Beim Namen Gummi Hasenkrug denkt jeder sofort an General
Wer im deutschen Reifenfachhandel von der Marke „General“ hört oder spricht, der müsse unwillkürlich an Gummi Hasenkrug denken, und umgekehrt sei das wohl auch so, weiß Hasenkrug-Geschäftsführerin Gunda Gercken. Und wer sich mit Gunda Gercken unterhält, der kommt unwillkürlich zu einer ganz ähnlichen Analogie: Gummi Hasenkrug ist ihr Leben und ohne sie ist Gummi Hasenkrug auch nur schwer vorstellbar. Sie gibt dem Traditionsunternehmen ein Gesicht.
Gegründet 1928/1929 von Günter Hasenkrug – ursprünglich als Stellmacherei (damals waren Holzreifen gefragt) –, beschäftigte man sich schon damals mit dem Bereich Gummiprodukte im Zusammenhang mit der Seenotrettung. Der Firmenname „Gummi Hasenkrug“ basiert also nur zum (immerhin größeren) Teil auf dem Reifen für Fahrzeuge: Damals gab es ja auch nur 560 Pkw, 200 Lkw und 750 Motorräder in der Hafenstadt. Das Unternehmen ist gleich mit zwei Standbeinen gestartet. Auch wenn erst Ende der 50er Jahre durch kräftige Investitionen aus dem Geschäft, das man halt mitnimmt, ein auch für sich überlebensfähiges Betätigungsfeld wurde.
Aus vormals zwei sind mittlerweile vier Standbeine geworden: Vor 25 Jahren gesellte sich zum Reifeneinzelhandel der Großhandel mit der Marke General hinzu. Anfang der 90er Jahre kam der Bosch-Dienst (der seit 1998 der Zeit angepasst „Bosch Service“ heißt) hinzu. Dabei war der letzte Schritt nur die konsequente Fortsetzung einer weitsichtigen Entscheidung von 1991: Damals hatte sich der seinerzeitige Geschäftsführer Edgar Ohlrogge entschlossen, dem Reifenservice einen Autoservice anzugliedern. Er war damit einer der Pioniere der Branche.
Ohlrogge war ursprünglich Angestellter des Altgesellschafters, stieg in den 80er Jahren aber zum Geschäftsführer auf und wurde Gesellschafter, weil er damals „das Gesicht der Firma“ war. Damals hatte er eine junge Mitarbeiterin namens Gunda Gercken, die fortan alle Bereiche der Firma kennenlernte und nach seinem Tod folgerichtig zur Geschäftsführerin berufen wurde und so die Unternehmenstradition fortgeführt werden konnte. „Ich musste mir die Anerkennung der Kollegen hart erarbeiten“, sagt sie. Das ist offenkundig gelungen, denn betont wird immer wieder der familiäre Charakter und der Zusammenhalt unter den aktuell 35 Mitarbeitern.
Etwa 35 bis 40 Prozent des Umsatzes von Gummi Hasenkrug entfallen auf Seerettungsgeräte, 30 bis 35 Prozent auf den Großhandel und die restlichen 30 Prozent auf die natürlich eng miteinander verzahnten Bereiche Reifen- und Bosch-/Autoservice.
Hasenkrug als Einzelhändler
In der Stadt Bremerhaven ist der Wettbewerb im Reifenfachhandel intensiv, mit mehr als 20 Prozent Arbeitslosigkeit auch ansonsten das Umfeld nicht besonders erfreulich für ein Unternehmen. Von Vorteil immerhin, dass die Bremerhavener Bürger wissen, wo ihr Reifenservice seit seiner Gründung (auch das wohl eine Rarität) seinen Standort hat. Auch die Bremerhavener kennen Gummi Hasenkrug.
Vier Mitarbeiter sind im Lkw-Bereich beschäftigt, acht besorgen den Reifen- und Kfz-Service. Selbstverständlich ist das Unternehmen Meisterbetrieb und war mit Aufnahme des Autoservice auch schon in den 80er Jahren in die Kfz-Innung eingetreten. „Außer den Motor zerlegen, machen wir alles am Auto“, sagt die Hasenkrug-Geschäftsführerin. Wobei ganz klar ist, dass der Reifenservice in keinster Weise vernachlässigt wird. Das Unternehmen hat auch einen Vulkaniseur-Meister und repariert zum Beispiel fachgerecht Reifen. Hasenkrug ist beim Produkt Reifen Vollsortimenter, was auch dadurch nachvollziehbar ist, dass das agrarische Hinterland nah ist, der große Hafen nach Spezial-/Industriereifen verlangt und der Transport von Waren zum und vom Hafen auch das Lkw-Geschäft fördert.
Und immer wieder wird nach neuen Standbeinen gesucht – für den Fall, dass doch mal eines der vorhandenen wegbrechen sollte. Aktuell hat Hasenkrug den Einlagerungsservice von Kompletträdern für Autohäuser aufgebaut. Dass dieser Wettbewerber im Reifengeschäft da ist, kann man ja nicht verhindern, also wird man Partner des Autohauses und übernimmt nicht nur dessen Räderlogistik, sondern schlägt auch noch eine zweite Fliege mit dieser Klappe: In der beschäftigungsarmen Zeit zwischen den Umrüstungshöhepunkten werden die Räder aus dem Regal geholt und gewaschen. Damit ist allen gedient: dem Verbraucher, dem Autohaus, dem Hasenkrug-Mitarbeiter und nicht zuletzt der Hasenkrug-Geschäftsführung.
Gummi Hasenkrug ist bereits frühzeitig point S beigetreten, eine auch vor dem Hintergrund des Großhandels weise Entscheidung. Denn die Kollegen innerhalb der Kooperation sind die stärkste Kundengruppe für Reifen der US-Marke General, die bekanntlich seit 1987 zum Continental-Konzern gehört. Mit der Übernahme Generals durch Conti hat sich der Status von Gummi Hasenkrug nicht wesentlich verändert, wenn sich auch der Kreis der anderen berechtigten Importeure inzwischen gewandelt hat.
Hasenkrug als Großhändler
Als der damals noch unabhängige Reifenhersteller General Tire in Deutschland Fuß fassen wollte, war Gummi Hasenkrug offensichtlich gleich eine gute Adresse. Der in den USA bereits fortgeschrittene Offroad-Boom steckte hier noch in den Kinderschuhen. Als dieser Markt innerhalb weniger Jahre explodierte, hatte Hasenkrug auf Anhieb die richtigen Produkte.
Dennoch wäre es falsch, das Unternehmen „nur“ mit Offroad-, inzwischen besser SUV-Reifen der Marke General zu assoziieren. „Wir waren immer Vollsortimenter und sind es immer noch“, erinnert sich Gunda Gercken auch daran, dass es im nahen Hafen gelegentliche, aber sehr spezielle Problemlösungen bei der Bereifung zu finden galt. Hasenkrug hat mehr als einmal dafür gesorgt, dass mit Hilfe der Partner von General (von denen so mancher zu einem Freund wurde) aus dem Industriereifenprogramm von General eine Lösung gefunden wurde, für einige Jahre war der Deutschland-Importeur von General Tire sogar Exporteur von EM-Reifen (diagonaler Bauart) dieser Marke nach Nigeria – ganz offiziell!
Auch Lkw- und Pkw-Reifen der US-Marke wurden und werden vermarktet. Gegenwärtig sorgt natürlich Generals Winterreifenprogramm und hierbei vor allem der 4×4-M+S-Reifen für Geländewagen, SUVs, Vans und Pick-ups XP 2000 Winter (hat das Winterreifensymbol der Schneeflocke) in besonderem Maße für eine herausgehobene Stellung im Markt. Sich einen eigenen Mitbewerber in Form einer zweiten Reifenmarke fürs Großhandelsgeschäft (abgesehen vom konventionellen Wiederverkäufergeschäft) oder sonstiges Zubehör wie eine Felgenvertretung ins Haus zu holen, hat Hasenkrug zwar schon einmal – wie G. Gercken einräumt „eher halbherzig“ – versucht, aber die Identifikation mit der Marke General ist so stark, dass daneben kein Platz mehr ist.
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