Michelin bereit für den „Grand Prix der vier Jahreszeiten“
Der Formel-1-Tross macht Station an einem seiner legendärsten Schauplätze: Auf dem weltberühmten Nürburgring steht am kommenden Wochenende mit dem Großen Preis von Europa der fünfte WM-Lauf auf dem Programm. So außergewöhnlich die Historie dieser Strecke ist, so ausgewogen in seinen Anforderungen präsentiert sich der Grand-Prix-Kurs. Einzig das unvorhersehbare und extrem wechselhafte Wetter in der Eifel birgt immer wieder Unwägbarkeiten. Michelin – an der Seite von Renault führend in beiden WM-Wertungen – begegnet dieser Herausforderung mit Reifen, die ein größeres Temperaturfenster nutzen können als üblich.
Der „Ring“ bietet von allem etwas: Er weist einige Highspeed-Kurven auf, mittelschnelle Kombinationen, die das Auto aus der Balance bringen können, und sehr langsame Ecken, die von den Boliden besonders gute Traktion erfordern. Davon abgesehen, bewegen sich die Anforderungen auf dem 1984 eröffneten Grand-Prix-Kurs eher im Mittelfeld der aktuellen Formel-1-Rennstrecken: Parameter wie Vollgasanteil, Bremsenverschleiß oder Kraftstoffverbrauch stellen die Teams vor keine großen Rätsel. Da mit sehr hohem Abtrieb gefahren wird, dürfen die Rennställe außerdem mit einer guten Stabilität ihrer Autos rechnen. Einzig die teils wellige Fahrbahnoberfläche fordert die Techniker. Ein Durchdrehen der Räder beim kurzfristigen Abheben auf den Bodenwellen oder den Kerbs der NGK-Schikane könnte zum Überdrehen der ansonsten nicht besonders hart geforderten Motoren führen.
Für Michelin geht es in der Eifel zum Einen darum, die Performance von Imola zu wiederholen, wo den französischen Reifenspezialisten trotz der ersten Saisonniederlage eine ausgezeichnete Leistung bescheinigt wurde. „Unsere Partnerteams und wir haben gezeigt, dass unsere Reifen sowohl über eine einzelne schnelle Runde als auch über einen langen Stint hervorragend funktionieren“, fasst Michelin Formel-1-Direktor Nick Shorrock die Analyse des zurückliegenden Grand Prix zusammen.
Zum Anderen will Michelin mit WM-Leader Renault den guten Lauf fortsetzen und den beiden Partnerteams McLaren-Mercedes sowie BMW SauberF1 ein erfolgreiches Heimrennen ermöglichen. Für die drei weiteren Partner Honda, Red Bull und Toro Rosso geht es darum, die Position in der WM-Tabelle zu verbessern.
„Es ist traditionell sehr schwierig, Laufflächenmischungen für den Nürburgring auszuwählen, weil das Wetter so oft schnell umschlägt“, umreißt Shorrock die zentrale Herausforderung. „Das könnte in diesem Jahr besonders problematisch werden, weil das Rennen drei Wochen früher stattfindet als 2005. Unsere Reifen müssen deshalb ein breites Arbeitsfenster abdecken. Das heißt, sie sollen selbst dann schnell und konstant sein, wenn die Wettervorhersage zu 100 Prozent falsch liegt – so wie in Imola. Legt man die vergangenen Jahre zugrunde, ist zwischen 30 Grad und Frost alles möglich.“
Abgesehen von den meteorologischen Unwägbarkeiten hält Shorrock den Nürburgring für nicht besonders problematisch: „Der Asphalt ist nicht sehr abrasiv“, so seine Analyse. „Trotzdem müssen wir uns sehr gewissenhaft vorbereiten, denn die Strecke fördert das Graining – unter anderem, weil die Autos hier oft untersteuern.“
Die für den Nürburgring vorbereitete Reifenauswahl ist das Ergebnis intensiver technischer Analysen und Entwicklungs-Zyklen. „Forschung, Entwicklung, Qualitätskontrolle und Logistik erfordern stets den vollen Einsatz unseres Personals. Und unsere sechs Partnerteams haben bisher rund 120.000 Test-Kilometer abgespult, von denen ein großer Teil der Reifenentwicklung zugute kam“, schließt Nick Shorrock.
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