Schweizer Zuliefererbranche als Innovationsmotor
Die Automobilindustrie ist alles andere als autark. Sie ist auf eine leistungsfähige, innovative und international tätige Zulieferindustrie angewiesen. Die Automobilhersteller produzieren nur gerade 20 Prozent ihres Bedarfs selbst, 80 Prozent werden von Zulieferern bezogen, entweder im eigenen Land oder weltweit zugekauft. In diesem Markt werden Milliarden umgesetzt, aber vor allem auch Neuentwicklungen lanciert. Die Zulieferbranche ist geprägt von einem hohen Innovationstempo mit großen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Neue Automobiltechnologien und neue Verfahren sind nicht zuletzt der Zulieferbranche zu verdanken.
Auch wenn in der Schweiz heute keine Autos mehr hergestellt werden, kann sie eine starke, auch international tätige Zulieferbranche vorweisen. Beispielsweise baute ein Zürcher Unternehmen 1902 die ersten Elektroautos und 1905 entwickelte eine Genfer Firma einen Hybrid-Motor. Der erstmals 1910 veröffentlichten Autostatistik ist zu entnehmen, dass 36 Prozent der eingetragenen Autos „Swiss made“ waren, der Hauptteil davon mit Genfer Nummern. Genf als Sitz des Automobilsalons hat also eine lange, automobile Geschichte. Auch der diesjährige Salon wartet wiederum mit vielen Neuheiten auf, die vielfach erst die Zulieferbranche ermöglichte.
Ein anderes Beispiel aus der Zulieferbranche ist die Schmierstoffindustrie: Auch ohne Erdöl förderndes Land zu sein, verfüge die Schweiz über eine starke Schmierstoffindustrie, schreibt der Verband Swiss Automotive Aftermarket (SAA) in einer Unternehmensveröffentlichung. Im Jahr 2005 wurden von den über 100.000 Tonnen Schmierstoffen über ein Drittel im Ausland abgesetzt, wobei der weitaus größte Teil Motorenöle waren. Bei diesen Abwicklungen sind die einzelnen Unternehmen nicht auf sich allein gestellt. Im SAA sind 75 Mitgliedsfirmen zusammengeschlossen. Der Verband der Zulieferer des Automobil- und Garagengewerbes vertritt seine Mitglieder nicht nur national, er vertritt seine Mitglieder auch in internationalen Branchenorganisationen und Behörden bis hin zur EU nach Brüssel. Für SAA-Präsident Christian Lämmle sind diese Kontakte besonders wertvoll: „In einem liberalisierten Markt sind die Wettbewerbsbedingungen ein entscheidender Faktor, hier redet der SAA für seine Mitglieder mit.“
Der SAA selbst ist aufgeteilt in die sechs Fachgruppen Ersatzteile, Garagen-/Werkstatteinrichtungen, Informatik, Nutzfahrzeuge, Schmierstoffe/Chemie und Zubehör/Tuning. Jede dieser Fachgruppen erarbeitet spezifische Programme für ihren Teilbereich zum Nutzen aller Mitglieder, denn all diese Zulieferer seien nicht nur interessant für die direkten Abnehmer, sondern letztlich auch für die Endverbraucher, für jeden einzelnen Automobilisten.
Erwähnt sei hier das Beispiel der Nachbauteile. In jedem Auto sind so genannte Monopol- oder Originalteile. Auch sie werden von Zulieferern, den Teileherstellern, produziert im Auftrag der jeweiligen Marke und mit diesem verknüpft, was insbesondere bei Garantiearbeiten wichtig ist. Die gleichen Firmen, die solche Originalteile herstellen, seien aber frei, auch identische Teile, so genannte Nachbauteile, unter ihrem oder einem anderen Namen auf den Markt zu bringen, so der SAA weiter. Und hier beginne dann der Markt, sprich Wettbewerb, zu spielen. In der Regel sind identische Nachbauteile kostengünstiger, was dem Endverbraucher zugute komme.
Die von den Teileherstellern produzierten Ersatzteile werden in der Regel über zwei verschiedene Kanäle vertrieben, einerseits als Erstausrüstung an die Automobilhersteller, anderseits gelangen die identischen Teile direkt auf den freien Markt. Fast alle führenden Teilehersteller bieten solche Nachbau-Produktlinien an, in Qualität dem Original ebenbürtig, so der Schweizer Verband weiter. Viele SAA-Mitgliedfirmen sind in dieser Sparte tätig. Sie haben die Marktübersicht und können die einzelnen Garagenbetriebe und Werkstätten entsprechend gut beraten und bedienen. Das Auto sei schlichtweg nicht denkbar ohne die Zulieferindustrie, denn, wie gesagt, 80 Prozent eines Autos stammten von Zulieferern. Sie ihrerseits seien die Innovationsmotoren mit immer neuen Techniken und Technologien. 100 dieser Neuheiten präsentieren SAA-Mitglieder am diesjährigen Automobil-Salon.
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