150 Jahre Peter Rieper in Jork
Gleich diverse Meilensteine in der Geschichte der Peter Rieper GmbH & Co. aus Jork im Alten Land vor den Toren Hamburgs haben bei der Jahresangabe eine 6 am Schluss. So begann man 1966 mit dem Reifen- und zehn Jahre später mit dem Autoteilehandel. Die Wurzeln reichen jedoch sogar 150 Jahre zurück, so dass aus diesem Anlass eine umfangreiche Jubiläumsbroschüre aufgelegt wurde und am 3. September auf dem Jorker Betriebsgelände eine große Feier mit vielen Kunden und Geschäftspartnern und nicht zuletzt Repräsentanten aus der Reifenbranche stattfand, darunter auch Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des BRV. Schließlich bekennt sich die Firma „Reifen Rieper“ – wie in der Region viele Verbraucher das Unternehmen nennen – zu ihrem Branchenverband BRV und gehört der Kooperation point S an, nachdem die von Rieper mit voran getriebene Kooperation VRG in point S aufgegangen war.
Ein Familienunternehmen mit 150 Jahren Geschichte
Die Familiengeschichte der Riepers im Herzen des größten zusammenhängenden Obstanbaugebietes Europas reicht sogar bis ins Jahr 1503 zurück, als „dem Underdanen Jacob Ryper von Jorcke“ (heißt es in der genannten Broschüre) 6,5 Morgen Land übertragen wurden. Als am 1. September des Jahres 1856 dessen Nachkomme, der Landwirt Johann Rieper, ein Fuhrunternehmen ins Leben rief, war natürlich ans Reifengeschäft noch gar nicht zu denken. Der Luftgummireifen war ja noch nicht einmal erfunden. Aber viele Aktivitäten von damals gehören noch heute zum Unternehmensportfolio. Wenn auch aus den Pferdekutschen, die Sand, Obst und Brennstoffe transportierten, längst motorisierte Fahrzeuge geworden sind.
Heute dauert die Fahrt mit dem Auto von Jork aus nach Hamburg keine halbe Stunde, damals benötigten die Fuhrwerke – inklusive der Fahrt retour – 17 Stunden. Mit zwei Taxen im Jahre 1926 (wiederum steht eine 6 am Ende) und zwei Jahre darauf dem ersten Firmen-Lkw hielt die motorisierte Neuzeit Einzug bei der Firma Rieper. Die Geschichte des Unternehmens zeigt auch, dass man sich zwar einerseits den Traditionen und Wurzeln verpflichtet fühlt(e), andererseits aber Neuem gegenüber immer sehr aufgeschlossen war und ist.
1936 tritt mit Peter Rieper der Namensgeber des heutigen Unternehmens in den Familienbetrieb ein. Er kehrt aus dem Krieg zurück, die beiden „miteingezogenen“ Lkw nicht. Dennoch erfolgt direkt nach dem Krieg der Neuanfang mit einem Lanz-Bulldog und zwei Holzgas-Lkw, mit denen beispielsweise Obst sowie Brenn- und Baustoffe transportiert werden.
1956 fährt der erste Rieper-Tankzug mit Heizöl, noch heute sind die roten Tanklastzüge mit dem Schriftzug „Peter Rieper Jork“ auf den Straßen im Alten Land und darüber hinaus häufig anzutreffen. Im gleichen Jahr übernimmt jener Peter Rieper das damalige Fuhrunternehmen als Einzelfirma und beginnt – wie man heute sagen würde – mit Diversifikationsbestrebungen. Immer dabei Familienmitglieder, die in wichtigen Positionen das Unternehmen mitgestalten, so irgendwann auch seine Söhne Klaus und Johann.
1968 entsteht eine Werkstatt mit Montagegrube, im Jahr darauf wird eine erste Kiesgrube (weitere sollten folgen) erschlossen, aus der Firma wird eine GmbH & Co. KG. Die Unternehmensführung wird immer mehr zu einem Dreigestirn bestehend aus Vater Peter und seinen Söhnen Klaus und Johann. Ein Dreigestirn ist es immer noch, nur ist an die Stelle des 2004 verstorbenen Senior mit Claus Rieper jun. die nächste Generation getreten.
Die Verantwortlichkeiten werden in der Familie aufgeteilt, wobei es durchaus Überschneidungen gibt, weil es – um mit dem heutigen Wirtschaftsjargon zu sprechen – gilt, „Synergien zu ziehen“ aus den Sparten Spedition, Heizöl- und Brennstoffhandel, Werkstatt, Autoteile- und nicht zuletzt Reifenhandel. Die Spedition besteht aus zwanzig Lkw, 16 Sattelzugmaschinen und dazugehörige Tankauflieger beliefern Tankstellen, Mineralölhändler, Großverbraucher und Schiffe mit Benzin, Diesel sowie leichtem und schwerem Heizöl. Aus dem eigenen Tanklager werden auch Endverbraucher mit Heizöl versorgt. Im Baubereich werden die Kunden mit Sand, Kies und Mutterboden aus eigener Kiesgrube beliefert.
Auf der 48 Personen starken Mitarbeiterliste taucht der Name Rieper am häufigsten auf, angeführt von der Seniorchefin trotz ihrer 83 Jahre. Der Umsatz der Gruppe liegt im unteren zweistelligen Millionenbereich, das Reifengeschäft trägt etwa 40 Prozent bei.
Aus Eigenbedarf zum Reifenhandel
Da die hauseigene Fahrzeugflotte ja auch gut bereift sein sollte, reifte in 1966 der Entschluss, nicht nur die eigenen, sondern auch fremde Lkw zu besohlen. 1970 wurde dann die bereits bestehende Werkstatt um eine eigene Reifenhalle ergänzt. Im Alten Land und teilweise darüber hinaus wurde „Reifen-Rieper“ zu einem festen Begriff. 1976 folgte bereits die Ergänzung um den Autoteilehandel, der Autoservice selbst ist ein noch eher junger Geschäftszweig. 1984 wurde dem stetig wachsenden Kundenstamm für Reifen durch die Gründung einer Reifendienstfiliale in Buxtehude Rechnung getragen.
Das Gelände der Buxtehuder Dependance war gepachtet, doch in 2003 konnte unweit davon (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete damals) ein neuer und ganz moderner Reifenservice- und Kfz-Betrieb auf eigenem Grund und Boden in Betrieb genommen werden, zu dem auch eine Diesel-Tankstelle und Lagerräume gehören, die zur Vermietung angeboten werden, auch Waschanlagen für Pkw wie Lkw gehören zum Angebot der Firma (in Jork).
Im Rahmen der familieninternen Aufgabenteilungen leitet schwerpunktmäßig der Groß- und Außenhandelskaufmann Klaus Rieper den Reifenfachhandel mit den beiden Standorten Jork und Buxtehude, seine Frau Gisela ist seit vielen Jahren für die Buchhaltung zuständig.
Im Reifendienst (mit Kfz-Meistern) werden von geschulten Vulkaniseuren, Reifenmonteuren und Kfz-Mechanikern alle wichtigen Marktsegmente abgedeckt: Pkw, Lkw, Ackerschlepper, Gabelstapler, Radlader, Motorräder usw. Wie im Autoteilehandel, der für Werkstätten, gewerbliche Großverbraucher, die Landwirtschaft und private Pkw-Fahrer gleichermaßen da ist, hat Peter Rieper Jork auch im Reifenbereich sowohl Einzel- wie (natürlich eher regionale) Großhandelsfunktion. Eigene Auslieferungsfahrzeuge beliefern täglich Kfz-Betriebe und Tankstellen mit Reifen und weiteren Kfz-Teilen wie hochwertigen Aluminiumfelgen und Batterien. In einem „Reifenhotel“ werden mittlerweile etwa 3.200 Sommer- bzw. Winterreifen eingelagert. Mit voll ausgerüsteten Pannenfahrzeugen kann Rieper auch dem Anspruch der Kooperation point S nach nationaler Flächendeckung beim Service für Leasinggesellschaften entsprechen. Eine mobile Vollgummipresse mit 120 Tonnen Druckleistung erlaubt auch die Montage von Gabelstaplerreifen bis zu 20 Zoll beim Kunden vor Ort. Selbst Flugzeugreifen wurden schon auf Rundlauf geprüft: Der Standort Finkenwerder des Flugzeugbauers Airbus ist nicht fern und Airbus einer der großen Unternehmenskunden.
Zur Jubiläumsfeier hatte die Familie Rieper den „Reifenverantwortlichen“ Klaus „ausgeguckt“ für die Begrüßungsrede. Wie das im ländlichen Bereich so ist, konnte er anführen, dass der stellvertretende Landrat (kurz vor der Kommunalwahl) mit dem Fahrrad gekommen war, auch die Altländer Blütenkönigin fehlte in ihrer prächtigen Tracht nicht. Klaus Rieper erinnerte an seinen Vater, der einerseits ein Unternehmer par excellence gewesen war und die Firma zu dem gemacht hatte, was sie heute ist, andererseits aber auch immer den Familiensinn ganz hoch angesiedelt hatte. Eine Tombola gab es auch, deren Reinerlös in Renovierungsarbeiten der Jorker Kirche St. Matthias fließt, die ihren 500. Geburtstag feiert. Stichwort feiern: Auf einen steifen Empfang hatten die Riepers bewusst verzichtet, es ging ihnen nur darum, mit ihren Gästen ein wenig Spaß zu haben.
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