Einblicke von Sudhir Gupta
Gründer und Präsident der russischen Reifengruppe Amtel ist Sudhir Gupta (46). In Indien geboren, ausgestattet mit einem Pass aus Singapur und Chemiker mit Doktortitel hat er der Business Times ein umfangreiches Interview gegeben. Zur Amtel-Gruppe gehören vier Reifenwerke (drei in Russland, eines in der Ukraine) und Fabriken unter anderem für Reifenvorprodukte, das Unternehmen reklamiert für sich einen Marktanteil von 35 Prozent bei Pkw-/LLkw-Reifen und von 28 Prozent am gesamten russischen Markt. Amtel produziert nach eigenen Angaben in diesem Jahr 24 Millionen Reifen, davon zehn Millionen für Fahrräder, und hat aktuell 26.000 Mitarbeiter. Die geplante Akquisition von Vredestein terminiert Gupta in dem Interview auf Mitte März 2005.
Gupta hält nach eigenen Angaben rund 85 Prozent der Amtel-Anteile, die Investment-Gruppe Templeton Strategic Emerging Markets Fund LDC 5,65 Prozent, zehn Prozent seien erst kürzlich für 34,2 Millionen US-Dollar an 22 Investoren in Europa, den Vereinigten Staaten und Russland veräußert worden. Amtel plant, seine Aktien in einem ersten Schritt an der Londoner Börse, später auch in Russland handeln zu lassen. Der Börsengang solle entweder im Herbst 2005 oder im Frühjahr 2006 erfolgen.
Gupta gibt in dem Interview auch Informationen über seine private Situation preis: Indien hat er – damals mittellos – verlassen im Alter von 19 Jahren, um in der damaligen Sowjetunion zu studieren, an der Moskauer Universität hat er seine Abschlüsse gemacht. Er habe ursprünglich nicht vorgehabt, Geschäftsmann zu werden, sondern wollte in die Wissenschaft. Allerdings ist er im Rahmen der Perestroika und der großen Veränderungen in den 80er Jahren und dem „wilden Kapitalismus“ auf eine andere Bahn geraten: Er arbeitete erst als Repräsentant eines indischen Schuhherstellers und schließlich von südostasiatischen Staaten für Naturkautschuk in der Sowjetunion und kam so mit dem Reifengeschäft in Berührung.
Gupta exportierte aus den genannten Staaten Kautschuk nach Russland, 1990 gründete er die damalige Handelsgesellschaft für Gummi Amtel in Singapur. Später hat er dann seine Endverbraucher kennen gelernt: die Reifenfabriken: 1994 hat er sich in die erste Reifenfabrik eingekauft, sukzessive hat Amtel in den Folgejahren Anteile und Fabrik um Fabrik erworben, bis Amtel die Nummer 1 im russischen Markt war und gemessen am Umsatz in der Rangliste der russischen Firmen mittlerweile auf Platz 42.
Guptas 44. Geburtstag war ein einschneidendes Datum für ihn persönlich, er wurde Ziel eines Mordanschlages, bei dem sein Fahrer erschossen worden war, woraufhin er seine russische Ehefrau und seine Tochter – der Sohn studiert in London – umgehend nach Singapur ausfliegen ließ. Seit dieser Zeit verbringt er etwa 15 Tage des Monats in Russland, um sich um seine dortigen Geschäfte zu kümmern. Die gedungenen Killer und ihr Auftraggeber wurden übrigens gefasst, der Prozess soll in Kürze stattfinden. Gupta umgibt sich heute mit acht Bodyguards, wenn er in Russland ist.
Weil Singapur sein zweites Domizil und für seine Familie zur Heimat geworden ist, wird er auch einige Geschäfte dorthin transferieren, vor allem im Handelsbereich. So stellt eine Amtel-Fabrik Ruß her, der nicht nur in Russland, sondern auch in China, Indonesien und dem Iran verkauft wird. Bezogen auf das Produkt Reifen hat Gupta eine Vereinbarung mit dem internationalen Großhändler Stamford Tyres geschlossen, der ebenfalls in Singapur ansässig ist und ab Januar Amtel-Reifen vermarkten wird. Gupta hält derweil nach einem potentiellen Übernahmekandidaten in der Region Ausschau.
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