Immer mehr Fahrzeuge mit technischen Mängeln unterwegs
Die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ) hat das Datenmaterial von über acht Millionen Hauptuntersuchungen ausgewertet und mittels des so genannten „Mängelbarometers 2005“ die festgestellten technischen Mängel an Personenkraftwagen, Krafträdern, Nutzfahrzeugen, Anhängern und sonstigen Fahrzeugen über einen Dreijahreszeitraum miteinander verglichen. Die Gegenüberstellung der Jahre 2002, 2003 und 2004 zeigt aber nicht nur, dass die Fahrzeuge immer älter werden – das Durchschnittsalter liegt demzufolge inzwischen bei etwa acht Jahren. „Zwangsläufig häufen sich die technischen Mängel. Zusätzlich bewirkt ein immer mehr sinkendes Wartungs- und Reparaturverhalten der Autofahrer eine Steigerung des Mängelvolumens“, so die GTÜ.
Bei den dreijährigen Autos falle etwa nur jedes 20. Fahrzeug mit erheblichen Mängeln auf. Bei den über neun Jahre alten Pkw werde hingegen mehr als jedes vierte Fahrzeug mit erheblichen Mängeln bzw. gar als verkehrsunsicher eingestuft. Ähnlich alarmierend ist laut GTÜ die Situation bei Transportern mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen – insbesondere gewerblich genutzte Transporter fallen demzufolge wegen ihrer hohen Beanstandungsquote schon in den ersten Jahren auf. „Hauptursachen für das schlechte Abschneiden dieser zwei Klassen sind unzureichende Pflege und Wartung der Fahrzeuge. ‚Geiz ist geil’ geht hier eindeutig zulasten der Verkehrssicherheit“, meint GTÜ-Geschäftsführer Rainer de Biasi. Das „Mängelbarometer“ dokumentiert dabei die Mängeltendenz bei älteren Fahrzeugen und die besonders häufig beanstandeten Baugruppen.
Bei der Gesamtbetrachtung aller Fahrzeuge im Untersuchungszeitraum 2004 behauptet demnach die Mängelgruppe „Beleuchtung/Elektrik“ den ersten Platz mit einem Anteil von über 22 Prozent. Mit knapp 19 Prozent aller Mängel folgt die Mängelgruppe „Bremsanlage“ auf Platz zwei. Auf Platz drei rangiert die Gruppe „Achsen/Räder/Reifen/Aufhängungen“ mit inzwischen mehr als 17 Prozent Anteil. Die „Umweltbelastung“ hat den Mängellevel mit fast 15 Prozent gehalten. In der Gruppe „Bremsanlage“ liegen die Personenkraftwagen vorn. Sie stellen etwa 75 Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes. Dadurch – sagt die GTÜ – sei das technische Gefährdungspotenzial besonders hoch. Platz zwei belegen die Nutzfahrzeuge, die auf Grund ihrer physikalischen Masse und hohen Fahrleistungen ebenfalls ein erhebliches Gefahrenrisiko darstellten.
Um die Gesamtentwicklung der Fahrzeugmängel über die Jahre kennzeichnen zu können, hat die GTÜ einen so genannten „Mängelindex“ für alle Fahrzeuge definiert, der die durchschnittliche Anzahl Mängel pro mängelbehaftetem Fahrzeug beschreibt. Er ist von 2,29 im Jahr 2002 im Untersuchungszeitraum 2004 auf seinen bisherigen Höchstwert von 2,39 gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 2,21 – das Mängelvolumen wächst also kontinuierlich, folgert die GTÜ. Während an 100 Fahrzeugen der Altersklasse bis drei Jahre durchschnittlich 30 Mängel gefunden wurden, sei die Zahl der Mängel bei den Fahrzeugen älter als neun Jahre auf über 220 gestiegen. „Da die Fahrzeuge in der Regel für die Hauptuntersuchung durchgesehen oder vorrepariert werden, ist anzunehmen, dass der tatsächliche ‚Mängelindex’ noch deutlich höher liegt“, befürchtet die GTÜ.
Um die verkehrssicherheitsrelevanten Fahrzeugmängel wirksam vermindern zu können, empfiehlt die GTÜ dem Verordnungsgeber zwei Maßnahmen: einerseits jährliche Hauptuntersuchungsintervalle für Personenwagen, die älter als sieben Jahre (ausgenommen historische Fahrzeuge) sind, sowie andererseits jährliche Hauptuntersuchungen für gewerblich genutzte Transporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 2,8 und 3,5 Tonnen. „Diese Forderungen sieht die GTÜ als entscheidenden und damit unverzichtbaren Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit“, wird den Empfehlungen Nachdruck verliehen.
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