Jühe: Regionaler Großhandel auf der Höhe der Zeit
Der Reifengroßhandel Jühe in Lage (Region Lippe) ist auf der einen Seite ein typischer Betrieb, der sich viele Tugenden bewahrt hat, die heutzutage vielerorts verschüttet sind: Die persönliche Ansprache, der direkte Kontakt mit den Kunden hat für Geschäftsführer und Verkaufsleiter Bernd Schwarz Priorität. Dass dies kein Widerspruch zur Arbeit mit modernen Kommunikationsmethoden ist wird deutlich, wenn er an seinem PC sitzt. Auf der Suche nach dem günstigsten Preis ist er auch permanent, aber der günstigste Preis ist nicht immer der beste. Es geht auch um Kriterien wie Verfügbarkeit, Schnelligkeit. So manches Mal schon hat er sich die vier Reifen, die ein Händler in der Umgebung benötigte, kurzerhand in seinen Pkw geworfen und ist mal eben nach Feierabend den entsprechenden Umweg gefahren, nicht nur um die vier Reifen abzuladen, sondern auch um das Gespräch mit dem Kunden zu suchen. Wer von seinem Großhändler dermaßen „gepflegt“ wird, der feilscht auch nicht um den letzten Euro.
Jühe wurde 1976 gegründet, ursprünglich als Einzelhandel. Mit der als Geschäftsführerin für Verkauf und Buchhaltung verantwortlichen Anja Jühe ist die Eignerfamilie bis heute im operativen Geschäft engagiert. 1988 wurde der Einzelhandel an Bridgestone Deutschland verkauft, zehn Jahre später als A. Jühe GmbH neu gegründet. Kunden sind in der Region – Schwarz nennt ein Einzugsgebiet von ca. 200 bis 250 Kilometer – überwiegend kleinere und auch mittlere Kfz-Werkstätten und Reifenhandelsbetriebe, die oftmals Markenware zu einem günstigen Preis suchen.
Schwarz hat das Reifengeschäft bei Hankook und Bridgestone erlernt, dem koreanischen Reifenhersteller ist er im Übrigen bis heute verbunden: Jühe ist ein Partner in Hankooks „Master“-Programm. Auch zu Toyo gibt es langjährige Bindungen. Aber: Bei ihm kann der Kunde Einzelhändler das gesamte Spektrum an Marken bestellen, ob Michelin, die Marken des Continental-Konzerns oder wer auch immer. Er selbst bezieht seine Reifen bevorzugt direkt von der Industrie: „Hat immer Priorität.“
13 Mitarbeiter zählt das Jühe-Team, man wachse langsam und kontinuierlich, über Zahlen zum Beispiel zur Lagerkapazität von Wettbewerbern kann er nur schmunzeln. Man bleibe schön auf dem Teppich, ist in der Vordisposition zum Beispiel für das jetzt bevorstehende Wintergeschäft mutig, aber nicht verwegen. Schwarz betreibt seine eigene kleine Marktforschung und legt sich vor allem die Größen hin, bei denen er Knappheit erwartet. Wenn der Reifenhersteller ausverkauft ist, dann schlägt die Stunde des gut sortierten Großhandels.
Bernd Schwarz ist immer am Ball, vergleicht die aktuellen Preise der einzelnen Marken und Reifengrößen in den Online-Shops und weiß so, ob er marktgerecht positioniert ist. Hilfreich ist für ihn die Kooperation mit dem Softwaresystemhaus PARI (siehe Bericht an anderer Stelle in dieser Ausgabe), weil dessen Kopf Paul Hermann um seine Bedürfnisse weiß und ein gleiches Ziel verfolgt: schnelle Informationsgewinnung und kurze Kommunikationswege. Und weil Hermann schon einige Anwendungen im Reifenhandel platziert hat, weiß er auch um viele Besonderheiten dieser Branche.
Und war der Firma Jühe bei der Errichtung eines Internetshops behilflich. So etwas haben längst noch nicht alle regionalen Großhändler und überregionale manchmal nur von mäßiger Qualität. Das Besondere an diesem „Tool“, das Hermann beim Großhandel Jühe installiert hat: die konsequente Vermeidung von Schnittstellen („die halten immer auf“), also die direkte und simultane Anbindung der Internet-Plattform an das Warenwirtschaftssystem des Großhändlers. Das ist möglich, weil die Warenwirtschaft gewissermaßen ins Internet gestellt wird. Bernd Schwarz sorgt so bei seinen Kunden für ein Höchstmaß an Transparenz, sie können in Echtzeit sehen, was bei Jühe lagert. „Virtuelle Reifen“, wie sie andere Großhändler im Bestand führen, die aber physisch gar nicht dort liegen, gibt es hier nicht.
Jühe ist konzentriert auf Pkw-Reifen und zieht bei 17,5 Zoll die Grenze. Beliefert werden die Kunden sofort, einen 3-Tage-DPD-Service können die Kunden nicht gebrauchen. Um so etwas wie 24-Stunden-Service macht sich Schwarz keine weiteren Gedanken, „sofort“ ist seine Devise. Und er ist stolz darauf Mitarbeiter zu haben, die zu jeder Zeit voll mitziehen, die extrem flexibel sind. „Wenn es sein muss, arbeiten wir bis tief in die Nacht.“
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