Com4Tires setzt mit neuen Konzepten auf Expansion
Es gibt heutzutage zwei wesentliche Trends, die die Landschaft des deutschen Reifenhandels entscheidend beeinflussen. Das eine ist das so genannte „Team-Building“, also die Gründung von Gemeinschaften, deren Mitglieder in der Regel davon überzeugt sind alleine schlechter dazustehen. Das andere ist die Weiterentwicklung solcher Organisationen – mit anderen Worten: Kooperationen – von Einkaufsgemeinschaften im Reifenmarkt hin zu umfassend integrierten Dienstleistern in weiten Teilen des automobilen Aftermarkets. Com4Tires, die jüngste Kooperation hierzulande, befindet sich derzeit auf dem Weg vom ersten Entwicklungsschritt hin zum nächsten, wie nun auf der Frühjahrstagung zu hören war, und wird somit nach fünf Jahren offenbar erwachsen. Es gibt einige Hinweise, die darauf schließen lassen, dass Com4Tires, die dazu gehörenden Partner sowie Reifen Gundlach als treibende Kraft hinter der Kooperation weiterhin erfolgreich ihren Platz auf dem deutschen Reifenmarkt festigen werden.
Eine der wesentlichen Weiterentwicklungen, die die Kooperation und ihre Partner erfolgreich auf die Zukunft vorbereiten soll, ist die Gründung eines Händlerbeirates. Die Kooperation, die seit dem Weggang von Klaus D. Deussing seit dem 1. Januar unter der konzeptionellen Leitung von Heiko Marmé sowie Gundlach-Vertriebsleiter Jörg Lehnhäuser steht, wolle dieses quasi Selbstverwaltungsgremium bis zum 5. Mai ins Leben rufen. Bis zu der dann stattfindenden konstituierenden Sitzung des Händlerbeirates werde abgestimmt; die Zentrale in Raubach im Westwald schlage alle Partner zur Wahl vor, bei der natürlich jeder Partner das aktive Wahlrecht hat. Die elf zu wählenden Beiräte sollen eine „konsequente Ausrichtung auf den Verbraucher“ garantieren, in dem sie die Kooperation und deren Zentrale mit zusätzlicher Expertise aus dem Markt versorgen. Wie der neue Com4Tires-Leiter Heiko Marmé formuliert, stelle der Beirat „die absolute Mitbestimmung des Partners“.
Obwohl ein Beirat per Definition zunächst einmal einen beratenden Charakter hat, will man doch offenbar künftig nicht mehr auf einen institutionalisierten Input durch die Kooperationspartner verzichten. Ob die Mitbestimmung der Partner im wahrsten Sinne des Wortes „absolut“ sein wird, wird sich zeigen, spätestens dann, wenn es um Konditionen geht. Plan sei es jedenfalls, so Marmé im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, den „Austausch mit den Partnern zu forcieren“. Bisher trafen sich die Partner zweimal jährlich zu Tagungen – öfter fand bisher kein offizieller Gedankenaustausch statt. Durch diese neue Art der „Selbstverwaltung“ der Kooperation durch die Com4Tires-Partner drücke man unter anderem auch die Erkenntnis aus, dass sich Reifen Gundlach bzw. die Kooperation nicht gegen die Partner durchsetzen könne, sollten diese einmal mehrheitlich gegenteiliger Meinung sein. Reifen Gundlach und Com4Tires bieten den Partnern zwar somit eine formelle Plattform, sich stärker in die Belange der Kooperation, ihrer Kooperation einzumischen, was ein weiteres Zeichen des Erwachsenwerdens zeigt. Andererseits zeigt dieser Schritt aber eben auch, dass das Vertrauen unter den Partnern während der vergangenen fünf Jahre dermaßen angewachsen ist, dass man ein solches institutionelles Einmischen akzeptiert – zum wirtschaftlichen Wohle der Kooperation und aller Beteiligten.
Heiko Marmé erwartet, dass sich der zu gründende Beirat gleich eine umfangreiche Agenda verordnet, die es dann schrittweise abzuarbeiten gilt. So werden etwa „Vorschläge zur Verbesserung des E-Commerce“ erwartet, um die Abwicklung der geschäftlichen Aktivitäten zwischen Com4Tires-Partner und der Raubacher Gundlach-Zentrale zu vereinfachen. Auch erwarte man Vorschläge in bezug auf die Logistik; im vergangenen Jahr hatte der Großhändler im benachbarten Dürrholz eines neues Logistikzentrums gebaut, was neue Abläufe notwendig gemacht hatte. Auch erwarte Heiko Marmé, dass sich die Com4Tires-Partner durch den institutionalisierten Gedankenaustausch noch stärker an der Entwicklung neuer Felgendesigns beteiligen.
Produktmanager Nils Baudenbacher stellte das aktuelle Felgenprogramm, dass bei Com4Tires unter der Bezeichnung „Com4Wheels“ läuft, unter der auch die gleichnamige Eigenmarke vertrieben wird. Im aktuellen, umfangreichen Sortiment sind allein 14 Com4Wheels-Designs, die allesamt bei namhaften ISO-zertifizierten Herstellern in Deutschland und Europa gefertigt werden, so Baudenbacher. Unter der Eigenmarke sind aktuell 14 Design erhältlich, die dabei den Bereich von 14 bis 20 Zoll abdecken; neu in diesem Jahr sind Com4Wheels-Leichtmetallräder in 19 und 20 Zoll. Besonders stolz zeigt sich der Gundlach-Produktverantwortliche bei der Präsentation des neuen Designs „Cuervo“ (Spanisch: Rabe). Das wuchtige, siebenspeichige, schwarz-frontpolierte Rad ist in den 7,5×17, 8×18, 8×19 sowie in 8,5×20 erhältlich und wird bei Brock gefertigt. Gegenwärtig sei eine zweite Variante dieses Leichtmetallrades in Planung, so Baudenbacher. Ebenfalls neu im Programm für die jetzt beginnende Saison sind die klassische Fünfspeichenfelge „Tornado Silver“ (14-16 Zoll) sowie die „Giro Silver“ in 14 bis 17 Zoll. Mit den Designs der eigenen Handelsmarke wie auch der anderen Marken, die Com4Wheels bzw. Reifen Gundlach und somit die Com4Tires-Partner im Programm führen, sollen dabei helfen, das Felgengeschäft des Unternehmens im aktuellen Jahr noch weiter auszubauen. Im vergangenen Jahr, so eigene Schätzungen, hat das Unternehmen knapp 200.000 Leichtmetallräder abgesetzt. An der Steigerung der Absatzzahlen werde im übrigen künftig noch stärker die Kompettradmontage beteiligt sein, hieß es auf der Tagung im Geißbockheim zu Köln. Der Großhändler werde die Komplettradmontage in Dürrholz am neuen Standort weiter ausbauen, kündigt Heiko Marmé an.
Zu den Umsatzbringern des Großhändlers zählen sicher auch die Reifenmarken, die Reifen Gundlach exklusiv vertreiben kann. Dazu zählt etwa die Exklusivmarke GT Radial, die in China und Indonesien gefertigt wird, und die seit 2006 auch als Lkw-Reifen intensiv vermarktet werden. Reifen Gundlach hat die Marke exklusiv für die Märkte Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in Dänemark. Ebenfalls aus Indonesien, wenn auch nicht von Gajah Tunggal gefertigt, ist die weitere Exklusivmarke „EP Tyre“. Auch die chinesische Marke „Triangle“ wird von Gundlach vertrieben, spielt aber wie EP Tyre eine geringere Bedeutung im Vergleich zur GT Radial. Bei diesen Exklusivmarken habe Reifen Gundlach einen „herstellerähnlichen Status“, was zu überdurchschnittlichen Margen führe. Heiko Marmé kündigt darüber hinaus die Aufnahme weiterer Exklusivmarken in das Portfolio an, nennt aber noch keine Details.
Eine Marke, mit der Reifen Gundlach eine lukrative Nische besetzt, ist die US-amerikanische 4×4-Reifenmarke „Mastercraft“, die aus dem Hause Cooper Tire & Rubber stammt. Katja Wunderlich, Produktmanagerin für Offroad-Reifen beim Raubacher Großhändler, sowie Stephan Nungess, Geschäftsführer der Cooper Tire & Rubber Company Deutschland GmbH, erläuterten den anwesenden Com4Tires-Partnern das umfangreiche Produktportfolio, das der amerikanische Hersteller, der auch in Großbritannien fertigt, seinen Kunden in Deutschland mit den Marken Cooper, Avon und Mastercraft gerade im 4×4-Segment bieten kann.
Com4Tires setzt wieder auf Expansion
In den Jahren seit der Gründung der Kooperation zum 1. Januar 2002 hatte sich die Anzahl der Mitglieder bis auf 120 stetig bergauf entwickelt, was bei einem Newcomer am Markt auch nicht anders zu erwarten war. Im vergangenen Jahr allerdings hat sich der Trend vorübergehend umgekehrt – die Kooperation hatte knapp 20 ihrer Partner verloren bzw. ausgeschlossen, so dass Reifen Gundlach noch gut 100 Partnerbetriebe aufzuweisen hatte. Gegenwärtig gehören noch 107 Unternehmen zur Kooperation, die ihre Produkte über 111 Point-of-Sales vertreiben; dazu gehören auch drei Gundlach-eigene Niederlassungen. Die Raubacher Filiale wird gegenwärtig im Rahmen eines Pilotprojektes zu einem Muster-Handelsbetrieb umgestaltet. Langfristig sollen sich alle Com4Tires-Partner an dem mit dem Schlagwort „5-Star-Wellness-Shopping“ umschriebenen Handelskonzept orientieren.
Allein während der acht Wochen vor der Tagung seien sechs neue Partnerbetriebe in die Kooperation aufgenommen worden, Unternehmen, die bisher ungebunden waren, so der Com4Tires-Leiter im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Für das jetzt begonnene Jahr setzen die Verantwortlichen in der Raubacher Kooperationszentrale aber wieder auf Expansion des Partnernetzes und rechnen zum Ende 2007 mit bis zu 150 Com4Tires-Partnerbetrieben deutschlandweit. Dabei helfen sollen auch Verbesserungen in Sachen Logistik, die über die Vorteile des neuen Logistikzentrums in Dürrholz noch hinausgehen. So habe Reifen Gundlach etwa seinen eigenen Fuhrpark erweitert, was die Lieferzeiten für aktive und potenzielle Partner noch attraktiver machten. Hinzu kommen aber noch die Einrichtung weiterer Satellitenläger in Nord- und Süddeutschland. Entsprechende Planungen zur „Gesamtabdeckung des deutschen Marktes mit professioneller Logistik“, so der konzeptionelle Leiter der Kooperation weiter, sei zur „Chefsache“ erklärt worden. Man nehme die Beschwerden der Partner und Kunden überaus ernst, mit denen sich Reifen Gundlach während des Neubaus des Logistikzentrums konfrontiert sah. Wo die beiden neuen Satellitenläger eingerichtet werden, stehe noch nicht fest, wohl aber der „Plan 2007“, der sie vorsieht.
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