75 Jahre Michelin in Karlsruhe
Heute feiert Michelin das 75-jährige Bestehen seines badischen Standorts in Karlsruhe. 1931 startete Michelin hier mit 250 Beschäftigten die Reifenproduktion. Seitdem sind modernste Fertigungsmethoden das Markenzeichen des ältesten deutschen Produktionsstandorts. Zum heutigen Festakt sind unter anderem der Minister des Landes Baden-Württemberg beim Bund, Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Oberbürgermeister Heinz Fenrich, der Präsident der IHK Karlsruhe, Bernd Bechtold, und Landrat Claus Kretz zu Gast.
1931: Karlsruhe macht das Rennen
Ende der 1920er Jahre: Die stürmische Entwicklung des Automobils und der wachsende Ruf der Michelin-Reifen ließen bei der Michelin Pneumatik AG den Entschluss reifen, eine eigene Fertigungsstätte zu errichten. 430 Städte in ganz Deutschland bewarben sich um die Ansiedlung. Am Ende machte Karlsruhe das Rennen: Die Stadt besitzt den Rheinhafen, ist Eisenbahnknotenpunkt und liegt nahe an der damals noch geplanten Autobahn Frankfurt-Basel. Vor allem aber: Frankreich ist quasi gleich um die Ecke.
Bereits Anfang Oktober 1931 startete Michelin mit 250 Beschäftigten die Fertigung von Reifen „Made in Germany“. Erstes Produkt war ein Lkw-Reifen, außerdem gehörten Pkw-, Motorrad- und Fahrradpneus zum Programm. Ebenfalls 1931 zog die Michelin-Verkaufsorganisation von Mainz ins Badische um. Repressalien des NS-Regimes und Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges zwangen Michelin dann, die Produktion von 1938 bis 1958 zu unterbrechen.
In den 1960er Jahren wuchs mit der Ausweitung des Produktspektrums auch der Bedarf an Beschäftigten rasant. 1962 stellte Michelin in Karlsruhe die ersten sechzig Mitarbeiter aus dem Elsass ein und begründete damit eine bis heute andauernde Tradition: Von den aktuell nahezu 1.800 Mitarbeitern in Reifenfertigung, Vertrieb und Verwaltung sind knapp 50 Prozent Grenzgänger aus dem nahen Frankreich.
In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Produktionsanlagen umfassend modernisiert. Zu den neuen Hightech-Installationen gehört seit Ende der 80er Jahre auch eine Elektrovulkanisation, in der bis heute mehr als zehn Millionen Reifen ganz ohne Wasser „gekocht“ wurden.
Die 90er Jahre brachten dem Werk an der Michelinstraße, wie die Adresse seit 1989 offiziell lautet, grundlegende Neuerungen. Die Arbeit wurde in Gruppen neu organisiert, die sich eigenverantwortlich selbst verwalten. Kleinere Einheiten können flexibler und schneller auf veränderte Kundenwünsche reagieren. Die Entscheidungen werden auf europäischer Ebene koordiniert. Das Werk Karlsruhe produziert nur noch Reifen für leichte Nutzfahrzeuge. Damit schließt sich der Kreis, denn mit solchen Pneus begann auch die Produktion 1931.
Bereits im Jahr 2003 ging im Werk Karlsruhe eine Brennstoffzelle ans Netz, die Strom und Wärme für die Produktion lieferte. Die Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle produzierte in 21.000 Betriebsstunden über 3,7 Millionen Kilowattstunden Strom. Das ist die größte Energiemenge, die bislang weltweit von einer Anlage dieses Typs erzeugt wurde. Die Brennstoffzelle erzielte einen hohen Wirkungsgrad und lief nahezu emissionsfrei. Das Pilotprojekt ist seit 2005 abgeschlossen.
Mit dem 2004 verabschiedeten „Fitness-Programm“ EVA (Evolution Allemagne) sollen bis 2008 die Produktionskosten um 30 Prozent gesenkt werden. Damit ist der Standort Karlsruhe gesichert. 2007 investiert der Konzern 5,5 Millionen Euro in neue Anlagen für die Herstellung von Vorprodukten am badischen Standort. Neben einer Erhöhung der Produktivität ermöglichen die neuen Maschinen eine Verringerung des Einsatzes von Lösungsmitteln: ein deutlicher Pluspunkt für die Umwelt.
Zum Michelin-Standort Karlsruhe zählen nahezu 1.800 Mitarbeiter, von denen rund 850, davon 150 Leiharbeitnehmer, in der Reifenfertigung beschäftigt sind. Gleichzeitig ist Karlsruhe Sitz der Vertriebszentrale sowie der zentralen Verwaltungsbereiche für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Das Karlsruher Reifenwerk hat sich in den letzten zehn Jahren zum Spezialisten für kleine Lkw-Reifen entwickelt, die in 140 Reifengrößen gefertigt und in die ganze Welt geliefert werden. Pro Jahr können hier 1,68 Millionen Reifen für leichte Nutzfahrzeuge und 66.000 Tonnen Kautschukmischungen hergestellt werden.
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