“
Sieger und Sieger
Beeindruckende Landschaften, spannende Wettbewerbe und unvergessliche Erlebnisse entlang der 3.200 km langen Marathon-Rallye durch drei europäische Länder von Hanau nach Málaga liegen hinter den Finalisten im Dunlop Drivers Cup. Nun steht fest: Die US-Amerikaner David Furchak und Egon R. Szenttamasy sind die sportlichsten Autofahrer der Saison 2006/2007. Mit 2.080 Punkten nach elf Wertungsprüfungen innerhalb von zehn Tagen konnten sie sich gegen das deutsche Team aus Kai Hundertmarck und Guido Simon (1.910 Punkte) durchsetzen. Nur knapp hinter dem Gespann aus Profi-Triathlet Hundertmarck und Biobauer Simon rangierten mit Lee Clark und Kevin Clarke zwei weitere US-Starter (1.880 Punkte). „Die amerikanischen Kollegen waren einfach unglaublich schnell – und das auch noch in ganz verschiedenen Disziplinen“, sagte Guido Simon angesichts dieses Ergebnisses beim Zieleinlauf in der Stierkampfarena von Málaga. „Hut ab, David und Egon sind verdient Sieger geworden. Aber auch, wenn man mit sportlichem Ehrgeiz in den Wettbewerb geht: Bei einer solchen Tour war schon das Dabeisein die Hauptsache.“
Die Finalisten erlebten dabei beeindruckende Landschaften und einige der schönsten Routen Europas, etwa bei der Überquerung der Pyrenäen oder während der Finaltage in Andalusien im Süden Spaniens. Kai Hundertmarck erinnert sich: „Ich habe Streckenabschnitte wiedergesehen, die ich noch aus meiner Zeit als Radprofi kannte. Beim Radrennen hat man aber nur selten die Möglichkeit, einen Blick auf die Landschaft zu werfen. Dies war hier einfacher, ich habe die Zeit sehr genossen“.
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