Alcar Deutschland hat alle Weichen frühzeitig gestellt
Die Alcar Deutschland GmbH hat sich zum 1. Februar 2007 neu aufgestellt, denn mit seinem Eintritt in den Ruhestand Ende Januar hat eine Instanz den deutschen Rädermarkt verlassen: Rudi Müller (63) hat 43 seiner 45 Berufsjahre im Geschäft mit diesem Produkt verbracht, hat Räder – mochten sie stählern oder aus Aluminium sein – „gelebt“. Die letzten zwölf Jahre seiner beruflichen Karriere bei der Alcar Deutschland GmbH (Siegburg), als deren Mitgeschäftsführer er maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Unternehmen eine steile Wachstumskurve zeichnen konnte und sich von einem (bereits bedeutenden) Großhändler zu einem modernen Vertriebsunternehmen mit hauseigenen Produktionsbasen für Leichtmetall- und Stahlräder entwickeln konnte.
Vertrieb neu geordnet
Eine plötzliche Lücke aber reißt jetzt nicht bei Alcar Deutschland auf, erklärt Mitgeschäftsführer Klaus-René Küfer (42): „Vielmehr hat Rudi Müller in den letzten anderthalb bis zwei Jahren maßgeblich daran mitgewirkt, dass unsere neue Organisation sich entwickeln und finden konnte.“
Einen direkten Geschäftsführer-Nachfolger für Rudi Müller gibt es nicht, das Unternehmen wird weiterhin von den bisherigen Geschäftsführern Klaus-René Küfer und Mag. Adrian Riklin (Alcar Holding, der österreichischen Muttergesellschaft) geleitet. Wobei ersterer für das Tagesgeschäft verantwortlich zeichnet und zweiter von der Alcar Holding GmbH für die langfristige unternehmerische Strategie steht. Zudem haben die drei Vertriebsverantwortlichen der Alcar Deutschland sämtlich Prokura: Klaus Horn (50) ist Verkaufsleiter und führt Innen- wie Außendienst (derzeit 15 Personen im Außendienst), den Bereich Nord verantwortet Josef Schreurs (40), den Süden Matthias Wolff (39). Horn, Schreurs und Wolff haben sich die Keykunden „aufgeteilt“. Sie führen die Strategie- und Jahresgespräche in den Zentralen dieser Kunden. Der Alcar-Außendienst betreut die jeweiligen Filialen/Niederlassungen/Partner der Kooperationen oder Handelsketten sowie den freien Reifenfachhandel – wobei Alcar bei allen relevanten Gruppierungen mit von der Partie und maßgeblich vertreten ist.
Klaus-René Küfer erinnert daran, dass Alcar das klassische Stützpunkthändlersystem vor geraumer Zeit zurückgefahren und schließlich ganz eingestellt hatte. Einerseits bemüht sich jedes Unternehmen angesichts stetig schrumpfender Margen, die Vertriebskette zwischen Produktion und Endverbraucher möglichst kurz zu halten, andererseits hatten die Stützpunkthändler früher auch die Funktion, die Einzelhandelspartner zu betreuen und Räder für Alcar in ihren Lägern vorzuhalten.
Die Betreuung der Einzelhändler sollte keineswegs leiden, als das Stützpunkthändlersystem aufgegeben worden war; auch das ist ein Grund für den starken Außendienst. Wobei der Händler gewiss sein kann, dass er es mit echten Räderexperten zu tun hat.
Die Lagerhaltung ist mit derzeit sechs Standorten Alcars dezentral und drückt damit aus, immer möglichst dicht am Kunden – und das heißt hier ganz überwiegend Reifenhandel – dran zu sein. Diese Läger sind außer am Stammsitz Siegburg in Osnabrück, Chemnitz, Rietz (bei Berlin), Reichertshofen (bei Ingolstadt) und Offenbach (Queich). Permanent sind ca. 500.000 Stahlräder für den deutschen Markt auf Lager und bis zu 450.000 Aluminiumräder, wobei die deutsche Gesellschaft im Segment Leichtmetallräder für einige europäische Schwesterfirmen auch eine Verteilfunktion ausübt.
Auf die Frage, ob denn bei der Schaffung einer neuen Organisationsstruktur eine Aufteilung der Verantwortlichkeiten nach Marken erwogen worden sei, antwortet Klaus Horn unmissverständlich: „Das stand nie wirklich zur Debatte. Wir haben eine 5-Marken-Strategie und jeder von uns identifiziert sich mit jeder einzelnen dieser Marken.“ Und man mag wohl noch hinzufügen, dass eine Markenzuteilung an die Beteiligten mehr Reibungsverluste denn Vorteile gebracht hätte und kontraproduktiv gewesen wäre. Heute der AEZ-Verantwortliche, morgen der für Dezent usw. – das will der Handel gar nicht! Und weil übrigens der Reifenfachhandel – die klare Hauptzielgruppe – einen entsprechenden Wunsch noch nicht an Alcar herangetragen hat, beschäftigt man sich auch nicht wirklich mit dem Gedanken, ins Komplettradgeschäft einzusteigen. „Zumal in diesem Bereich wohl nur noch der „billige Jakob“ zu besetzen wäre“, fügt Küfer ein. Und da gehöre eine Alcar nun wirklich nicht hin. Wenn Schwesterfirmen in anderen Ländern den dortigen Marktgegebenheiten Rechnung tragen und dort eben doch Kompletträder vermarktet werden, dann ist das Ausdruck einer Philosophie, dem Markt genau das zu bieten was er will. Oder eben von den Dingen die Finger zu lassen, die der Handel nicht will.
Fünf Marken, fünf Konzepte
„KFZ Stahlrad“ ist bezogen auf das Volumen mit jährlich weit über einer Million Einheiten die Hauptmarke für das Alcar-Team. Aufgrund der im letzten Jahr erfolgten Novellierung der StVO hinsichtlich der Bereifung (so genannte „Winterreifenpflicht“) gab es eine „sehr schöne Renaissance des Stahlradgeschäftes“, weist Horn darauf hin, dass in den Jahren zuvor eigentlich das Stahlrad Anteile verloren, das Alurad gewonnen hatte. Gerade bei Klein- oder Zweitwagen bleibt das Stahlrad erste Wahl, auch weil es halt günstiger ist – und versehen mit einer hübschen Radkappe selbst optisch noch ein paar Punkte erzielen kann.
Bei Alcar findet der Übergang vom Winterrad aus Stahl zu dem aus Aluminium etwa an der Schwelle zwischen 15 und 16 Zoll statt, das ist aber natürlich fließend und sich überschneidend.
Mit speziellen highgloss-lackierten Stahlrädern für SUVs, die vor allem von den „Puristen“ aus der Offroadszene geschätzt werden, hat die Alcar darüber hinaus eine kleine, aber durchaus lukrative Nische erschlossen und durch die Marke Dotz(-„Survival“) besetzt. Das sind die echten Geländefreaks, die im Bedarfsfall auch ein Rad nach schwerem und das Metall ramponierendem Einsatz einfach mit roher Gewalt richten wollen und die bei feinen Alus die Nase rümpfen.
Genaue Absatzzahlen für den deutschen Markt werden nicht genannt, Küfer gibt aber einen Anhaltspunkt: „Das Verhältnis Stahl- zu Alurädern liegt bei etwa 3 zu 1 bei uns.“ Damit gehören die vier Alcar-Aluminiumrädermarken AEZ, Dotz, Dezent und Enzo als Gruppe zu den Topanbietern im deutschen Ersatzmarkt. Aktuell reicht die Dimensionspalette von 13 bis 22 Zoll, wobei in Neuenrade im firmeneigenen Werk durchaus wenigstens auch 23-Zoll-Räder problemlos bewältigt werden könnten.
Der Begriff „Marktorientierung“ gibt die Firmenphilosophie wohl am treffendsten wider. Einige Beispiele: Erstens ist Alcar noch weit davon entfernt, wie andere vom 13-Zoll-Alurad zu lassen; dieses Segment mag schrumpfen, aber ein Ausstieg zu diesem Zeitpunkt würde – bei aktuell mehr als 50 verschiedenen Räderfamilien! – dem Vollsortimenteranspruch widersprechen. Zweitens trägt das Unternehmen dem wachsenden Anteil der SUVs Rechnung und hat daraus eine Domäne gemacht – ob (siehe oben) mit Stahlrad im tiefsten Morast, mit Aluhochglanz vor der Disco oder auf einem Boulevard der Eitelkeiten, für jeden ist ein Angebot vorhanden. Das gilt drittens und gerade für die Oberflächen: „Dark“, matt, schwarz oder wie man’s immer nennen mag ist nun mal ein aktueller Trend – und auch AEZ, Dezent und Dotz sind mit dabei! Die beiden ersteren auch als Vorreiter einer neuen Oberfläche, nämlich den Designs AEZ Raver und Dezent A in der Nanotechnologie (die hochmoderne Lackieranlage in Neuenrade macht’s möglich); der Vollständigkeit halber zum Thema Oberflächen: Galvanisch verchromte Räder finden sich auch im Programm. Last, but not least bzw. viertens: Der zunehmenden Marktpenetration von Runflats stellt sich das Unternehmen mit Rädern, die mit „EH2+Hump“ ausgerüstet sind. Der Aufwand ist höher, es wird auch etwas mehr Material benötigt, aber selbstverständlich können auf Rädern mit solch einer Hump-Konstruktion auch konventionelle Reifen montiert werden. Alcar hat sich jedenfalls entschlossen, bei allen neuen Projekten ab 15 Zoll den „EH2+Hump“ zu berücksichtigen. Für den schnellen Überblick kennzeichnet Alcar diese Räder mit einem Sticker in allen Verkaufsunterlagen.
Die Markenstrategie – also wie AEZ, Dotz, Dezent und Enzo im Markt und zueinander stehen (man will ja keine Kannibalisierungen) – ist klar und in sich schlüssig. AEZ ist das Premiumprodukt, dem ganz besondere technische Features wie Mehrteiligkeit oder die Schmiedetechnologie zugute kommen. Design, qualitativ äußerst hochwertige Anmutung und Lifestyle sind Begriffe, die sich mit AEZ verbinden lassen. Die Marke wendet sich an Menschen mit technischem Anspruch, die darüber auch gerne kommunizieren bzw. gerne zeigen, was sie haben bzw. sich leisten können. Die Marke Dotz hat in 2006 eine Erfolgsgeschichte geschrieben, sie setzt Trends, greift Trends auch auf („in“ sein), spricht die tuningaffine Zielgruppe an bzw. zumeist junge Menschen, die sich als „cool“ empfinden und Lebenslust ausstrahlen. Damit ist sie so ganz anders als die für Alcar so wichtige Volumenmarke „Dezent“: Räder dieser Marke sind durchaus modern, hübsch anzusehen, aber sie polarisieren nicht. Dotz-Felgen provozieren, man will sie unbedingt oder lehnt sie ab; Dezent-Felgen sind hingegen „nice“ und liegen – wie es so schön im Neudeutsch heißt – im „Mainstream“, finden sich bevorzugt auf Familienautos, auf denen gute Qualität zu einem passablen Preis gerade das Richtige ist. Und weil für Jedermann „dezentes“ Design akzeptabel ist, handelt es sich hierbei unter der Alcar-Markenvielfalt auch um die favorisierte „Winterfelge“. Und soll damit die bessere Alternative zur preisaggressiven Rädermarke „Enzo“ sein: Das Enzo-Design ist populär – und darf nicht viel kosten.
Folglich halten sich für diese vierte Alurädermarke die Werbeaufwendungen auch in recht engen Grenzen. Anders die anderen drei: Neben den beiden Tuningmessen (Friedrichshafen/Tuning World Bodensee und Essen Motor Show) ist Alcar auch sehr engagiert bei Clubs (z.B. Golf/Wörthersee) sowie speziellen Zielgruppen (Offroad/Bad Kissingen) und begleitet intensiv Handelspartner, wenn diese sich auf regionalen Messen darstellen wollen, bzw. ist vor Ort bei Endverbraucherevents wie Tagen der offenen Tür oder Firmenjubiläen. Auch dort werden die drei „Hauptmarken“ gerne betont, denen denn auch für 2007 sämtliche Neuerungen vorbehalten sind. Messe-Auftritte in Birmingham, Bologna oder anderswo werden von den dortigen Schwestergesellschaften bestritten.
3x AEZ, 2x Dotz, 4x Dezent
Wer den Anspruch an sich selber stellt, Trendsetter zu sein und immer wieder mal etwas Neues versucht – präsentiert regelmäßig eine Neuheitenvielfalt. 2007 stehen drei neue AEZ-Designs, zwei Dotz-„Black-is-beautiful“-Trenddesigns und vier Neuheiten in der Dezent-Familie zur Auswahl. Im Enzo-Programm wurden bereits vor der letzten Wintersaison zwei neue Designs präsentiert.
Das AEZ-Design „Nemesis“ ist ein dreiteiliges Rad, dessen aggressives Design sofort ins Auge fällt: Mit den klauenförmig nach außen greifenden fünf Speichen und dem titanfarbenen Felgenstern hat das Rad im Markt einen hohen Unterscheidungswert. Alle Bauteile dieses Highend-Produktes sind in Schmiedetechnik hergestellt, dank der anodisch veredelten Oberfläche kommt Nemesis ohne Lackbeschichtung aus. Erhältlich ist es in den Dimensionen 8,5×19, 9,5×19, 11×19, 8,5×20, 9,5×20, 11×20, 12×20 und 10×22 Zoll. Typ „Intenso“ interpretiert das Thema Doppelspeiche neu, wobei die fünf Zwillingsspeichen bis tief in die Radmitte hineinreichen. Die Zierelemente des Felgenbetts erhalten durch ihre scharfe Konturierung einen modernen Akzent. Mit den Größen 6,5×15, 7×16, 7,5×17 und 8 x 18 beweist die Marke AEZ, dass Premiumräder auch durchaus eine Wahl für die Mittel- und Kompaktklasse sein können. An das SUV-Segment wendet sich hingegen das neue AEZ-Rad „Phoenix“ mit sehr expressivem Stern. Mit den Größen 8×17, 8,5×18, 9×20 und 10×22 Zoll werden Fahrzeuge wie die M-Klasse, Cayenne, X5 oder Range Rover abgedeckt (nur 5-Loch-Applikationen).
Im Dotz-Programm gibt des den Radtyp „Brands Hatch“ im Mehrteilerlook ab diesem Jahr auch in einer „Dark“-Variante mit poliertem Felgenhorn, einem markanten Kontrast zum schwarzen Grundlack. In den gängigen 4- und 5-Loch-Anwendungen ist das Rad in den Dimensionen 6,5×15, 7,16, 7×17, 8×17 und 8×18 Zoll erhältlich. Als „klassische Kreuzspeiche“ empfiehlt sich das Tuningrad „Mugello“ nicht nur für moderne Fahrzeuge, sondern auch für „Youngtimer“. Auch bei diesem Design im Mehrteilerlook setzt der Kontrast zwischen schwarzem Grundlack und der polierten Front optisch einen entscheidenden Akzent. „Mugello“ gibt’s in dieser Saison in 8×17, 8×18, 9×18, 8,5×19 und 9,5×19 Zoll.
„Draufstecken und losfahren“ bzw. „Plug & Play“ ist das Motto des neuen SUV-Rades „R“ der Marke Dezent, das mit Fünfer-Lochkreis für Fahrzeuge von Touareg über Cayenne bis hin zur M-Klasse entwickelt wurde. In 7,5×15 Zoll gebaut, kann es auf den meisten SUVs gefahren werden und harmoniert eigentlich mit jedem erdenklichen Autodesign. Ebenfalls ein 5-Speichen-Rad ist der in 2007 neu an den Start gehende Dezent-Typ „J“ mit breiten und konkav geschwungenen Speichen. Die Felgenlippe stößt tief ins Felgenbett und schließt dann an der Kante des Felgenrings ab. Mit den Dimensionen 6×14, 6,5×15, 7×16, 7,5×17 und 8×18 Zoll passt „J“ auf die meisten gängigen Fahrzeuge, ob mit 4- oder 5-Lochkreis. Während das Design „M“ jetzt auch in Highgloss-Lackierung erhältlich ist, kann mit dem Dezent „V“ in einer schwarzen-frontpolierten Variante die Erfolgsgeschichte aus 2006 fortgesetzt werden.
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