Ministerbesuch bei Michelin in Karlsruhe
Zu einem Informationsbesuch empfing am Montag der Direktor des Michelin-Reifenwerks in Karlsruhe, Uwe Jackstadt, den französischen Außenhandelsminister François Loos. Der Minister zeigte sich an den Aktivitäten des Reifenherstellers in Deutschland und insbesondere am Werk Karlsruhe interessiert. Begleitet wurde der Minister unter anderem vom französischen Generalkonsul in Baden-Württemberg Henri Reynaud, der Michelin bereits im vergangenen Dezember einen Besuch abgestattet hatte. Außerdem waren rund 15 Bürgermeister aus dem benachbarten Elsass gekommen, darunter auch Frédéric Reiss, der neben seinem Bürgermeisteramt Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung ist.
Sicherung von Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit sind Fragen, die auch unsere französischen Nachbarn beschäftigen. Der Minister interessierte sich daher insbesondere für Wege, die Michelin in Deutschland und am Standort Karlsruhe in diese Richtung eingeschlagen hat.
Jürgen Eitel, Direktor Michelin Deutschland, erläuterte das sozial ausgewogene „Fitness-Programm“ EVA (Evolution Allemagne): Zur Stärkung seiner deutschen Standorte hat Michelin im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinen Sozialpartnern ein Sparprogramm aufgelegt, das seine Kosten bis 2008 um 30 Prozent senken soll. Im Wesentlichen basieren die Maßnahmen auf der Erhöhung der Produktivität, Verbesserungen in der Teamorganisation und Arbeitssicherheit sowie einer gegenüber der Chemiebranche langsameren Erhöhung der Löhne und Gehälter. Einschnitte bei den bestehenden Löhnen und Gehältern oder betriebsbedingte Entlassungen wurden ausdrücklich ausgeschlossen.
Werkleiter Uwe Jackstadt gab Einblick in die Umsetzung dieses Programms im Werk Karlsruhe. Neben der Optimierung wichtiger interner Abläufe und Prozesse sollen neue Anlagen dazu beitragen, die Fertigungskosten um 30 Prozent zu reduzieren. „Wir liegen bei der Umsetzung der vorgesehenen Maßnahmen bis heute sehr gut im Plan“, bekräftigte Jackstadt. „2005 und in den nachfolgenden Jahren werden wir unsere Anstrengungen weiter fortsetzen. Unser Erfolg wird in hohem Maße von unserem eigenen Willen und der Fähigkeit zur Veränderung abhängen. Darüber hinaus spielt natürlich auch die Freigabe der notwendigen Investitionen durch die Konzernzentrale eine nicht unwesentliche Rolle.“
Die Standortsicherung bei Michelin in Karlsruhe wirkt sich grenzüberschreitend auf die ganze Region aus: Knapp die Hälfte der insgesamt rund 1.350 Beschäftigten sind Grenzgänger aus dem benachbarten Elsass. Betrachtet man nur die Mitarbeiter aus dem Reifenwerk (über 800), so beläuft sich der Anteil sogar auf mehr als 60 Prozent.
Minister Loos, selbst gebürtiger Elsässer, versicherte: „Ich begrüße die Entschlossenheit, mit der Deutschland starke Maßnahmen zur Senkung der Lohnkosten und zur Beschäftigungsförderung verabschiedet und durchführt.“
Beide Seiten betonten, dass es wichtig sei, die gegen-seitigen Beziehungen weiterzuentwickeln. „Aufgrund der Nähe zum deutsch-französischen Grenzgebiet besteht ein ständiger Kontakt zum Nachbarland“, erklärte Eitel. „An den grenznahen Michelin-Standorten Karlsruhe und Homburg im Saarland arbeiten mehr als 2.000 Grenzgänger aus Frankreich.“ Austausch über die Landesgrenzen hinweg gehört bei dem Reifenhersteller daher zum täglichen Leben.
Das Karlsruher Reifenwerk hat sich in den letzten zehn Jahren zum Spezialisten für kleine Lkw-Reifen entwickelt, die in über hundert Reifengrößen gefertigt und in die ganze Welt geliefert werden. Neben der Reifenproduktion befinden sich am deutschen Stammsitz in der Fächerstadt auch die Vertriebs- und zentralen Verwaltungsbereiche, die für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig sind. In Deutschland hat Michelin fünf Werke und 5.670 Mitarbeiter in der Reifenproduktion.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!