Delticoms Börsengang

Die Delticom-Aktien wurden von der Frankfurter Wertpapierbörse zum Handel im Prime Standard zugelassen und sind seit dem 26. Oktober 2006 notiert. Sämtliche angebotenen 1.132.610 Aktien (einschließlich Mehrzuteilungen von 102.965 Aktien) wurden zum Preis von 36,00 Euro je Aktie platziert. Emissionsbanken waren die Dresdner Bank Aktiengesellschaft und die Lehman Brothers International (Europe).

Der Börsengang des Internet-Reifenhändlers Delticom war mehrfach überzeichnet. Trotz des zuletzt schwachen Interesses an Neuemissionen während der vergangenen Jahre hatte sich schnell ein Handelsstart innerhalb der Preisspanne abgezeichnet. Das Unternehmen aus Hannover hatte die Preisspanne auf 33 bis 45 Euro festgelegt. Das entsprach einem Emissionsvolumen von 28,1 bis 38,3 Millionen Euro (ohne Mehrzuteilungen). Dem Börsengang war offensichtlich die zurückhaltende Festlegung der Preisspanne zugute gekommen, die nämlich teils unterhalb des Emissionserlöses von 37 bis 75 Millionen Euro, den Delticom im Prospekt in Aussicht gestellt hatte, gelegen hatte.

Der Streubesitz erreichte 28,7 Prozent, weil die Mehrzuteilung von 102.965 Aktien zum Platzierungspreis von 36 Euro voll ausgeübt worden ist. Die Altaktionäre halten also weiterhin 71,3 Prozent der Anteile; diese Altaktionäre sind zwei GmbHs (hinter denen Andreas Prüfer und Rainer Binder stehen) sowie drei Finanzinvestoren, die vor dem Börsengang mit 16,5 Prozent beteiligt waren. Das gesamte Emissionsvolumen des Börsengangs der Delticom AG beläuft sich auf 40,8 Millionen Euro.

Delticom wuchs zuletzt stark, der Umsatz stieg von 2003 bis 2005 im Durchschnitt um 61 Prozent pro Jahr auf zuletzt 129 Millionen Euro, bei einem Gewinn von 3,3 Millionen Euro. Das frische Geld von der Börse soll in den Ausbau des Internet-Reifenhandels fließen. Delticom bietet über das Internet in Europa und den USA Reifen an, kürzlich startete das Unternehmen auch den Testbetrieb in Japan. Das Unternehmen war am 2. Juli 1999 durch Andreas Prüfer und Rainer Binder gegründet worden und ist in 26 Ländern aktiv – überall profitabel, auch in den USA. Das Management ist erfahren: Die beiden langjährigen Continental-Manager leiteten zuletzt Vergölst, bevor sie aus dem Konzern ausschieden und sich zusammen mit einem IT-Spezialisten 1999 selbstständig machten.

Um einen ambitionierten Preis zu rechtfertigen, hatte Prüfer seinen Neu-Aktionären ein hohes Wachstum versprochen, „auf jeden Fall zweistellig jedes Jahr“. Einen Einbruch 2007 wegen der Mehrwertsteuererhöhung fürchte er nicht, Delticom erziele inzwischen weniger als die Hälfte des Umsatzes in Deutschland. Weltweit werden pro Jahr etwa eine Milliarde Reifen verkauft, das Volumen wächst nur um zwei bis drei Prozent pro Jahr. Aber: „Erst 1,8 Prozent der Deutschen ordern Reifen im Internet. Dieser Anteil wird zunehmen, weil die Vorteile auf der Hand liegen“, wurde Prüfer von der „Financial Times Deutschland“ zitiert. Bei den Kunden unter 39 liege der Anteil der Onlinekäufer schon bei 3,9 Prozent.

Mit dem frischen Kapital will Delticom Werbung machen und so bekannter werden, vor allem aber größere Läger aufbauen. „Nur wenn man die gefragten Modelle und aktuellen Testsieger schnell liefern kann, kommen die Kunden wieder“, erklärt Prüfer. Delticom sei bei fast allen hundert Reifenmarken im Angebot günstiger als Werkstätten und andere Händler, beteuert er. Der Kunde kann sich die Pneus nach Hause oder zur Montage zu einem der 10.000 Servicepartner liefern lassen. Wichtig für den Erfolg im Internetgeschäft sei die Marke. In Deutschland sei reifendirekt.de gut eingeführt und daher „zig Millionen wert“, so Prüfer, „die müsste ein Wettbewerber erst einmal in die Werbung stecken“. Auch in Auslandsmärkten besitze man starke Marken, etwa pneu.fr oder neumáticos.es.

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