Viel heiße Luft
Kaum etwas bewegt die deutschen Politiker derzeit so wie das Thema Klimaschutz bzw. Kohlendioxidemissionen. Das geht so weit, dass Bundeskanzlerin Merkel Deutschland sogar schon in der Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz sieht. Dieser allerdings auch quer durch alle anderen politischen Lager zu beobachtende Aktionismus bringt dabei die abenteuerlichsten Vorschläge ans Tageslicht, die sich samt und sonders vor allem durch eines auszeichnen – einen Mangel an Sachlichkeit und Sachverstand.
Da wird beispielsweise diskutiert über neue Modelle für die Kfz-Steuer, wobei statt wie bisher der Hubraum der Schadstoffausstoß als Bemessungsgrundlage herangezogen werden soll. Dumm nur, dass Kohlendioxid eigentlich gar nicht als Schadstoff klassifiziert wird, sondern lediglich als so genanntes Treibhausgas gilt wie übrigens auch Methan.
Das derzeit starke Interesse der Öffentlichkeit an diesem Thema beflügelt zudem so manches Unternehmen, sich über den Klimaschutz profilieren zu wollen. Und so zeugen auch die jüngsten Verlautbarungen beispielsweise eines Reifenherstellers, der passend zum momentanen CO2-Hype auf das dank optimiertem Rollwiderstand vorhandene Sprit- und damit Emissionseinsparpotenzial der Reifen aus der eigenen Produktion verweist, vor allem davon, dass dessen PR-Maschinerie richtig auf Zack ist.
Freilich ist es erwiesen, dass ein geringerer Rollwiderstand zu einem niedrigeren Kraftstoffverbrauch beiträgt. Experten sagen, dass ein 30 Prozent niedrigerer Rollwiderstand einen Minderverbrauch von etwa fünf Prozent – und folglich auch fünf Prozent weniger CO2-Emissionen – nach sich zieht. Selbst jeder mathematisch nur mittelmäßig Begabte sollte daran erkennen können, dass sich der Kohlendioxidausstoß etwa eines Audi Q7 von laut Hersteller eben über 300 Gramm pro Kilometer allein mithilfe rollwiderstandsoptimierter Reifen nicht unter das gemeinsame Ziel der europäischen Automobilhersteller von 140 Gramm pro Kilometer wird drücken lassen.
Und wird eine Art „Strafsteuer“ für die so genannten Dreck- respektive CO2-Schleudern viel hilfreicher sein? Wohl kaum. Denn welchen der in der Regel gut situierten Fahrer eines hubraumstarken SUVs, einer schweren Oberklasselimousine oder eines PS-starken Sportwagens wird man mit vielleicht ein paar hundert Euro mehr an Steuern pro Jahr wirklich abschrecken und zum Umstieg zum Beispiel auf einen Smart bewegen können? Eher betroffen sein in einem solchen Fall dürften die Besitzer älterer Fahrzeuge im bundesdeutschen Bestand, was wiederum Auswirkungen auch auf den Reifenhandel haben könnte.
Schließlich muss der nicht ganz so solvente Verbraucher die Kostenbelastung durch eine CO2-Strafsteuer an anderer Stelle – Sparen an der Wartung und möglicherweise bei der Bereifung – wieder hereinholen. Oder er kauft sich doch gleich ein neues Auto. Doch muss die Frage gestattet sein, ob sich das angesichts der für die Produktion benötigten Rohstoffe (Gewinnung/Erzeugung, Transport etc.) und Energie sowie der damit unweigerlich verbundenen Emission an Treibhausgasen aus ökologischer Sicht wirklich rechnet. Und in letzterem Fall verliert der Reifenhandel unter Umständen auch wieder. Schließlich sind es bekanntermaßen gerade die etwas älteren Fahrzeuge, die zum Service nicht mehr bei der Vertragswerkstatt bzw. dem Autohaus vorgefahren werden, sondern eher beim Reifenservicebetrieb oder der freien Kfz-Werkstatt.
Aber das sind alles noch wilde Spekulationen. Man muss erst einmal abwarten, was von der vielen heißen Luft, die derzeit in Sachen Klimawandel verbreitet wird, letztendlich übrig bleiben wird. Klar ist, dass die europäischen Automobilhersteller sich bis zum Jahr 2008 das Ziel gesetzt haben, bei Neufahrzeugen die CO2-Emissionen auf durchschnittlich 140 Gramm pro Kilometer zu drücken – 2012 sollen es dann sogar nur noch 120 Gramm pro Kilometer sein. Derzeit liegen die Fahrzeuge bei Werten zwischen 160 und 170 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer.
Wie sieht es diesbezüglich aber in anderen Regionen dieser Welt aus? Und was ist mit den anderen Quellen von Treibhausgasen? Schließlich ist der Verkehr nach Expertenaussagen „nur“ für rund zwölf Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Als mindestens genauso gefährlich in Zusammenhang mit der Veränderung des weltweiten Klimas wird übrigens das beim Aufstoßen von Wiederkäuern wie etwa Rindern in die Erdatmosphäre abgegebene Treibhausgas Methan angesehen. Die Ähnlichkeiten zwischen diesen natürlichen „Abgasen“ mit der vielen heißen Luft, die in diesen Tagen bei den ideologisch aufgeheizten Diskussionen zum Thema Kohlendioxidreduktion bei Fahrzeugen verbreitet wird, sind jedenfalls erstaunlich.
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