Pirelli: Reifen sind Hightech – „Technology in Revolution“
Der italienische Reifenhersteller Pirelli hat sich noch nie als langweiliger Hersteller von Commodities gesehen, sondern als Hersteller, dem es immer wieder gelingt, neue Maßstäbe zu setzen als Entwicklungspartner der Automobilindustrie. Das alle Reifenhersteller derzeit stark beschäftigende Thema heißt Run-Flat-Reifen und damit verbundene neue Technologien. Auf der Rennstrecke von Paul Ricard war es Journalisten jetzt möglich, die jüngste Generation Run-Flat-Reifen zu erproben und die neuesten technischen Innovationen kennen zu lernen, die von Pirelli für zunehmend intelligente und interaktive Reifen entwickelt wurden.
Für Pirelli hat die Zukunft mit „Technology in Revolution“ bereits begonnen. Dieses Konzept ist mehr als eine bloße Präsentation neuer Run-Flat-Reifen, die sich durch neue Homologationen und Dimensionen im Markt immer mehr durchsetzen. Es dokumentiert Pirellis Technologie und Innovation für maximale Sicherheit und Interaktivität mit dem Fahrzeug. Darüber hinaus verlangen nationale und internationale Zulassungsbestimmungen eine immer höhere aktive und passive Sicherheit des Autos. Das zwingt die Fahrzeughersteller, ihre Autos mit Überwachungs- und Meldesystemen auszurüsten, welche auch die Reifen einbeziehen. Vorschriften hierzu sind jedoch oft allgemein gehalten und nicht immer ausreichend – wie etwa bei den neuen amerikanischen NHTSA-Normen oder bei indirekten Erkennungssystemen.
Als Reaktion auf diese Anforderungen stellt Pirelli den Reifen weiter in den Mittelpunkt. Basierend auf der eigenen Run-Flat-Technik und einer engen Zusammenarbeit mit den Autoherstellern hat sich Pirelli für ein System zur direkten Reifendruckkontrolle entschieden. Veränderungen des Reifendrucks erzeugen dabei eine Reaktion.
Das neue X-Pressure™ AcousticBlue sendet ein Alarmsignal an das Reifendruckkontrollsystem, zugleich aber auch an das Mobiltelefon des Fahrers. Parallel dazu pumpt das aus dem Motorradbereich bereits bekannte und nunmehr auch für SUVs erhältliche SWS™ einen integrierten Luftvorrat in den Reifen. Dies geschieht sowohl bei Reifendeffekten als auch bei natürlichem Entweichen der Luft, so dass ein optimaler Luftdruck für neun bis zwölf Monate gewährleistet ist.
Pirellis Run-Flat: Perfektion dank Robotertechnologie
Pirelli unterstützt seit jeher eine Kombination aus maximalem Sicherheits- und Leistungsanspruch. So wurde bereits in den 70er Jahren der 17-Zoll-Reifen Scorpion BK für den Extrem-Offroader Lamborghini LM002 entwickelt. Bis heute wurde diese Technologie Schritt für Schritt optimiert – stets mit dem Augenmerk auf jenes Pionierfahrzeug und die modernen SUVs in hohen und höchsten Leistungsvarianten, bei denen Pirelli eine weltweite Spitzenposition als Erstausrüster einnimmt.
Die optimale Grundlage für diesen High-Tech-Pannenschutz ist MIRS™, das modulare, integrierte roboterunterstützte Produktionssystem, ein von Pirelli entwickeltes Produktionsverfahren, das vollständig von Computern gesteuert wird und – unter der Endkontrolle des Menschen – ein Ergebnis aus höchster Qualität und Zuverlässigkeit garantiert.
Zu den MIRS™-Reifen gehören Pirellis Run-Flat-Reifen, die exklusiv mit diesem System produziert werden, das mit hohen Investitionen in Europa und den USA aufgebaut wurde.
Pirelli-Run-Flat-Reifen haben ein überlegenes Qualitätsniveau, welches die weltweit agierenden Autohersteller heute für ihre leistungsstarken Fahrzeuge verlangen. Es ist kein Zufall, dass die Gesamtnachfrage nach Run-Flats in Erstausrüstung und Ersatzmarkt in Europa und Nordamerika von 2000 bis 2004 ganz und gar dramatisch zugenommen hat. Im Zuge dieser Entwicklung hat Pirelli seinen Marktanteil in Europa auf knapp 20 Prozent ausgebaut. Ein Großteil entfiel dabei auf Reifen, die durch den Einsatz neuer Verstärkungsmaterialien von höherer Festigkeit ständig weiter entwickelt wurden. In den letzten Jahren hat die Anzahl der Homologationen in den Dimensionen 16 bis 18 Zoll derart zugenommen, dass damit die Grundlage für den Einstieg in das Run-Flat-UHP-Segment mit 19- und 20-Zoll-Reifen bei 35er und 30er Querschnittsverhältnissen gelegt wurde. Die Pirelli-Produktpalette umfasst denn auch Sommer-, Ganzjahres- und Winterreifen in Run-Flat-Ausführung.
Nunmehr präsentiert Pirelli den ersten Run-Flat für SUVs, der in Kürze serienreif sein wird.
Mehr Sicherheit
In Zukunft könnte der Run-Flat ein entscheidendes Element für maximale Sicherheit werden. Allerdings ist es bei einem besonders effizienten Run-Flat möglich, dass der Fahrer einen Druckverlust gar nicht bemerkt. Damit ein Run-Flat-Reifen völlig sicher ohne Luft laufen kann, sind bestimmte Geschwindigkeits- und Entfernungsgrenzen einzuhalten (max. 80 km/h für max. 150 Kilometer). Doch wenn eine Panne durch die hohe Effizienz des Reifens für den Fahrer nicht erkennbar ist, gerät die Struktur der Reifendecke in Gefahr, wenn er die Fahrt zu lange oder zu schnell fortsetzt. Daher sind „Alarmsysteme“ für Run-Flat-Reifen zwingend vorgeschrieben, um jeglichen Druckverlust zu melden. Wie erwähnt wird die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) solche Systeme in den USA ab September 2007 als Serienausrüstung für alle Neufahrzeuge vorschreiben.
Im Vorfeld dieser Umstellung soll bereits ab September 2005 eine schrittweise Einführung dieser Norm mit bis zu 20 Prozent Anteil erfolgen. Allerdings soll das Alarmsignal laut NHTSA innerhalb von 20 Minuten nach Beginn des Problems, also bei einem Druckverlust von rund 25 Prozent, erfolgen. Pirelli hält diese Zeit- und Druckangaben, insbesondere bei Hochleistungsfahrzeugen, für unzureichend. Aus diesem Grund hat Pirelli innovative und interaktive Systeme entwickelt, die den Druck direkt überwachen und mit viel engeren Zeit- und Drucktoleranzen arbeiten.
Wie erwähnt, entspringt dieser Bedarf aus dem globalen Trend, Reifen vor allem in puncto Leistung und Sicherheit noch wirkungsvoller und interaktiver zu machen. Vorangetrieben wird die Entwicklung aber auch von Pirellis Status als „Lead Development Partner“ für die renommiertesten europäischen und amerikanischen Autohersteller, die ihre Fahrzeugserien entweder vollständig oder in großen Teilen mit Pirelli-Run-Flat-Reifen ausrüsten. Um Sicherheit und Fahreigenschaften eines drucklosen Reifens weiter zu optimieren, greifen die von Pirelli entwickelten Steuerungssysteme nun direkt und interaktiv in das Geschehen ein.
Weiteres Beispiel Cyber™ Wheel: Die Felge mit Antenne
Es ist die erste instrumentierte Felge, die genau wie Cyber™ Tyre entwickelt wurde, um den Fahrzeugherstellern zusätzlichen Nutzwert zu bieten. Folglich ist das neue System vor allem für die Erstausrüstung vorgesehen.
Cyber™ Wheel erlaubt es, die Felge als Sensor zu benutzen, der physische Größen registriert und sie an das Fahrzeug übermittelt. Ausgehend von der Deformation, die das Rad während der Bewegung erfährt, kann das System auch die so genannten Nabenkräfte ermitteln. Hierzu nutzt es ein spezielles Rechenverfahren, das von Pirelli in Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Hochschule Mailand entwickelt wurde. So liefert es in Echtzeit hochwertige Informationen an die Fahrdynamiksysteme, die die Stabilität des Fahrzeugs gewährleisten. Informationen, die während der Fahrt aufzeigen, welche Kräfte wechselseitig zwischen Fahrzeug und Straße wirken.
Das betriebliche Layout von Cyber™ Wheel greift einige Elemente des Cyber™ Tyre auf. Spezielle Sensoren in der Felge, die von einer Elektronik per Funk aktiviert werden, und eine Antenne im Radkasten messen die Deformationen, transformieren sie in elektrische Signale und übertragen sie ins Fahrzeug.
Der entscheidende Vorteil der neuen oder noch in der Entwicklung befindlichen Systeme liegt darin, dass sie alle für die Integration mit anderen Fahrzeugsystemen ausgelegt sind und sich – sowohl im OE-Bereich als auch im Ersatzmarkt – exakt auf die individuellen Anforderungen des Kunden abstimmen lassen.
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