BRV: Erwartungen der Branche in 2006 überwiegend nicht erfüllt
Die Erwartungen des Reifenfachhandels an das Geschäftsjahr 2006 sind überwiegend nicht erfüllt worden: So lautet jedenfalls das vorläufige Fazit des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV, Bonn). Mitte Dezember gab ein Großteil der Händler in der Branche dem Pkw-Reifenersatzgeschäft des Jahres 2006 die Noten „befriedigend“ (oberhalb der Mainschiene) bis „ausreichend“ (in den südlichen Bundesländern). „Wir hatten nicht das Glück, dass die für uns sprechenden positiven Aspekte durch winterliche Witterungsverhältnisse flankiert wurden“, so kommentiert Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Fachverbandes der Branche.
Dabei hätte 2006 für den Reifenfachhandel in Deutschland eigentlich ein recht erfolgreiches Jahr werden können. Besonders die nachstehenden Indikatoren hatten die Branche in den ersten Monaten des Jahres noch optimistisch gestimmt:
– Der konjunkturelle Aufschwung setzte nach Jahren eher bescheidener Wachstumswerte ein.
– Die zum 1. Mai 2006 vollzogene Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) und die damit einhergehende stärkere Betonung der Notwendigkeit, als Automobilist auf eine „geeignete Bereifung“ achten zu müssen, führte zu einer Sensibilisierung des Verbrauchers für Winterreifen.
– Die Bevölkerung gab ihre Konsumzurückhaltung ein Stück weit auf.
Obwohl von Mitte Oktober bis Mitte November die von der StVO-Änderung sensibilisierten, sicherheitsbewussten Autofahrer dem Reifenhandel mit ihrer Nachfrage eine logistische und personelle Meisterleistung abverlangten, brachen die Abverkaufszahlen bei frühlingshaften Temperaturen Mitte November ein. Eine Belebung des Geschäfts war, jedenfalls bis Mitte Dezember, kaum spürbar, sodass der Handel nun mit einem nicht unerheblichen Lagerbestandsaufbau rechnen muss. Hülzer: „Dies kann entweder nur durch einen winterlichen Januar 2007 bzw. durch eine Valutierungs- und Rücknahmebereitschaft der Industrie abgemildert werden.“
Positiv vermerkt der BRV, dass das Llkw- und Lkw-Reifengeschäft in 2006 eine erfreuliche Stückzahl-, Umsatz- und Ertragsentwicklung genommen zu haben scheint. Ganz offensichtlich haben die gewerblichen Kunden des Reifenfachhandels – insbesondere aus der Speditionsbranche – ihre wirtschaftliche Krise überwunden und sich zudem von der StVO-Novellierung noch stärker als der private Endverbraucher beeindrucken lassen.
Was die Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr betrifft, so mag sich der BRV der optimistischen Prognose des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) für das Autojahr 2007 nicht uneingeschränkt anschließen. Obwohl der VDA nach einem „grundsoliden Automobiljahr 2006“ in 2007 mit einer „stabilen Marktentwicklung“ rechnet, warnt der Bonner Reifenhandelsverband seine Klientel vor allzu großer Euphorie. BRV-Chef Hülzer: „Der derzeitige konjunkturelle Aufschwung kommt nicht von der Politik, sondern von den Unternehmen. Zugleich kommen die Risiken des Aufschwungs nicht von den Unternehmen, sondern von der Politik. Hierzu zählen neben der erhöhten Mehrwertsteuer vor allem weiter steigende Kraftstoffpreise und Mobilitätskosten sowie ein zu befürchtender Kaufkraftentzug durch das von der Bundesregierung geschnürte Fiskalpaket (Erhöhung der Versicherungssteuer sowie der Renten- und Krankenversicherungsbeiträge, Kürzung der Pendlerpauschale, Halbierung der Steuerfreibeträge, Einführung der „Reichensteuer“).“
In einem solchen eher unsicheren politischen Umfeld ist nach Einschätzung des BRV insbesondere der Mittelstand der Branche gefordert, seine Planungen eher restriktiv auszurichten und seine betrieblichen Bedingungen zu optimieren. Das heißt im Klartext: Mit Stagnation rechnen, an deutlichen Effizienzsteigerungen und Kostenreduktionen arbeiten, Renditen durch Preiserhöhungen sichern und mit dem Ausbau des Autoservices, der in 2006 Umsatz- und Ertragssteigerungen zu verzeichnen hatte, ein zweites Standbein schaffen.
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