„Runderneuerung bleibt fester Bestandteil im Lkw-Reifengeschäft“
Die Runderneuerung wird auch in der Zukunft ein fester Bestandteil im Lkw-Reifengeschäft bleiben, auch wenn sehr preiswerte Neureifen aus dem asiatischen Raum in den Markt drängen – davon ist man bei Hämmerling (Paderborn) überzeugt. „Obwohl in den letzten Jahren leider einige kleinere und größere Produktionen schließen mussten, sehe ich persönlich für die Runderneuerungsbranche sehr positiv in die Zukunft“, so Ralf Hämmerling. „Wir selber vertreiben ebenfalls chinesische Neureifen in großer Stückzahl. Dies hat aber die Verkaufszahlen der runderneuerten Lkw-Reifen keineswegs verringert, die Produktions- und Absatzzahlen konnten sogar gesteigert werden. Wichtig ist, dass wir Runderneuerer dem Kostendruck standhalten können und dass wir im Markt eine größere Akzeptanz finden, die wir schon lange verdient hätten“, ergänzt der Geschäftsführer der Hämmerling Group. Für sehr wichtig hält er in diesem Zusammenhang, dass „die ECE-Norm nun endlich kurzfristig eingeführt wird, damit einheitliche Qualitäts- und technische Normen als Basis für alle Runderneuerer geschaffen werden“.
Aber es gebe durchaus noch weitere Einflussgrößen, die entscheidend für das Bestehen im Runderneuerungsmarkt sein könnten. So sollte nach Ansicht Hämmerlings jeder Produzent ein bis zwei Materiallieferanten haben, die ein breites Laufstreifensortiment mit entsprechenden Gewichten und Profiltiefen anbieten können. Um dem geforderten Qualitätsstandard gerecht zu werden, müsse immer wieder in Personal (Schulungen) und neue Maschinen investiert werden, damit die Herstellungskosten trotzt steigender Lohnkosten gemindert werden können. Besonderes Augenmerk muss nach Überzeugung der Paderborner allerdings auch auf das Thema Logistik gelegt werden, da die Kunden in den letzten Jahren ihre Lagerkapazitäten drastisch reduziert hätten und deshalb heute innerhalb von 24/48 Stunden beliefert werden wollen. „Die Karkassen sehen wir als schwierigsten Faktor für die Zukunft. Da sehr viele Karkassen in Deutschland aufgekauft und zu exzellenten Preisen ins Ausland verkauft werden, herrscht eine echte Karkassenknappheit mit stetig steigenden Preisen“, analysiert Hämmerling.
Die Hämmerling Group hat sich zum Ziel gesetzt, an diesen vier Punkten – Runderneuerungsmaterial, Know-how inklusive Maschinen, Logistik, Karkassen – zu arbeiten und die Ausgangslage für sich zu verbessern. Da die Materiallieferanten nach Aussagen des Unternehmens in den letzten Jahren ihre Preise kräftig erhöht haben, ohne dass diese Steigerungen an die eigenen Kunden weitergegeben werden konnten, hat man sich mit der Firma Elgi Tread aus Indien einen günstigeren Lieferanten gesucht. „Bei einem Besuch vor Ort im Februar diesen Jahres lernten wir ein hochmodernes Werk kennen, das allen europäischen Anforderungen in vollem Maße entspricht. Außerdem trafen wir auf ein hoch motiviertes, engagiertes Team, das in der Lage war, innerhalb von sechs Monaten ein komplettes Programm für den europäischen Markt zu entwickeln und herzustellen. Und dies in absoluter Rekordzeit, wenn man bedenkt, dass Profile entwickelt, Formen gebaut, Material produziert – dies auch gleich in zwei Qualitäten (‚Value Line’ und ‚Premium Line’) – und letztlich alles verschifft werden musste“, meint Ralf Hämmerling.
Die professionelle Arbeit habe das Unternehmen „so begeistert und überzeugt, dass wir den Vertrieb für Deutschland, Benelux und den skandinavischen Raum übernehmen werden“. Ab Herbst 2005 soll das komplette Programm ab Lager Paderborn zur Verfügung stehen. Um den Qualitätsanspruch zu untermauern, wurde im Mai ein bundesweiter Test gestartet (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete): 25 Trucks, die in unterschiedlichen Einsatzbereichen unterwegs sind, wurden mit runderneuerten Reifen – produziert mit Elgi-Tread-Material – ausgestattet. In regelmäßigen Abständen werden die Ergebnisse des Praxistests mithilfe eines Protokollbogens von den Fahrern der einzelnen Trucks gemeldet und ausgewertet. Die Qualität weiter steigern und gleichzeitig den Kostendruck reduzieren soll eine weitere Maßnahme: Hämmerling hat es sich zum Ziel gesetzt, nur noch in Maschinen zu investieren, welche die optische und technische Qualität der eigenen Produkte sowie die Produktionsleistung (Stückzahlen) erhöhen. Ständige Mitarbeiterschulungen sollen zudem gewährleisten, dass das Qualitätsniveau immer wieder verbessert wird. Für das Jahr 2006 ist sogar geplant, ein kleines Trainingscamp in Zusammenarbeit mit der Firma Elgi Tread in Paderborn zu eröffnen.
In puncto Logistik ist die Hämmerling Group mit dem eigenen, im Jahre 2001 gegründeten Tochterunternehmen Nachtsprung ebenfalls gut aufgestellt. „Diese flexible eigene Logistik hat uns in den letzten Jahren zusätzlich Aufträge bei großen Filialunternehmen verschafft“, hebt Hämmerling die Bedeutung einer gut funktionierenden Logistik im Reifengeschäft hervor. Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkt das Unternehmen eigenen Aussagen zufolge darüber hinaus den Karkassen als wichtigen Rohstoff. „Schließlich sind sie doch die Basis einer guten Runderneuerung“, weiß der Hämmerling-Geschäftsführer. Deshalb wurde im vergangenen eigens ein Team gegründet, welches sich ausschließlich um die Beschaffung und Prüfung von Karkassen kümmert. Hieraus entwickelte sich ein eigener Karkasshandel, der auch andere Runderneuerer mit überschüssigen Stückzahlen versorgt. „Da Karkassen nicht immer zur Kaltrunderneuerung verwendet werden können, diese aber dadurch nicht wertlos sind, haben wir uns entschlossen, zum Jahresende eine Heißerneuerung in unsere bestehende Produktion zu installieren“, erzählt Ralf Hämmerling und nennt mit der steigenden Kundennachfrage noch einen weiteren Grund, der die Entscheidung zur Aufnahme der Heißerneuerungsproduktion begünstigt hat.
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