Jahresumfrage 2006/2007: Winterreifen retten Jahr
Es sollte ein starkes Jahr werden, heißt es zusammenfassend in der aktuellen MMS-Jahresumfrage „Tendenzen und Trends im deutschen Reifenfachhandel“. Es sei dann aber doch ein anderes Jahr geworden, als von allen erwartet. Nach einem schwachen Sommerreifengeschäft wurde der Rückenwind durch die geänderte StVO als dermaßen stark wahrgenommen, dass alles für ein sehr gutes Winterreifengeschäft sprach. Für eine Zeit von knapp drei Wochen war der Winter dann auch da und brachte einen derartigen Nachfrageschub, dass in einigen Regionen die verfügbaren Kapazitäten des Reifenfachhandels nicht ausreichten. Mitte November brach die Nachfrage dann aber schlagartig wieder ein und „wir erlebten den wärmsten Winter seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das blieb nicht ohne Folgen“, so Joachim F. Krahl von der MMS Marketing + Management-Service GmbH in Bad König, über die die aktuelle Studie zu beziehen ist (Details siehe untern). Bezogen auf das gesamte Jahr zeigten die Ergebnisse, dass 51 Prozent (im Vorjahr: 44 %) der Unternehmen ihre Ziele erreicht haben. 15 Prozent (Vj.: 38 %) haben ihre Ziele sogar überschritten. Jedes dritte Unternehmen (34 %) hat seine Ziele hingegen nicht erreicht. Im Jahr zuvor waren dies noch lediglich 18 Prozent.
„Die Kannibalisierung der Sommerreifen durch die Winterreifen hat sich fortgesetzt, ein Ende ist noch nicht absehbar“, so das Krahls Fazit. Dabei hat sich der Rückgang des Segmentes allerdings nicht mehr verstärkt. 52 Prozent der Unternehmen (Vj.: 51 %) verzeichneten Mengeneinbußen. Für 36 Prozent (Vj.: 28 %) gab es keine Veränderungen. Damit hatten 88 Prozent der Unternehmen stagnierenden bzw. rückläufigen Absatz. Lediglich 12 Prozent konnten die verkaufte Menge steigern. Mit den Absatzeinbußen stieg auch der Druck auf die Verkaufspreise, verbunden mit einem weiteren Rückgang der Roherträge. 43 Prozent der Unternehmen berichten von Umsatzverlusten (Vj.: 46 %), 45 Prozent von Rohertragsrückgängen (Vj.: 34 %). 36 Prozent (Vj.: 33 %) mussten Preiseinbußen hinnehmen. Nur 17 Prozent konnten die Verkaufspreise erhöhen.
Betrachtet man die Kosten, so geben 62 Prozent (Vj.: 52 %) an, dass diese gestiegen sind bzw. bei 37 Prozent der Händler stagnierten. Das bedeutet bei rückläufigen bzw. stagnierenden Roherträgen schlechtere Betriebsergebnisse. „Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Dispositionen des Handels sind erheblich“, fasst Krahl die möglichen Folgen zusammen. So wollen im laufenden Jahr 84 Prozent der Unternehmen weniger an PKW-Sommerreifen disponieren.
Pkw-Winterreifen bringen den Ausgleich
Das Winterreifengeschäft hat zwar einen Ausgleich für die unbefriedigende Entwicklung im Pkw-Sommerreifensegment gebracht, allerdings nicht auf dem Niveau des guten Jahres 2005. So berichten 37 Prozent (Vj.: 62 %) der Unternehmen von Absatz-/Mengensteigerungen bei Pkw-Winterreifen. Für knapp zwei Drittel der Händler ging der Absatz zurück (34 %) bzw. stagnierte (29 %). Nahezu jedes zweite Unternehmen (47 %; Vj.: 65 %) konnte den Umsatz steigern. Damit war für 53 Prozent der Umsatz rückläufig bzw. stagnierte. „Erstaunlich ist, dass mit dem Umsatzwachstum die Rohertragssituation nicht überall verbessert werden konnte.“ 47 Prozent berichten von einem Umsatzwachstum und lediglich 26 Prozent von Rohertragssteigerungen. Für 74 Prozent der Unternehmen stagnierte der Rohertrag bzw. ging zurück.
Einiges spreche dafür, dass mögliche Einkäufe in der Zeit der Hausse zu höheren Preisen erfolgten, folgert die MMS. Andererseits haben die Verkaufspreise ebenfalls zugelegt, allerdings nur bei 28 Prozent der Unternehmen. Damit gingen für 72 Prozent die Verkaufspreise zurück bzw. stagnierten. Und das passierte wohl mehrheitlich nach dem vorzeitigen Ende der Saison. Sieht man die 74 Prozent der Unternehmen, die von stagnierenden bzw. rückläufigen Roherträgen berichten bzw. die 63 Prozent, die gestiegene Kosten verzeichneten, so geht das voll zu Lasten der Ergebnisse.
Die Lagerbestände an Winterreifen zum Stichtag 31. Dezember 2006 haben sich nicht in der gesamten Breite des Marktes aufgebaut, sondern sind mehr punktuelle Schwerpunkte. Trotzdem geben 60 Prozent der Händler an, dass sich die Bestände erhöht haben. Im Vorjahr waren es nur 40 Prozent. „Das hat Auswirkungen auf die nächste Saison“, erklärt Krahl die folgenden Ergebnisse der MMS-Jahresumfrage 2006/2007. So wollen 67 Prozent der Unternehmen rund 15 Prozent weniger Winterreifen disponieren. 33 Prozent wollen rund acht Prozent mehr disponieren. Fragt man direkt nach dem Auf- oder Abbau der Lagerbestände, so wollen 87 Prozent die Bestände um rund 14 Prozent abbauen sowie 13 Prozent die Bestände um rund sieben Prozent aufbauen. „Das heißt nichts anderes, als dass die hohen Lagerbestände die Supply Chain für die kommende Saison verstopfen. Hinzu kommen die überhöhten Bestände, die in anderen europäischen Märkten wie Holland, Belgien und Italien lagern.“
„Entscheidend für die nächste Saison werde sein, ob der private Autofahrer durch die aktuelle Diskussion über den Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung nicht so stark verunsichert wird, dass er sich mit seiner Entscheidung für Winterreifen trotz der StVO zurückhält. Noch ist nicht absehbar, ob das Thema Klimawandel im Herbst 2007 wieder aus den Köpfen der Autofahrer verschwunden ist und wir wieder zum Business-as-usual übergehen werden. Vieles spricht dafür, dass dies nicht der Fall sein dürfte.“ Das Winterreifengeschäft sei bisher vom Prinzip Hoffnung (auf den Winter) geprägt gewesen. Mit der Erkenntnis über die Erderwärmung werde das Geschäft hingegen noch spekulativer und risikoreicher.
Lkw-Reifen legen zu
Positiv verlief das Geschäft mit Lkw-Reifen. So konnten 40 Prozent (im Vorjahr 27 %) der Unternehmen den Absatz steigern. Allerdings ist mit 60 Prozent der Anteil der Händler in der Mehrheit, die an Menge (30 %) verloren haben bzw. deren Absatz (30 %) stagnierte. Das Lkw-Reifengeschäft konzentriere sich immer stärker und der Einfluss der Reifenhersteller werde immer größer. Für kleinere Händler werde es wichtiger, darüber zu entscheiden, ob sie im Lkw-Geschäft noch wettbewerbsfähig aufgestellt seien.
Die Ergebnisse der Jahresumfrage, die die MMS auf 173 Seiten zusammengefasst hat, können gegen eine Schutzgebühr von 145 Euro zuzüglich Versandkosten sowie MwSt bei der MMS GmbH, Postfach 1447, 64727 Bad König, per Fax 06063/912277 oder per Email an mms-gmbh@gmx.de bestellt werden.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!