20 Jahre ABS
Continental Teves, als Alfred Teves GmbH 1906 in Frankfurt a.M. gegründet und heute einer der größten Arbeitgeber der Main-Metropole, feierte am 21. September eine Entwicklung, die seit ihrer Einführung millionenfach Verkehrsunfälle verhütet und Leben gerettet hat. „Mit dem Serienstart und der Einführung des Teves Anti-Blockier-Systems MK II im amerikanischen Luxuscoupé Ford Lincoln Continental begann 1984 eine der großen Erfolgsstories unseres Unternehmens”, sagt Manfred Wennemer, Vorstandsvorsitzender der Continental AG, über diese Sparte, die allerdings erst 1998 zum Continental-Konzern kam. „Mit unserer kontinuierlich weiterentwickelten Reihe von aktiven Fahrsicherheitssystemen waren wir stets an der Spitze des technologischen Fortschritts und sind es noch heute.” Das ABS MK II war das weltweit erste Pkw-ABS mit Mikroprozessor-Steuerung, das in Serie hergestellt wurde. Heute ist Continental Teves bei elektronischen Bremssystemen wie ABS und ESP weltweit die Nummer Zwei: In diesem Jahr werden 12.000.000 Einheiten produziert.
Die Bemühungen, ein gefährliches Problem im Straßenverkehr in den Griff zu bekommen, reichen fast bis in die Anfänge der Automobilgeschichte zurück: das Blockieren gebremster und das Durchdrehen beschleunigter Räder. Vor allem das Blockieren der Räder bei starkem Bremsen in Notsituationen, wodurch die Lenkbarkeit des Fahrzeugs verloren geht, konnte bei zunehmender Leistung der Automobile zu lebensgefährlichen Unfällen führen.
Daher setzten die Entwicklungen für „Blockierverhinderer” früh ein – die Patent-Eintragungen dafür reichen in Deutschland bis 1928 zurück. 1965 begannen bei Teves, schon damals ein führender Zulieferer von Bremsentechnik, die Arbeiten für ein „Elektronisches Bremsschlupf-System”. 1970 brachte das Unternehmen ein erstes serienreifes Antiblockiersystem heraus, das in Zusammenarbeit mit der schwedischen Regierung ausgiebig getestet wurde: Als Versuchsträger dienten unter anderem 36 Fahrzeuge der schwedischen Polizei vom Typ Volvo P144, die zusammen mehr als fünf Millionen Kilometer zurücklegten. Doch äußere Einflüsse wie die Energiekrise in den 70er Jahren verhinderten damals einen Serienstart bei Volvo.
Die ABS-Entwicklung wurde bei Teves in Frankfurt jedoch zügig vorangetrieben und führte über erfolgreiche Langzeitversuche mit Fahrzeugen von BMW, Daimler-Benz und VW zu einem neuen integrierten System, das als „Ate Anti-Skid MK II” auf der IAA 1981 präsentiert wurde. Die Innovation: Erstmals wurden hier für die elektronische Regelung eines Pkw-ABS Mikroprozessoren eingesetzt. Antiblockiersysteme waren zwar in Deutschland bereits seit 1978 produziert worden – jedoch auf Basis der damals üblichen kundenspezifischen maßgeschneiderten elektronischen Schaltungen.
„Wir waren die ersten, die frei programmierbare Mikroprozessoren als Standard in die Großserienproduktion von ABS-Anlagen für Pkw einführten”, sagt Dr. Ralf Cramer, Geschäftsleiter Elektronische Brems- und Sicherheitssysteme bei Continental Teves. „Mit unserer Entwicklung begann der Siegeszug der Software. Sie ermöglichte eine zuvor kaum vorstellbare Geschwindigkeit und Flexibilität bei der Anpassung unserer Systeme an die Kundenwünsche.” 1984 erhielt der Ford Lincoln Continental, damals das Highlight amerikanischer Autotechnik, als weltweit erster Pkw serienmäßig ein ABS MK II. In Europa wurde der Ford Scorpio als erster mit dem MK II ausgerüstet; er wurde 1985 Auto des Jahres.
Seitdem haben die Ingenieure von Continental Teves immer kleinere, kompaktere und leichtere Systeme entwickelt. Vor allem durch Fortschritte in der Elektronik wurde eine rasante Leistungssteigerung und Funktionserweiterung erreicht. 1990 ging das ABS MK IV im BMW 3 in Serie – es verfügte als zusätzliche Funktion über die Antischlupfregelung ASR. 1995 gelang mit dem MK20 ein weiterer Technologiesprung in der Geschichte der elektronischen Bremssysteme: Es war bei seiner Einführung das leistungsstärkste und dabei kompakteste Antiblockiersystem auf dem Weltmarkt. Fast 20 Millionen dieser Systeme, die über ABS, ASR und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP verfügen, sind bisher produziert worden – und sie laufen auch heute noch vom Band.
Im Jahr 2000 kam mit dem MK60 ein extrem leichtes System auf den Markt. „Es bildet den Kern einer ganzen Familie Elektronischer Bremssysteme, mit dem wir nun alle Fahrzeugklassen vom Kompaktwagen über Pkw der Oberklasse und Vans bis zum Leicht-Lkw mit zukunftsweisender Bremsentechnik ausstatten können”, sagt Dr. Cramer. In diesem September ist mit dem MK60E – das E steht für Evolution – die bisher jüngste Generation in Serie gegangen: Das System wird im Frankfurter Continental Teves-Werk gefertigt und leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der dortigen Arbeitsplätze.
„Was mit dem einfachen ABS begann, hat mittlerweile zu Sicherheitssystemen geführt, die wie beim neuesten Highlight unserer Fahrsicherheitstechnologie, dem ESP II, sogar Lenkung und Federung in die Fahrzeugregelung einbeziehen, und die in unserer APIA-Strategie mit der Vernetzung aktiver und passiver Sicherheit zu einem optimalen Gesamtsystem führen wird – dem Unfälle und Verletzungen vermeidenden Auto von morgen”, sagt Wennemer.
Seit Juli 2004 wird jeder neue Pkw in Westeuropa serienmäßig mit ABS ausgestattet. Dazu hatten sich im Jahr 2001 die im Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) organisierten Unternehmen auf freiwilliger Basis verpflichtet. Heute kennt nahezu jeder Autofahrer in Deutschland ABS und seinen Nutzen.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!