Flagge gezeigt
Für die „Reifenhersteller der zweiten Reihe“ steht die Internationale Automobil Ausstellung nicht unbedingt ganz oben auf der Prioritätenliste, wenn es darum geht, das Pro und Contra einer Messebeteiligung abzuwägen. Ein gewisser Kompromiss ist es, mit einem anderen Unternehmen zu kooperieren. Da bietet es sich an, mit einem Tuningpartner einen Gemeinschaftsstand zu bilden. Und da Hamann Motorsport (Laupheim bei Ulm) – Veredler eigentlich schon äußerst exquisiter Automodelle – BMW M5, Ferrari 430 und Co. auf Hankook-Reifen stellt, ist der rechte Partner schon gefunden.
Dabei hatte der koreanische Reifenhersteller eine ganze Menge mitzuteilen, sieht er sich doch auf dem Wege, in die erste Reihe der „Global Player“ dieser Branche vorzurücken. So ist Hankook Tire bereits Erstausrüster diverser Modelle von Volkswagen, Ford, Volvo, Renault, Smart, Hyundai, Kia, Daewoo und Mitsubishi. Allein in diesem Jahr werden als Erstausrüster über 16 Millionen Reifen ausgeliefert. Der Reifenhersteller hat Technikzentren in Langenhagen (bei Hannover), den USA, China, Japan und natürlich im Heimatmarkt Südkorea.
Hankook Tire zählt mit Kunden in über 180 Ländern zu den führenden Reifenherstellern weltweit. Investitionen in Forschung und Entwicklung (4,8 % des Umsatzes im Jahr 2004) und die aggressive Expansion in überseeische Märkte haben das Unternehmen für den internationalen Wettbewerb gerüstet und seine Position als führender Reifenhersteller in Korea gefestigt. Ende 2004 verfügte Hankook dort eigenen Angaben zufolge über einen Marktanteil von 45,8%. 2005 wird der Konzern als erstes koreanisches Reifenunternehmen Exporterlöse von einer Milliarde US-Dollar erzielen. Gemessen am Jahresabsatz ist Hankook achtgrößter Reifenproduzent der Welt.
Hankook – eine Marke für Tuner?
Der koreanische Reifenhersteller reagiere äußerst schnell, wenn er an ihn den Wunsch nach einer neuen Reifengröße herangetragen habe, erzählte Felgenexperte Rüdiger Höffken (RH Alurad) dieser Zeitschrift und Tuner Hamann bestätigte dies im Rahmen einer Pressekonferenz auf der IAA, auf der für den Reifenhersteller Vertriebsdirektor Dietmar Olbrich sprach. Man wolle beweisen, dass die Marke Hankook nicht nur den Volumenbereich abdecke, so Olbrich. Mit Richard Hamann ist Hankook jedenfalls eine Technologiepartnerschaft eingegangen und entwickelt Reifen in enger Kooperation, manchmal wohl auch „nach Vorgaben“ des aus dem Rennsport kommenden Tuners mit „Benzin im Blut“.
Mit dieser exklusiven Technologiepartnerschaft will Hankook Tire ein Signal im Markt für High-Performance-Reifen setzen. Die Automobilmanufaktur Hamann Motorsport soll gemeinsam mit der koreanischen Firma die Entwicklung von neuen Reifendimensionen sowohl für Sommer- als auch für Winterreifen vorantreiben.
Hamann Motorsport arbeitet sowohl mit dem Europe Technical Center von Hankook in Langenhagen als auch mit dem internationalen Forschungs- und Entwicklungszentrum des Konzerns in Korea zusammen. Einen Vorgeschmack auf die Ergebnisse der Partnerschaft lieferte die IAA: Für die Weltpremiere des Hamann BMW M5 hatte Hankook für seinen Ultra-High-Performance-Reifen Ventus S1 evo eine neue Dimension in der Größe 255/30 R21 entwickelt. Auch die beiden weiteren Weltpremieren von Hamann auf der IAA wurden mit dem Flaggschiff der Hankook-Reifenfamilie, dem Ventus S1 evo, ausgerüstet: der BMW 7er Facelift ebenso wie der Hamann F430. Insgesamt waren elf Modelle, die Hamann Motorsport auf der diesjährigen IAA vorstellte, mit Hankook-Reifen ausgestattet. Den Ventus S1 evo gibt es in den Serien 25 bis 45 von 17 bis 22 Zoll, allesamt mit dem Geschwindigkeitsindex Y.
„Die Kooperation mit Hamann Motorsport ist eine exzellente Plattform, um neben der technischen Innovationsfähigkeit auch das sportliche Image sowie die hohe Leistungsfähigkeit von Hankook-Reifen zu demonstrieren, und das weltweit“, sagt Calvin Pak, Senior Marketing Manager in der Hankook-Europazentrale.
Besonders auf dem europäischen und dem amerikanischen Markt will Hankook vom Image des deutschen Partners profitieren und sich gegenüber den Wettbewerbern im Segment der High-Performance-Reifen eine Spitzenposition sichern. Dazu soll die gemeinsame Vermarktung der Technologiepartnerschaft beitragen. Darunter fallen sämtliche Werbe- und Promotionaktionen, Auftritte bei Veranstaltungen sowie das Merchandising. Ab der diesjährigen IAA wird Hamann Motorsport sämtliche Ausstellungsfahrzeuge exklusiv mit Hankooks UHP-Reifen ausrüsten.
Im Winter bis zu 270 km/h schnell
Der High-Performance-Winterreifen W300A in der 22-Zoll-Größe 295/30, der auf der IAA seine Weltpremiere erlebte, ist an die Anforderungen von SUVs sowie SUV-Tuning-Modellen à la Porsche Cayenne oder den VW Touareg angepasst, damit maximale Traktion und exzellentes Bremsverhalten gewährleistet sind. Auch der Speedindex W (für Geschwindigkeiten von bis zu 270 Stundenkilometer) entspricht den Erwartungen, die sich an Tuninggrößen dieser Fahrzeugklasse richten. Der Loadindex des neuen Icebear W300A beträgt 103 (bis zu 875 Kilogramm per Reifen).
Die größeren Sicherheitsreserven und die Verbesserung der Fahrzeugoptik sollen vor allem die Fahrer von SUVs sowie leistungsstarken Oberklassefahrzeugen ansprechen. Neue Marktperspektiven ergeben sich für Hankook Tire außerdem dadurch, dass nun auch Besitzern von getunten Fahrzeugen dieser Klasse ein Winterreifen zur Verfügung steht. Bisher mussten diese häufig auf Winterreifen verzichten, da es keine passende Größe gab: Meist waren die Bremsanlagen von getunten Fahrzeugen dafür zu groß.
Icebear W300 mit Notlaufeigenschaften
Außerdem gibt es den Icebear W300 mit der „Hankook Runflat System“ (HRS)-Technologie in den Dimensionen 205/55 R16V beispielsweise für den 1er und 3er von BMW sowie in der Dimension 225/50 R17V für den 5er. Der High-Performance-Sommerreifen Hankook Ventus S1 evo mit HRS war bereits auf der letzten Essener Motorshow vorgestellt worden.
Eine gezielte Verstärkung der Reifenflanken ermöglicht es, trotz vollständigem Druckverlust im Reifen noch eine Strecke von bis zu 80 Kilometern zurückzulegen. Je nach Fahrzeugtyp kann dies bei Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h geschehen. Ziel bei der Entwicklung des HRS war es, durch die Verwendung neuer Mischungen eine sehr hohe Stabilität der Flanken zu erreichen, ohne dadurch das Gewicht des Reifens unnötig zu erhöhen. Die so genannte „SMH Rubber Technology“ als Herzstück der HRS-Reifen fängt während der Fahrt ohne Luftdruck Stöße ab, erhält die Reifenstabilität aufrecht und ist hitzebeständig. Dazu seien drei entsprechende Mischungen schichtweise in der Reifenwand angeordnet, so der Reifenhersteller.
Hankook reagiert mit dem neuen HRS auf die zunehmende Bedeutung von Ultra-High-Performance-Reifen einerseits und von Notlaufreifen andererseits im Markt. Das Flaggschiff des Unternehmens Ventus S1 evo ist für Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h ausgelegt (Geschwindigkeitsindex Y). Wie alle anderen Runflat-Systeme, so darf auch der HRS-Reifen nur in Verbindung mit einem Reifendruck-Kontrollsystem eingesetzt werden.
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