Prävention bei Pirelli schon lange Tradition
Mitte November besuchte die Hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger den deutschen Produktionsstandort von Reifenhersteller Pirelli in Breuberg im Odenwald. Hintergrund ist die erfolgreiche Teilnahme Pirellis am Modellvorhaben des Hessischen Sozialministeriums zur Implementierung und Förderung von Gesundheitsmanagement-Systemen in Unternehmen. Das Modellprojekt, in dessen Beirat das Sozialministerium vertreten ist, wurde von der AOK Hessen initiiert und vom unabhängigen Institut für Technologie und Arbeit der Universität Kaiserslautern auditiert.
Pirelli wurde für dieses Modellprojekt auf Basis des §63 Sozial-Gesetzbuch V mit weiteren fünf Unternehmen im Jahr 2001 von der AOK Hessen unter anderem für die Teilnahme ausgewählt, weil hier schon langjährige umfangreiche Erfahrungen als Fundament für ein Gesundheitsmanagement-System vorhanden waren, wie es in einer Presseerklärung heißt. Mit erfolgreichem Bestehen des nunmehr dritten Audits gehe die Absenkung des Krankenkassenbeitrages für Pirelli bei der AOK für das kommende Jahr einher, worüber sich natürlich in erster Linie die dort versicherten Pirelli-Mitarbeiter freuen können.
Reifenhersteller Pirelli engagiere sich bereits seit den 1960er Jahren erfolgreich im Bereich Sicherheit und Schutz am Arbeitsplatz für seine Mitarbeiter, und dies lange bevor das Arbeitsschutzgesetz 1976 in Kraft trat. In den 1970er Jahren beispielsweise wurden in der Pirelli-Reifenproduktion die Walzwerke mit automatisch abschaltenden Schutzausrüstungen, so genannte Bauchstange, ausgerüstet, die später gesetzlich vorgeschrieben und daraufhin in der restlichen Reifenindustrie eingeführt wurden.
Seit den 1990er Jahren nehme darüber hinaus die betriebliche Gesundheitsförderung einen besonderen Platz bei Pirelli ein. Unter anderem begleitet durch den Service „Gesunde Unternehmen“ der AOK Hessen sei die gesundheitliche Situation am Arbeitsplatz bei Pirelli kontinuierlich analysiert und verbessert worden, wofür Pirelli bereits 1996 im Rahmen der freiwilligen Sicherheitsprüfung ASCA (Arbeitsschutz- und Sicherheitstechnischer Check in Anlagen) vom Land Hessen ausgezeichnet wurde. So konnte sich Sozialministerin Lautenschläger bei einer Betriebsbegehung davon überzeugen, wie beispielsweise durch vorbeugende Ergonomie die Belastungen für Mitarbeiter bereits bei der Planung und Errichtung von Arbeitsplätzen vermieden werden können. Nach ihren Worten sei das Engagement der Pirelli Deutschland AG beispielhaft und zur Nachahmung empfohlen: „Gezielte Präventionsaktivitäten sind aber auch betriebswirtschaftlich relevant und wirken sich positiv auf die Gesundheit der Belegschaft aus.“ Die Signalwirkung käme auch beim Personal an und werde im günstigsten Falle auch auf das private Umfeld übertragen.
Dr.-Ing Guglielmo Fiocchi, Vorsitzender des Vorstandes der Pirelli Deutschland AG, und in Personalunion auch Chef der gesamten Pirelli-Reifenproduktion weltweit, konnte in diesem Zusammenhang darauf verweisen, dass das Gesundheitsmanagement im Unternehmen seit Jahren konzernweit als strategisches Ziel definiert und somit in der Pirelli Konzernpolitik fest verankert sei: „Die Pirelli-Gruppe mit ihren mehr als 36.000 Mitarbeitern weltweit ist bekannt für ihre Markenprodukte in allen Tätigkeitsbereichen. Natürlich ist der Schlüssel zu unserem Erfolg ein ausgeklügeltes Qualitäts-Management-System, in welchem das Gesundheitsmanagement eine tragende Rolle spielt.“ Schließlich, so Dr. Fiocchi weiter, wären nur leistungsfähige, also gesunde Mitarbeiter im Stande, die Qualität zu produzieren, für die Pirelli auf dem Markt bekannt sei.
„Wer in einem Betrieb arbeitet, der aktiv in die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert, verfügt über eine höhere Lebensqualität, die sich wiederum positiv auf das ganze Familien-Umfeld, und schlussendlich wieder auf das Arbeitsergebnis auswirkt“, ergänzte Dieter Bock, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK in Hessen.
In diesem Zusammenhang wies die Ministerin auf ein weiteres Projekt von Sozialministerium und AOK in Hessen hin, nämlich die Kampagne „Durch dick und dünn“. Gesundheitsvorsorge dürfe nämlich nicht erst am Arbeitsplatz beginnen. Besonders wichtig sei, dass auch das Elternhaus frühzeitig die Aufklärung über Ernährung und Gesundheit für die Kinder übernimmt. Das setze voraus, dass sie selbst ausreichend informiert sind und selbst ein gutes Vorbild abgeben. „Vor allem das Ritual der gemeinsamen Mahlzeit trägt wesentlich dazu bei, gesunde Ernährung wieder in den Mittelpunkt zu rücken“, erklärte Lautenschläger. In einem Gespräch hatte sie mit Dieter Bock, Dr. Guglielmo Fiocchi, sowie den Pirelli-Vorstandsmitgliedern Josef Lottes (Human Ressources) und Carlos Schantl (Operations) den Spielraum für diesbezügliche präventive Maßnahmen auch in Betrieben erörtert. Ihr Hauptanliegen sei es, erfolgreiche Aktivitäten als Best Practice in die Unternehmen hineinzutragen und einen gesunden Lebensstil als mehrheitsfähiges Leitbild zu etablieren. Das Thema Ernährung solle dabei nicht zu kurz kommen, weil Übergewicht schwere Folgeerkrankungen wie Diabetes und Herzinfarkt nach sich ziehen kann, welche dann notgedrungen wieder von der Allgemeinheit finanziert werden müssten.
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