Sébastien Loeb, Rallye-Weltmeister auf BFGoodrich, im Portrait
Ein Mann der Rekorde: Sébastien Loeb gilt in der Rallye-WM als echtes Ausnahmetalent. Sechs Erfolge in Serie, zehn Triumphe innerhalb einer Saison und 28 WM-Siege insgesamt hat außer dem Elsässer noch niemand erreicht. Zu den Erfolgsgaranten des dreimaligen Weltmeisters gehört auch die Michelin-Gruppe, die den Superstar während seiner gesamten Karriere mit siegfähigen Reifen ausstattete.
Aufgrund seiner schier endlosen Siegesserie in der Rallye-WM wird Sébastien Loeb häufig mit Michael Schumacher verglichen. In der Tat gibt es zwischen den beiden Lenkradartisten einige Parallelen. Sie wohnen in der Schweiz, teilen einen unermüdlichen Erfolgswillen und besitzen eine außerordentliche Konzentrationsfähigkeit. Außerdem vertrauen sie seit Jahren auf ein eingespieltes Team: Bei Loeb zählen dazu neben seinem Beifahrer Daniel Elena und seinem Arbeitgeber Citroën auch die Michelin-Gruppe.
Das Jahr 2006 hielt für den Elsässer allerdings einige Veränderungen bereit: Nach dem werksseitigen Ausstieg von Citroën wechselte Loeb zum werksunterstützten Privatteam Kronos Racing. Der Marke mit dem Doppelwinkel blieb er dennoch erhalten: Bei der belgischen Equipe nahm „Super Séb“ – wie ihn vieler seiner zahlreichen Fans nennen – in einem leicht modifizierten Citroën Xsara WRC aus dem Vorjahr Platz. Auch in puncto Pneus gab es eine Neuerung: Der langjährige Reifenpartner Michelin übergab die Geschicke in der Rallye-Weltmeisterschaft an die Konzernschwester BFGoodrich.
2006: Neuer Partner – gewohnte Stärke
Den unglaublichen Verlauf seiner Bilderbuch-Karriere warf dieser Umstieg aber nicht aus der Bahn: Nach zweiten Plätzen in Monte Carlo und Schweden läutete Loeb in der laufenden Saison eine wahre Siegesserie ein. Mit Erfolgen in Mexiko, in Spanien, auf Korsika, in Argentinien und auf Sardinien fuhr der BFGoodrich-Partner in der Fahrerwertung einen komfortablen Vorsprung heraus. Bei der Rallye Japan erlebte der Elsässer einen weiteren Höhepunkt: Mit 27 WM-Siegen stellte er einen neuen Rekord auf und verdrängte Carlos Sainz von der Spitze der ewigen Tabelle. Bemerkenswerter Nebeneffekt: Loeb errang all seine Siege am Steuer eines Citroën Xsara WRC und auf Reifen aus Clermont-Ferrand. In Zypern baute er diese Marke auf 28 aus.
Auf dem Weg zum Titel konnte ihn selbst ein komplizierter Oberarmbruch – den sich Loeb bei einem Sturz mit dem Mountainbike zuzog – nicht stoppen: Bei der Rallye Australien gewann der 32-Jährige als Zuschauer die Weltmeisterschaft, da sein Rivale Marcus Grönholm im ebenfalls BFGoodrich-bereiften Ford Focus RS WRC patzte. Damit verhalf Loeb der amerikanischen Reifenmarke zudem zum ersten Titel in der Rallye-WM.
Rückblick: Der Beginn einer Ausnahmekarriere
Seit Beginn seiner Laufbahn fuhr der Franzose auf dem „schwarzen Gold“ von Michelin: Bereits 1997 – als Loeb auf einem Peugeot 106 wertvolle Erfahrungen in nationalen Serien sammelte – wies der Bibendum auf den Reifenhersteller aus Clermont-Ferrand hin. Auch wenn Loeb danach tausende Male die Reifen wechselte oder wechseln ließ, die Marke blieb immer die gleiche. 1999 gewann er die französische Citroën Saxo Kit-Car-Trophy. Im gleichen Jahr lieferte Loeb auch auf internationalem Parkett hervorragende Vorstellungen ab. Bei den WM-Läufen auf Korsika und in San Remo beispielsweise fuhr er Klassensiege ein. 2001 gelang ihm schließlich der große Durchbruch: Mit fünf Erfolgen bei sieben Auftritten gewann Loeb souverän die Super1600-Weltmeisterschaft – ein Vorläufer der heutigen Junior-WM.
Im gleichen Jahr durfte er erstmalig mit einem Citroën Xsara WRC in der Weltmeisterschaft an den Start gehen und sorgte gleich für einen großen Glanzpunkt: Auch dank seiner Michelin F NP – „FP“ steht dabei für „Fort Potentiel“ (starkes Potenzial) – belegte er die hervorragende zweite Position vor der etablierten Konkurrenz um Didier Auriol und Carlos Sainz.
Loeb – „König von Deutschland“ und Meister im Rest der Welt
Loebs erster Gesamtsieg in der Weltmeisterschaft folgte nicht einmal zehn Monate später, bei der Rallye Deutschland 2002 – ausgerechnet einer der schwierigsten Läufe im ganzen Kalender. Loeb selbst fühlt sich bei der Veranstaltung rund um Trier pudelwohl: Zu seiner selbsternannten „Heimrallye“ strömen viele tausend Fans aus Frankreich. Dabei scheinen ihm die anspruchsvollen und reifenmordenden Strecken im Südwesten der Bundesrepublik zu liegen. Ob die Weinberge an der Mosel, die Panzerstraßen von Baumholder oder die Highspeed-Prüfungen im Saarland, Loeb beherrscht sein Fahrzeug bei diesen Bedingungen wie kaum ein anderer. Und selbst bei wechselnden Witterungsverhältnissen funktionierte das Paket Loeb-Citroën-Michelin immer ausgezeichnet. Der ehemalige Kunstturner ist seit 2002, der Aufnahme dieser Rallye in den WM-Kalender, bei dieser Veranstaltung ungeschlagen. Insgesamt durfte der Franzose fünf Mal vor der Porta Nigra jubeln.
Da Loeb seine ersten Erfolge vor allem auf festem Untergrund feierte, galt er für viele Experten lange Zeit als Asphalt-Spezialist – zu Unrecht, denn bereits 2000 hatte er sich den Titel des französischen Schottermeisters gesichert. Bis heute konnte der Xsara WRC-Pilot die unterschiedlichsten Schotter-Events für sich entscheiden – von den kurvenreichen Bergstraßen Zyperns über die harten Pisten Griechenlands bis hin zu den einzigartigen Streckens Australiens, die mit ihren murmelartigen Kügelchen keinen Fehler verzeihen. Ein Denkmal setzte sich der Franzose bei der Rallye Schweden 2004: Seine Spike-Reifen trugen ihn bei der einzigen Schnee-Rallye des Jahres zum Sieg – und das als erster und bis dato einziger Nicht-Skandinavier.
Einsam an der Weltspitze …
Mit dem Sieg in Schweden 2004 sowie seinem Erfolg bei der Wetterlotterie in Monte Carlo – wo Loeb stets ein gutes Händchen für die richtigen Pneus bewies – legte der Franzose auch den Grundstein für seinen ersten WM-Titel: In seiner zweiten kompletten WM-Saison stand Loeb bereits ganz oben auf dem Thron. Dieses Kunststück wiederholte „Super Séb“ im Jahr 2005 eindrucksvoll. Dabei gab sich Loeb nicht einfach mit dem Titel zufrieden, er stellte auf dem Weg dahin auch noch zwei weitere Rekorde auf: Sechs Siege in Serie sowie zehn Triumphe innerhalb einer Saison erreichte vor ihm und seither niemand.
Passenderweise brachte der Franzose seinen Titel ausgerechnet bei der Rallye Korsika unter Dach und Fach, der Heimrallye von Citroën, Michelin und natürlich von ihm selbst. Auf den kurvigen Bergstraßen der Mittelmeerinsel entschied Loeb – ein weiteres Novum – ausnahmslos alle Wertungsprüfungen für sich. Dieses Ereignis feierte der ehemalige Kunstturner gebührend mit einem Salto auf der Zielrampe.
Auch wenn dem Elsässer aufgrund seiner Verletzung momentan nicht zu Luftsprüngen zumute sein dürfte: Seine Fans können sich sicher sein, dass er den WM-Titel 2007 bereits jetzt ins Visier nimmt. Einen wichtigen Rekord erreichte der BFGoodrich-Partner Loeb bisher nämlich noch nicht. Mit drei Fahrertiteln belegt er in der ewigen Rangliste „nur“ Platz drei. Die Finnen Juha Kankkunen und Tommi Mäkinen liegen in dieser Disziplin mit je vier Titeln in Führung. Die Frage ist nur, wie lange noch …
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